31. Separated (Franzi)

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Die Sonne kitzelte meine Nasenspitze, als ich wach wurde. Meine Augen waren zugeschwollen von den vielen Tränen, mein Kopf schmerzte. Ich drehte mich um und sah neben mich. Sandrine war schon weg. Ich hatte gar nicht mit bekommen, dass sie gegangen war. Mein nächster Blick fiel auf die Uhr, es gerade kurz vor neun. Ich pellte mich aus dem Bett und schmiss die Kaffeemaschine an. Für mich gab es keinen schöneren Start in den Tag, als in Ruhe einen Kaffee zu trinken, der Stadt beim wach werden zu zu sehen und meine Gedanken schweifen zu lassen. Bis ich Shelly kennen gelernt hatte. Nun ware der vollkommene Morgen der gewesen, mich in Shelly's Arme zu kuscheln und gemeinsam mit ihr in der Stille in den Tag zu starten. Nur fühlen. Ich spürte sie immernoch. Ein einziger Gedanke reichte, um sie wieder lebendig zu fühlen. Ihre Hände an meinem Körper, ihre Lippen auf den meinen, ihren Blick, wie er auf mich herab sah, kurz bevor der Rest folgte und unsere Lippen sich vereinten. Ich hörte ihr lachen, ihre Stimme und ich konnte und wollte nicht, dass es aufhört. Ich nahm mein Handy und hoffte, eine Nachricht von ihr vor zu finden. Aber nichts. Eine Nachricht von Sandrine, die sich nach mir erkundigte. Die wundervolle, die so selbstlos, einfach da war. Ich setzte mich auf die Festerbank und verlor mich in dem Ausblick. Über die Baumwipfel, die den Parkplatz vorm Haus verdecken sollten, hinweg zu der wunderschönen Parkanlage, mit künstlich angelegtem See, die mich immer wieder in ihrem Bann zog. Ich erinnerte mich, dass genau dieser Ausblick mich bestochen hatte, diese Wohnung zu nehmen.

Ich beobachtete in der Ferne ein Päarchen, dass händchenhaltend im Park herum schlenderte, hier und da ein Küsschen. Ich beneidete sie sofort. Natürlich würde ich jetzt vermutlich permanent Liebespaare sehen, die sich küssten und glücklich miteinander ihrer Umwelt zu strahlten. So war es doch immer, wenn man Liebeskummer hatte. Ich musste unweigerlich an Shelly denken. Mein Leben hatte sich komplett verändert, seit dem ich sie kannte. Mein Alltag hatte sich neu strukturiert und in der Zeit, in der sie da war, war ich so weit davon entfernt, dass ich kaum mehr erinnern konnte, wie mein Alltag vorher gewesen war. Ich spürte, wie sich die Trauer erneut durchsetzte und meine Tränen anregte. Ich schluckte kräftig und versuchte, dem nicht nach zu geben. Das konnte nicht das Ende sein und doch hatte ich kein Indiz, dass es das nicht war. Keine Nachricht, kein Wort von ihr. Einfach nichts. Ein kurzer Lacher polterte aus mir heraus. Gott, wie blöd ich war zu glauben, dass ein so toller Mensch mich toll finden könnte. Und da war es wieder, das kleine Teufelchen, dass sich süffisant mal wieder seinen Bauch rieb. 'Hab ich doch gesagt.' blubberte es in mein Ohr und ich schnippte es von meiner Schulter, bevor es noch in der Lage war, ein einziges Wort zu sagen. Nein, ich hatte mcih nicht getäuscht, ich war mir sicher. Ich liebte diese Frau und keine Schauspielerin der Welt wäre in der Lage gewesen, dass alles zu spielen. Ich wusste, dass sie mich auch liebte, aber sie beugte sich den Anforderungen, die an sie gestellt wurden. Ja, wie Madlin sagte, sie hatte sich für die Karriere entschieden und ich würde es akzeptieren müssen, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie mir das gelingen sollte. Ich hätte mir so sehr ein abschließendes Gespräch gewünscht. Noch einmal ihre Stimme hören, einmal nur. Auch wenn es das vermutlich unerträglich machen würde. Da hatte Madlin Recht, es würde die ganze Situation schlimmer machen. Vielleicht redete ich mir das auch nur ein, weil ich nicht den Mut hatte, mich einem Gespräch zu stellen, in dem ich von Shelly selbst hören würde, dass es das war. Würde ich das aushalten können? In diesem Monet war ich mir sicher, dass ich daran zerbrechen würde.

Ich ließ mir ein Bad ein und entschloss mich, ab zu schließen und aktiv in einen neuen Tag zu starten. Ich wusste, dass war eine reine Kopfentscheidung und meine Seele war noch nicht so weit. Aber ich hatte das dringende Bedürfniss, mich wieder menschlich zu fühlen. Baden, frühstücken und dann erstmal raus an die frische Luft. Ein klarer Plan, klare Entscheidung. So würde ich vorgehen und schauen, ob es mir gelingen würde.

Ich lag in der Wanne, mein Handy bei mir. Ich sah mir die Selfies an, die wir gemacht hatten. Sie zeigten zwei Frauen, die eine schöne Freundschaft und Spaß miteinander hatten, kein Hinweis auf eine Liebesbeziehung. Ich ertappte mcih dabei, dass ich jedes Bild peinlichst untersuchte, ob uns nciht etwas verraten könnte. Allein der Gedanke war albern, waren wir doch bereits entlarvt worden. Ich spürte, dass diese Veröffentlichung meines Liebesbriefes seine Spuren hinterlassen hatte. Es durfte keinesfalls mehr an die Presse gelangen. Ich dachte darüber nach, ob jemand in der Lage wäre mein Handy auszuspionieren. Sollte ich vielleicht besser die Bilder löschen oder auf einen Stick ziehen? Doch etwas setzte sich über all das hinweg. Die Erinnrung an all die unglaublichen Moment. Ich erinnerte mich wieder an unser Kennenlernen, an das ich so gerne zurück dachte. Ihr verschmitzter Blick von der Seite, ihren Mut, der uns zueinander geführt hatte. Ich hatte mich nicht getraut, so offen und keck auf sie zu zu gehen. Ich weinte, ein bischen, fühlte den Schmerz der sich in mir wieder Platz verschaffte. "Nein, schluss jetzt, genug geweint." sagte ich zu mir selbst. So sehr ich es versuchte gelang es mir nicht. Es sprudelte erneut aus mir raus. Ich musste einen Weg finden, damit klar zu kommen. Es war vorbei und vielleicht war es irgendwann möglich, mit Freude zurück zu denken und es einfach als unglaublich schöne Erinnerung ab zu speichern. Ich hatte geliebt, wahrhaft geliebt und tat es immernoch. Wie oft hatte ich mich nach der großen Liebe gesehnt und da war sie, hatte mcih überrollt und viel zu schnell wieder verlassen.

Ich legte mein Handy bei Seite und ließ mich ins Wasser sinken. Kopf unter, nichts hören, nichts sehen, aber es half nicht gegen fühlen.

"Gott Babe, du siehst scheiße aus." sagte ich in mein Spiegelbild als ich aus der Wanne gestiegen war und könnte schwören, es habe beleidigt reagiert. Ich zog mich an und spürte meinen Magen, der bereits zu einem einzigen Krampf mutiert war. Ich musste etwas essen, auch wenn es mir ein Grauen war.

Ich zog mich an und schminkte meine Trauer so weit es ging weg. Ich beschloss, mir ein paar Brötchen zu kaufen und mir ein kulinarisches Highlight zu schaffen, um mich selbst zum Essen zu überrumpeln.

Schon auf dem Weg zum Bäcker hatte ich das Gefühl, dass mich alle Welt anstarrte. Ich musste andauernd in mich rein reden. Niemand wusste, dass ich F war, die diesen Brief geschrieben hatte.

Als ich den Laden betrat wurde ich gleich fröhlich begrüßt. Irmtrud. Gott, wie ich mich freute sie zu sehen. Sie war mein Alltag. Sie war es die mir für einen Moment Normalität vermittelte.

"Hey Franzi, du siehst aber müde aus. geht es dir gut?" fragte sie besorgt. Müde, wunderbares Stichwort. "Ja, ich hab schlecht geschlafen, sonst alles gut." sagte ich und drückte mir ein einigermaßen glaubhaftes Lächeln auf die Lippen.

"Vier Brötchen ohne Kaffee heute?" fragte sie mit einem zwinkernden Auge. Es schoss mir direkt in den Leib. Ja, dass hatte ich zuletzt besorgt, als Shelly noch da war. Jetzt unbedingt die Fassung wahren, schwor ich auf mich ein. "Nein, heute wieder wie immer." Fassung wahren, lächeln, die nächste Frage würde sicher folgen.

"Oh, ist dein Besuch wieder weg?" fragte sie neugierig. "Ja, ist sie." Jetzt musste ich mich beeilen, wenn ich meine Tränen noch im Zaum halten wollte.

"Wie wars denn?" fragte sie. Ich hingegen hatten einen übermäßigen Fluchtinstinkt. "Schön, erzähls dir ein ander Mal, muss weiter." antwortete ich hecktisch, legte ihr das Geld auf den Tresen und rannte beinahe aus dem Laden. Durchatmen, schlucken. Ja, ich hatte es wieder unter Kontrolle. Jetzt wollte ich nur noch nach Hause und etwas essen.

©lialight



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