57. Locked

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"Warum tust du dir das an?" fragte Shelly mich als ich gerade das Frühstück beendete hatte und mich daran machen wollte, den Tisch ab zu räumen. Ich war irritert und setzte mich wieder hin. "Was meinst du damit?" fragte ich sie und nahm ihre Hand. "Ich meine eine Frau, die immerzu auf der Flucht vor der Presse ist und jetzt auch noch von irgendeinem Irren bedrängt und bedroht wird. Warum tust du dir das an? Du könntest es so viel schöner haben." erklärte sie und starrte vor sich hin. "Hey, hey, hey." Ich trat auf sie zu und zog sie an mich. "Was redest du für einen Unsinn. Ich liebe dich. Ich lebe das Leben was ich leben will. Mit dir. Ja, es ist grade eine scheiss Phase, aber das wird sicher wieder besser werden." Shelly hörte was ich sagte, aber war nicht überzeugt davon, hatte ich den Eindruck. "Ich fühle mich wie ein Vogel, dessen Käfigtür geöffnet wurde und dennoch ist er mit einem Bein an eine Kette gefesselt." murmelte sie vor sich hin. "Jetzt darf ich das Haus nicht verlassen, aber was ist Morgen? Ich kann mich doch nicht auf ewig hier verkriechen." Ich nahm Shelly in meine Arme. Sie war voller Angst und Frust. Ich konnte das verstehen, auch ich spürte, wie die Angst ihre Klauen in meinen Nacken gesetzt hatte. Jederzeit bereit mich zu Boden zu werfen. Es klingelte an der Tür und wir beide zuckten gleichermaßen zusammen. Wir sahen zur Tür. "Das kann ja wohl nicht wahr sein, jetzt krieg ich schon schiss, nur weil es an der Tür klingelt." sagte Shelly und stampfte wütend in ihre Richtung. "Ja." brüllte sie beinahe in die Anlage. "Hey Shelly, ich bins, Madlin. Die Wächter hier vorne wollen mich nicht durch lassen. Verrückt, dabei hab ich sie engagiert." Shelly regelte über den Freisprecher alles und öffnete das Tor. Ich wunderte mich etwas, dass Madlin ohne Ankündigung zu uns kam, aber wir befanden uns in einer Ausnahmesituation. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie zum Haus vorgefahren war, die ich damit nutzte Shelly noch einmal fest in den Arm zu schließen. "Wie schaffen das." Sie lächelte nur mit einem Mundwinkel und küsste mich.

"Entschuldigt bitte, dass ich so rein platze, aber es ist wichtig." sagte sie und hatte ein paar Unterlagen unter den Arm geklemmt. "Schon ok, Kaffee?" fragte ich sie und sie bejahte. Shelly und Madlin setzten sich bereits an den Tisch in der Küche, während ich eine Tasse aus dem Schrank nahm und bemerkte, dass meine Hand etwas zitterte. Ich hatte Angst. Ich hatte Angst um meine Frau und auch um mich. Ein paar Worte, ein paar Blumen, die einen solchen Schrecken in unser Leben gebracht hatten. Wen es mir schon so ging, wie schrecklich musste es dann für Shelly sein. Ich musste jetzt stark sein, ich musste für sie da sein und vor allem wollte ich es. Ich würde sie schützen, wo ich nur konnte. Ich würde nicht zulassen, dass ihr etwas zustoßen würde. "Was gibts denn?" fragte Shelly. "Ich möchte gerne warten bis Franzi so weit ist. Kommst du?" fragte Madlin mich in den Rücken. Ich spürte, wie die Klaue in meinem Nacken bereits die Krallen ausfuhr. Ich füllte die Tasse und trat zu den beiden an den Tisch. "Bin schon da." sagte ich und war bis aufs äußerste gespannt, was nun kommen würde. "Hört zu, ich möchte euch nicht verängstigen, aber ihr müsst es wissen. Ich bin heute Morgen ins Studio gefahren und habe mit den anderen schon mal die Pressekonferenz durch gesprochen. Ich weiß gar nicht, warum, aber irgendwie hatte ich das Bedürfnis nochmal in eure Räume zu schauen. Bei dir Shelly, war alles in Ordnung. Ich habe jetzt auch einen Schlüssel organisiert und ihn ab geschlossen." Sie stockte und ihr Blick wanderte nur langsam zu mir. Mein Herz hatte schon mehr verstanden, als überhaupt gesprochen war. Es pumpte Blut durch meine Adern ohne unterlass. "Und bei mir?" fragte ich verhalten und doch fordernd. Ich wollte die Spannung nicht mehr aushalten. Madlin blickt betreten vor sich und suchte die Worte zusammen. Sie versuchte sichtlich, dem ganzen die Dramatik zu nehmen, aber es gelang ihr nicht. Ich sah Shelly an, die nervös mit ihrem Bein zappelte. "Ich habe in dein Büro geschaut," begann Madlin vorsichtig."und dachte, ich seh nicht richtig." Sie nahm ihr Handy aus der Tasche und zeigte uns ein Foto. Darauf zu sehen war mein Büro in dem verwüstet sämtliche Briefe verstreut lagen. Mitten drin eine der Kisten auf der in rot geschrieben war: "Verpiss dich." Betretenes Schweigen legt sich in den Raum. Unser aller Atem war gestoppt. Ich brachte es nicht fertig, auch nur einen einzigen Ton zu sagen. Shelly hielt es nicht mehr auf ihrem Stuhl. Sie schlug mit der Faust auf den Tisch und sprang auf. Madlin und ich erschraken. "Es reicht, ich werde jetzt ins Studio fahren und den Vollidioten ausfindig machen. Ich mach den fertig." wütete sie und war dabei, sich ihre Schuhe an zu ziehen. Madlin lief zu ihr und konnte sie nur mit Mühe halten. "Lass es, du machst es damit nicht einfacher." Shelly war aus der Fassung. Sie brüllte. "Ich lasse nicht zu, dass irgend jemand meiner Frau zu nahe tritt. Dieses feige Etwas. Ich mach ihn fertig." Unter Tränen stand sie da und wusste nicht wohin mit ihrer Wut. Ich saß wie angewurzelt immer noch am Tisch und fühlte den Sturm der Entrüstung um meine Ohren fegen. Jetzt war die Bedrohnung auch klar und unmissverständlich in meine Richtung geschossen. "Shelly beruhig dich, ich habe die Polizei schon informiert. Die kümmern sich, aber du solltest heute wirklich lieber nicht das Haus verlassen." Versuchte sich Madlin in Schadensbegrenzung. Sie hatte sie abhalten können, in Studio zu fahren, aber sie hatte ihr nicht die Wut nehmen können. Ich fühlte, wie sich die Blicke auf mich richteten. Ich wagte kaum, hoch zu blicken. Madlin ergriff wieder die Aktion und setzte sich neben mich auf den Stuhl, während Shelly versuchte, ihre Wut durch hin und her tigern zu kanalisieren. Madlin legte ihre Hand auf meinen Arm."Hey, mach dir keine Sorgen. Ich werde alles tun, dass euch nichts passiert." redete sie einfühlsam auf mich ein. Ich war nciht bereit dazu. Ich war nicht gewillt, mir Angst machen zu lassen und doch hatte das alles seine Wirkung nicht verfehlt. Das durfte einfach nicht sein, beschloss mein Verstand. Niemand hatte das Recht, sich in unsere Leben zu drängen. Meinen Bauch aber hatte es mit eises Kälte erwischt. Ich hatte Angst. "Was sollen wir jetzt tun?" fragte ich Madlin, die in dieser Situation die einzige war, die ihre sieben Sinne beeinander hatte. Zumindest wirkte es so. "Ihr tut gar nichts. Die Polizei wird jetzt weiter ermitteln und ich werde die Pressekonferenz Morgen absagen. Ich glaube, es wäre nicht gut, den Termin stehen zu lassen." Ich nahm die Information nur auf, sie wirkte überhaupt nicht in mir. Shelly hingegen war schlagartig angehalten in ihrer unermütlichen Bewegung und setzte sich wieder zu uns an den Tisch. "Nein, das werden wir nicht tun." Überrascht blickten wir beide in ihre Richtung. "Es macht keinen Sinn. Wenn wir jetzt die Pressekonferenz absagen, wird das unweigerlich die Presse aufmerksam werden lassen. Sie werden wissen wollen, warum und ein paar Füchse werden das schnell raus finden. Dann werden sie daraus die nächste Schlagzeile machen. Wenn die Öffentlichkeit Bescheid weiß, dann auch der Täter und er wird sich vielleicht zurück ziehen. Ich will aber wissen, wer es ist. Er muss glauben, dass er sein Spielchen weiter spielen kann." Ich verstand kein Wort von dem, was Shelly sich da zurecht legte, aber ich war nicht einverstanden damit. "Du willst dich also als Köder bereit stellen?" fragte ich nach, um mich zu vergewissern, dass das ihr Plan war. Madlin schüttelte bereits den Kopf. "Nein, nicht als Köder." protestierte sie. "Ich will nur nicht, dass die Presse davon erfährt." versuchte Shelly zu beschwichtigen. "Und trotzdem als Köder." bestand ich darauf, das Ganze beim Namen zu nennen. Sie meinte das ernst. Ich musste nicht fragen, ich sah sie nur an und wusste, sie meinte das ernst. "Shelly hat nicht ganz unrecht. Wenn die Presse davon Wind kriegt, dann seit ihr nicht nur vom dem Irren belagert, sondern auch noch von denen." Ich war entsetzt über Madlins Ansage und Shelly und überhaupt. Ich konnte nicht verstehen, was die beiden da redeten. "Ich werde nicht zulassen, dass du dich in Gefahr begibst." vertrat ich meinen Standpunkt und pochte darauf, die Konferenz ab zu sagen. Leider hatte meine einzige Verbündete, Madlin, tatsächlich ihren Meinung geändert und beteuerte, alles erdenkliche für die Sicherheit zu tun. "Dann macht doch was ihr wollt." platze es aus mir raus und ich verschwand stapfend nach oben ins Schlafzimmer. "Schatz, Schatz, warte bitte." rief Shelly mir hinterher, aber ich wollte mir nicht länger den Unfug von strategisch richtigem Vorgehen anhören, wenn dabei der Mensch den ich liebte in Gefahr geraten konnte. Ich setzte mich aufs Bett und war nicht einmal wirklich wütend. Ich war dagegen und würde es auch bleiben, auch wenn Madlin und Shelly das anders sahen und sowieso ihr Ding durchziehen würden. Ich schmollte vor mich hin und fragte mich, ob ich bereit war, ob ich wirklich in dieser andersartigen Welt existieren konnte. Ich klagte innerlich die ganze Welt an und verurteilte sie, dass sie es nicht gut meinte mit mir. Es klopfte und zu meiner Überraschung war es Madlin, die herein trat. "Danke, dass du Shelly auch noch unterstützt in diesem Irrsinn." begrüßte ich sie wenig freundlich. Ich saß mit dem Rücken zu ihr und war nicht gewillt mich um zu drehen. "Franzi, ich weiß, dass es für dich schwer nachvollziehbar ist und ich verstehe dich auch. Aber willst du dich auf ewig mit ihr hier einigeln?" Diese Frage war so überflüssig und unnötig. Natürlich wollte ich das nicht. "Da draußen rennt ein Irrer rum, der es auf Shelly abgesehen hat und wer weiß, vielleicht sogar auf mich. Wenn es sein muss, würde ich mich irgendwo hin mit ihr einigeln, solange ich weiß, dass wir in Sicherheit sind." entgegnete ich ihr. Sie schwieg. Ich spürte, das etwas in ihr immer noch meiner Meinung war. Auch Madlin zögerte, aber ihr Managerherz sprach eine andere Sprache. "Ich werde es so drehen, dass Shelly später zur Konferenz dazu kommt und nur die letzten paar Minuten zum Interview zur Verfügung steht und ich werde die Anzahl an Sicherheitsleuten verdoppeln lassen. Ich werde auch nicht zu lassen, dass ihr etwas geschieht. Und du solltest hier bleiben, damit dir auch nichts geschieht." "Auf gar keinen Fall. Ich werde backstage dabei sein und versuch nicht, mich davon ab zu bringen." Plötzlich spürt ich eine Hand in meinem Rücken, die mich streichelte, gefolgt von einem Körper, der sich zart an mich schmiegte. Madlin? Ich traute mich gar nicht, mich rum zu drehen. Aber dann erkannte ich Shelly's Hand, die unseren Ring trug und mir um den Bauch fasste. Sie hielt mich fest und küsste mich in den Nacken. "Schatz, ich passe schon auf auf mich. Es wird nichts passieren." Shelly hatte sich unbemerkt rein geschlichen. Ich hatte sie nicht gehört und wusste nicht, was sie alles gehört hatte. "Ich lass euch mal alleine." murmelte Madlin und verließ das Schlafzimmer. Shelly küsste meinen Nacken, streichelte immer wieder meinen Bauch und legte dann ihr Kinn auf meine Schulter. "Ich werde mitkommen. Ich will nicht, dass du dort alleine bist." verlangte ich und würde mich auf keine weitere Diskussion einlassen. "Okay." antwortete Shelly und küsste mich auf die Wange. Ich drehte mich zu ihr und legte meine Lippen sanft auf ihre. "Wir sollten wieder nach unten gehen, ich glaube, Madlin ist noch da." erwähnte Shelly und wir rafften uns auf und gingen runter. Madlin hatte es sich auf dem Sofa mehr als gemütlich gemacht und der Fernseher trällerte fröhlich vor sich hin. "Hey, Platz gemacht, wir wollen auch noch dazu." forderte ich sie lächelnd auf. "Schon fertig? Ich dachte, das würde eine längere Aktion werden bei euch." sagte sie Auge zwinkernd. "Was haltet ihr davon, wenn wir uns einen Film anschauen?" fragte Shelly. "Oh Got, wie gerne würde ich das jetzt tun, aber ich muss noch ein paar Dinge regeln für Morgen. Also, es bleibt doch dabei oder?" fragte sie und blickte abwechselnd zu Shelly und zu mir. "Ja." antwortete sie fest und unumstößlich.

Madlin nickte und verabschiedete sich, während Shelly und ich uns auf dem Sofa breit machten. Shelly hatte einen Film eingelegt, den ich nicht kannte. Aber viel bekamen wir davon auch nicht mit. Als sich unsere Finger trafen und ihr Spiel begannen, unsere Lippen magnetisch angezogen wurden und unsere Körper sich unbändig nach einander sehnten, hatte der Film aus gedient.

@lialight


Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt