Mein Handy piepste. Eine Nachricht von Robert und auch Sandrine hatte geantwortet. Ich hatte beiden das Selfie geschickt. "Yeah, sehr gut, genieß es." hatte mir Robert zurück geschrieben und Sandrine wollte natürlich alles wissen. "Erzähl, erzähl, erzähl." schrieb sie. Ich antwortete ihr nur knapp, dass wir in den nächsten Tagen Skypen oder telefonieren würden. Robert dankte ich. Ich konnte kaum glauben, dass er das mit machte. Ich dachte kurz darüber nach, ob ich meinen Job riskiert hätte und auch geflogen wäre, hätte Robert mich nicht unterstützt. Ich setzte mich kurz aufs Bett und war für einen Augenblick mit dieser Frage beschäftigt. Ich ließ meinen Blick schweifen. Sah mich um in dem Schlafzimmer, in dem ich mich so wohl und geborgen fühlte. Ich nahm mein Handy zur Hand, sah mir das Selfie an. Ein Lächeln huschte über meine Lippen, mein Herz tanzte einmal mehr mit dem Regenschirm in der Hand durch den Sommerregen. Ja, ich war mir sicher, ich hätte es riskiert. Um so wunderbarere, dass ich es nicht musste. Oder würde ich es eines tages doch müssen? Mir gingen Gedanken an meine Zukunft mit Shelly durch den Kopf. Wir würden uns wieder trennen müssen. Aber wie lange würden wir es schaffen, eine Fernbeziehung auf diese Distanz zu führen? Ich spürte, wie sich die Angst mit ihren spitzen Krallen in meine Waden bohrte. "Franzi!" hörte ich Shelly rufen. "Was denn?" rief ich aus dem Schlafzimmer zurück, entrissen aus meinen Gedanken. Und ich war dankbar, konnte ich doch die Angst noch einmal rechtzeitig wiedder abschütteln. "Komm mal schnell runter, das musst du dir ansehen." Sie hatte ein Mischung aus Hysterie und angespannter Aufregung in der Stimme. Sie überschlug sich etwas. Offensichtlich sollte ich es unbedingt sehen. Ich ging die Treppe runter und hörte den Fernseher. Shelly's Name fiel und ... oh mein Gott... Franzi, das war eindeutig mein Name. Ich eilte mich und bemerkte Shelly gar nicht. Ich sah eine Runde von vier Frauen, die sich über uns unterhielten. Sie schwärmten irgendwie, dann wieder wurden sie kritisch. Aber dann wieder versöhnlich und kündigten die ersten Fotos der lovestory schlechthin an. Sie zeigten verschwommene Foto von der Promiparty, die ich damals mit Shelly besucht hatte, kurz nachdem wir zusammen gekommen waren. Damals war ich noch getarnt als die Deutsche. Sie hatten diese Bilder ausgekramt, für dich sich bisher niemand interessiert hatte. Jetzt wurden sie heran gezogen zur Spekulation, ob wir damals schon zusammen gewesen sind. Ich hatte einen Namen, war ich Franzi, ich hatte einen Namen. Franzi, Shelly's Freundin. Ich wurde von diesen vier Frauen, zum ersten als ihre Freundin tituliert. So schön ich das irgendwo in mir fand, überwog doch das seltsame Gefühl, dass wild fremde Menschen sich über mich und meine Freundin unterhielten. Ich war wie erstarrt, ich bekam meinen Mund nicht mehr zu. Das war mein Name im kanadischen Fersehen. Und Shelly und ich und wir beide und unsere Liebe. Sie wussten, dass ich angereist war. Ich konnte es nicht glauben. Der Rest der Sendung klang wie eine mir nicht verständliche Sprache in meinen Ohren. Ich stand einfach da und versuchte Realität von Einbildung zu unterscheiden. Ich brauchte auch nach der Sendung noch einige Zeit, bis ich mich wieder gesammelt hatte. Mir war die Kinnlade bis auf den Boden gerutscht. Ich bemerkte, dass Shelly schweigsam war. Nur ihr Handy machte lautstark auf sich aufmerksam. Es klingelte unaufhörlich, hörte wieder auf und klingelte dann wieder aus neue. Sie ging nicht ran. Ich drehte mich zu ihr um und sah ihren Blick zwischen Entsetzten und vorsichtiger Freude. "Jetzt weiß es jeder." stammelte sie unsicher. In Zeitlupe setzte sie sich auf das Sofa. Ich setzte mich zu ihr. Wir schwiegen vor uns hin. "Schatz." sagte Shelly sturr vor sich hin blickend. "Ja." antwortete ich genauso paralysiert. "Das wird furchtbar anstengend. Die Presse wird sich auf uns stürzen." sagte sie vor sich hin und hatte immer noch den Blick nicht abgwendet. Das Telfon klingelte scheinbar in hundert Kilometer Entfernung munter weiter. "Was heißt das für mich? Für uns?" fragte ich mit verängstigt aufgerissenen Augen. "Lächeln, Schatz, einfach lächeln." antwortete Shelly. Wir drehten unsere Köpfe in halbem Tempo zueinander. Wir sahen unsere entsetzten und auch irgendwie lächelnden Gesichter und wie auch immer man es drehen wollte, wir sahen so blöde drein, dass wir lauthals über uns lachen mussten. Wir hielten uns die Bäuche. Das war einfach zu köstlich. Das Handygebimmel hatte etwas nachgelassen und wir kuschelten uns aneinander. Ich genoss jeden Atemzug in ihrer wohligen Wärme. Jede Berührung entfachte das Feuer in mir. "Süße, wirst du das aushalten?" fragte Shelly ernst und besorgt. "Was aushalten?" fragte ich sie. "Den Presserummel. Versprichst du mir, dass sie uns nicht auseinander treiben, auch wenn sie uns nicht wohl gesonnen sind?" Ich spürte ihre Unsicherheit, ihre Befürchtungen. Das machte mich unruhig. Ich konnte es nicht wissen, ich hatte keine Ahnung, was das bedeuten würde. Meinen Liebesbrief, mein instimstes Geständnis in einer Klaschspalte zu sehen hatte mich getroffen, aber konnte es denn noch schlimmer kommen? "Hilf mir, hilf mir damit umzugehen. Ich weiß nicht wie das ist oder wie ich mich verhalten soll. Du bist der Profi." bat ich sie. "Ich würde alles tun, was dir hilft, alles was uns zusammen hält." Jetzt packte mich der Ergeiz. "Okay, was muss ich tun, wenn mich ein Journalist etwas fragt? Kein Kommentar?" fragte ich etwas unbeholfen. Ich stand auf und übte mich schauspielerisch und sagte es auf die verschiedensten Arten. "Kein Kommentar...äh...kein Kommentar....oder lieber so: Kein Kommentar." sagte ich mit künstlich tiefer gesetzter Stimme. Shelly lachte sich schlapp. Sie hielt sich den Bauch und schaute noch verliebter als sonst. "Jetzt sag schon, wie macht man das." drängte ich. Sie versuchte ernst zu bleiben, was ihr sichtlich schwer fiel. Auch sie stand jetzt auf, trat auf mich zu und umfasste meine Taille. Sie setzte einen laszive Blick auf, ließ ihre Hände über meinen Körper kreisen und flüsterte mir ins Ohr: " Ich wäre für die mittlere Variante, die bei der du deine Hüften zur Seite geworfen hast und mit hoch gezogener Augenbrauenarroganz deinen Kommentar verweigert hast." Sie küsste mich. "Ach so, du meinst also diese Variante. Für aller Ohren bestimmt?" fragte ich nach, während ich ihre Anmachversuche gekonnt abwehrte mit meiner Augenbrauenarroganz. "Nur für meine! Sags nochmal. Nur für mich." Fest umschlungen hauchte ich es ihn ihr Ohr. Sie warf ihren Kopf zurück als hätte sie der Schlag getroffen. Getroffen von Armors Pfeil fasste sie sich ans Herz und rief: "Ich liebe diese Frau." Jetzt musste ich lachen und sie küssen. Diesen wunderbaren Menschen einfach küssen. So viel Glück war mir zu Teil geworden, ja, die Welt sollte es wissen. Ich spürte wie dieser Entschluss meine Brust anschwellen ließ und ich bereit war, mich dem Trubel zu stellen. Jedoch nicht jetzt, nicht heute. Ich musste diese Zweisamkeit noch etwas genießen, mich ihr ergeben ohne Raum und Zeit ohne jeglichen Gedanken an Morgen oder die nächste Stunde. Einfach nur genießen, was da mit mir und uns geschah. Wieder und wieder klingelte Shelly's Handy. Sie wehrte sich, das zu hören. Sie wusste, was es bedeutete. Es fiel mir zunehmend schwerer, das zu ignorieren. "Willst du nicht mal ran gehen? Oder zumindest nach schauen, wer es ist?" fragte ich. Widerwillig machte sich Shelly von mir los und blickte auf ihr Telefon. "Madlin. Madlin hat so oft angerufen." erklärte sie und verzog die Mine. Es machte ihr zu schaffen, dass sie nicht mehr an ihrer Seite war. Es schien sie etwas zu verunsichern. Madlin war die Macherin, die Frau die sich mit der Presse rum geschlagen hatte, die die alles organisierte, sogar ihren Schützling versuchte vor unangenehmen Fragen zu schützen. Shelly verließ deutlich der Mut. Offenbar wusste sie selbst nicht, wie sie es ohne Madlins Hilfe händeln sollte. "Wir brauchen jetzt dringend ein Management. Wenn nicht Madlin, dann zumindest irgendjemand sonst. Da können wir alleine nicht durch." erklärte sie. "Das können wir alleine nicht im Zaum halten." "Dann ruf sie an." forderte ich sie auf. "Aber das kann doch nicht mehr gut gehen." konterte sie. "Sie hat mein Vertrauen sehr enttäuscht. Ich muss darüber nachdenken." Ich konnte das verstehen, auch ich war nicht uneingeschränkt bereit, ihr mein Vertrauen zu schenken. Aber Shelly hatte Recht, wir mussten einen Weg finden, wie wir da gut durch kamen, bis die Presse sich wieder beruhigt hatte. Madlin signalisierte, dass sie bereit war, wieder Kontakt auf zu nehmen. Jetzt waren wir am Zug. Zunehmend wurde dieser Tag fordernd. die Realität forderte unsere Aufmerksamkeit. Ein Signal an Madlin und vielleicht hätten wir zumindest an diesem Tag wieder eine wirkliche Chance auf Rückzug und Zweisamkeit, einfach Beziehungsleben. "Ich kann dich verstehen und ich überlasse die Entscheidung dir. Wenn sie uns helfen kann und du bereit bist, es noch einmal mit ihr zu versuchen, dann bin ich dabei. Hörst du?" ebnete ich ihre eine Basis, auf der sie ihre schweren Gedanken ablegen konnte. "Danke, es ist so schön, dass du jetzt hier bist. Unvorstellbar wärest du jetzt in Deutschland und wir müssten beide alleine da durch." Dem konnte ich nur zustimmen. Auch ich konnte und wollte mir nicht im Traum vorstellen, wie es mir ergehen würde, wäre ich nicht bei ihr gewesen.
Wir genossen den Tag so gut es ging, doch die Frage Madlin an zu rufen oder nicht schwebte unsichtbare über unseren Gemütern. Am frühen Nachmittag war es Sehlly, die es nicht mehr aushalten konnte. Sie nahm sich ihr Telefon zu Hand und wählte Madlin an. "Hallo Madlin, begrüßte sie sie." Ich zog mich diskret zurück, doch Shelly folgte mir und nahm meine Hand. Sie verabredete ein Treffen mit ihr für den Abend. Als sie aufgelegt hatte kam ich nicht umhin sie zu fragen, wie es war. "Sie sagt, das Telefon laufe über und sie habe sämtliche Email Anfragen. Alles wollen uns zum Interview einladen. Sie meinte, sie müsse das mit uns besprechen." erklärte sie. Sie blickte etwas gedrückt zu Boden. "Sie kommt heute Abend?" fragte ich vorsichtig nach. "Ja." antwortete Shelly knapp. "Bist du okay damit?" fragte ich mit gerunzelter Stirn. "Weiß nicht, ich glaube, ich bin immernoch sauer, aber es gibt mir auch ungemein viel Sicherheit, wenn sie an meiner Seite ist." Ich verstand ihren Zerriss. Ich würde sie unterstützen, egal wozu sie sich entscheiden würde. "Komm, lass uns gute Gastgeber sein und schauen, was wir ihr anbieten können." versuchte ich sie auf zu muntern. "Einverstanden." sagte sie und wir machten uns daran, die Speisekammer zu inspizieren.
©lialight
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Meet and love (gxg)
RomanceEin Meet and Greet mit Folgen. Sie glaubte nicht daran, dass sie das Treffen mit ihren Stars gewinnen würde. Sie glaubte nicht daran, dass sie ihrem größten Star so nah kommen würde. Sie ahnte nicht, das sich daraus noch viel mehr entwickeln sollte...