Kapitel 12

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Kapitel 12

Simon's POV

Zusammen sitzen wir in unserem Auto und ich werfe ihr immer wieder einen besorgten Blick zu. Wieso glaubt sie ihren Klassenkameradinnen auch? Das ist doch alles totaler Blödsinn, was die da von sich geben.

Sobald wir zuhause angekommen sind, merke ich, dass meine ganzen Sachen noch in meinem Büro sind und ich mich dort auch noch abmelden muss. Aber kann ich Jessica alleine lassen?

"Ist es für dich in Ordnung, wenn ich nochmal schnell ins Büro fahre? Ich muss noch alle Computer ausmachen und meine Sachen holen", sage ich und schaue Jessica fragend an.

Sie nickt. "Mach ruhig", sagt sie und will dann aus dem Auto gehen. "Kannst du mir vielleicht noch aufsperren?", fragt sie dann.

Ich nicke, steige aus und gehe mit zum Haus. Dort sperre ich die Haustüre auf.

"Lass niemand in das Haus rein, ja? Und wenn ich komme, habe ich selbst meinen Schlüssel, also öffne unter keinen Umständen die Haustüre", sage ich noch zu ihr.

"Das hört sich ja fast so an, als würdest du einen Mörder erwarten, der hier gleich herein spazieren möchte", sagt Jessica und versucht die Situation aufzulockern.

Ich lache. "So in etwa. Nein, Spaß. Mach es einfach nicht, ja?"

Sie nickt.

"Dann bis später", sage ich und verabschiede mich von ihr. Sofort steige ich in mein Auto und fahre los, damit ich so schnell wie möglich wieder bei Jessica bin.

Jessica's POV

Endlich ist er weg. Jetzt kann ich meine schlechte Laune richtig raushängen lassen, ohne dass er etwas merkt und deshalb besorgt ist.

Als ich an den schrecklichen Tag heute zurückdenke, treten mir Tränen in die Augen. Wieso ist Michelle so schrecklich zu mir? Ich habe ihr doch nichts getan.

Ich gehe nach oben in mein Zimmer und dann sofort in mein Bad. Ich gehe zum Waschbecken und wasche meine komplette Schminke ab. Danach sehe ich mich im Spiegel an.

Unreine Haut. Fettige Haare. Muttermal neben der Nase. Fette Hasenzähne. Zu große Augen. Da ist klar, dass man hässlich ist.

Schau dich doch mal an! Deine Mitschülerin hat doch Recht! Du bist sowas von hässlich, Simon schämt sich bestimmt schon, mit dir gesehen zu werden!, sagt eine Stimme in meinem Kopf.

"Das stimmt nicht", flüstere ich mit Tränen in den Augen.

Und wie das stimmt. Du weißt es selbst ganz genau. Kuck mal, der Arzt meinte, du bist untergewichtig. Das stimmt nicht, der hat dich voll verarscht! Der will, dass du noch fetter wirst und dadurch in der Öffentlichkeit runter gemacht wirst!

"Nein!"

Aber dafür musst du nicht mal fett sein, dein Gesicht alleine reicht schon.

"Nein, das stimmt nicht!", rufe ich aufgebracht aus. ich schlage gegen den Spiegel, der sofort zerbricht und eine Scherbe trifft meine Haut und ritzt diese auf.

Durch den Schmerz werde ich von meinen Problemen abgelenkt und die innere Stimme gibt sogar für diesen Moment Ruhe. Doch sobald der Schmerz soweit abgeklungen ist, fängt sie wieder an.

Jetzt bist du noch hässlicher geworden, stellt sie lediglich fest, doch es reizt mich bis aufs äußerste.

Ich schnappe mir die nächste Scherbe, die neben mir zu finden ist, und ritze mich. Ja, ich ritze mich. Ich mache etwas, von dem ich niemals gedacht hätte, dass ich es mache.

Could there be a happy ending? #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt