Kapitel 76
Jessica's POV
Kraftlos hänge ich in den Fesseln. Endlich haben die Männer von mir abgelassen.
Ich fühle mich so dreckig, so benutzt. Alle Zellen in meinem Körper schmerzen. Ich würde nichts lieber wollen, als zu sterben.
Sobald die Männer von mir abgelassen haben, haben sie mir ein Tuch um den Körper geschlungen, damit ich nicht komplett nackt an der Wand hänge. Die Fesseln haben sie trotzdem nicht gelöst.
Mit den Nerven am Ende hänge ich also hier. Meine Gedanken immer wieder bei den Jungs. Meine Freunde fliegen heute weiter. Lassen mich zurück. Machen weiter mit ihrer Tour. Und keiner bleibt zurück, der nach mir suchen kann.
Plötzlich öffnet sich die Türe. Völlig verängstigt hebe ich meinen Blick, in der Erwartung, den Boss zu sehen oder einen seiner Kumpanen, die sich nochmal an mir vergehen wollen. Doch ich hätte nie erwartet, wen ich jetzt erblicke.
"Jake?", flüstere ich geschockt.
"Jessi", murmelt er bedrückt und kommt auf mich zu. Direkt vor mir bleibt er stehen.
Ich senke meinen Blick, schäme mich, ihm so gegenüber zu stehen. Die ganzen Gefühle, die ich unterdrückt habe, kommen wieder hoch. Trauer. Wut. Verzweiflung. Enttäuschung. Innerlich tobt das reinste Gefühlschaos in mir, doch ich zeige ihm nichts.
"Jessi", sagt er erneut, dieses mal jedoch lauter. Als ich immer noch auf den Boden sehe, legt er einen Finger unter mein Kinn und drückt es sanft nach oben und zwingt mich somit, ihn anzusehen.
"Was ist?", frage ich am Boden zerstört. Er hat mir verraten. Er hat mich an die Mörder meiner Familie verraten. Ansonsten wäre er nicht hier.
"Es tut mir leid."
Dieser Satz bringt mich innerlich zum toben. Ich würde ihn am liebsten eine klatschen, doch leider bin ich an die Wand gekettet.
Schweigend sehe ich ihn an. Ich meine, was soll ich darauf schon antworten?
"Es tut mir leid, wie das ganze gelaufen ist", redet Jake weiter. Ich starre ihn einfach nur an. "Wie du das mit Michelle und mir erfahren hast. Und jetzt diese Sache hier. Ich wollte dich warnen. Hundert, nein, tausendmal bestimmt. Aber du hast immer abgeblockt. Was auch verständlich ist, nach der Sache, die ich abgezogen hatte."
"Was hast du mit ihnen zu tun?", frage ich jetzt einfach. Mir egal, was er noch erzählen wollte. Mich interessiert nur, woher er sie kennt.
"Dein Onkel hat meinen Onkel umgebracht", erklärt er mir.
Mit großen Augen sehe ich ihn an. Wie kann das sein? Wieso muss es nur so einen scheiß Zufall geben?
"Seine Männer haben euch beobachtet. Nach einer geeigneten Zeit gewartet, wann ihr endlich alle zusammen seid. Und dann die Bombe platzen lassen. Haben das Haus gestürmt. Haben alle umgebracht. Bis auf dich", redet er einfach weiter.
Ich will das alles nicht hören. Ich will nicht hören, wie sie es gemacht haben, was sie noch mit mir vorhaben. Aber Jake hört nicht auf zu reden.
"Du bist ihnen entkommen. Bist aus dem Haus gestürmt, was keiner von ihnen ahnen konnte. Und dann wurden sie gefasst. Aber vorher hatten sei mit meinen Eltern noch gesprochen."
Seine Eltern waren also auch noch bei der ganzen Sache dabei. Wie können sie nur. Fassungslos starre ich ihn an, doch noch immer ist er nicht fertig zu reden.
"Sie hatten versprochen, dich im Auge zu behalten. Sie hatten immer jemanden in deiner Reichweite, der dich beobachtet, der uns alle Informationen über dich liefert. Genauso, dass Simon dich adoptiert hat. Und als dann klar wurde, dass du auf meine Schule kommst, hatte ich die Aufgabe, dein Vertrauen zu gewinnen."
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Could there be a happy ending? #Wattys2016
FanfictionJessica Clambert. Ein 17-jähriges Mädchen wie alle anderen. Doch es gibt einen gravierenden Unterschied. Ihre komplette Familie wurde ermordet, als sie 10 war. Wieso? Das weiß keiner so genau. Sie wurde ins Waisenhaus gebracht und verbrachte dort 7...