Kapitel 88
Jessica's POV
Vier geliebte Menschen haben sich schon von mir verabschiedet. Vier habe ich überstanden. Fehlen noch genau vier.
Verdammt, wird das hart.
Als nächster betritt Louis mein Zimmer, der mich jetzt schon mit seinen verheulten Augen ansieht.
"Haii Jessi. Das wird richtig scheiße jetzt. Ich... ich bin in sowas ganz schlecht. Es tut mir so leid. Es tut mir so verdammt leid, Jessi. Ich... habe so schreckliche Schuldgefühle, weißt du das? Als du... Als du weg warst, sind wir einfach weiter zum nächsten Konzert. Und anstatt Niall zu unterstützen, ihn aufzumuntern und ihm während der scheiß Zeit zu helfen... hab ich gesagt, dass wir weiter machen müssen, weil unsere Fans auf uns zählen.
Ich... ich habe El angerufen. Ihr gesagt, was passiert ist. Und gefragt, ob sie kommt und Niall etwas helfen kann, weil wir komplett mit ihm überfordert waren. Und sie hat danach noch mit uns geredet. Sie... war richtig enttäuscht von und. Und ich kann sie auch verstehen. Wir haben uns richtig scheiße verhalten. Wir hätten Niall mehr unterstützen müssen, aber stattdessen haben wir mehr auf unsere Karriere geachtet. Wir sind schlechte Freunde, wirklich.
El hat es mir erzählt. Sie hat mir erzählt, dass du mich als deinen besten Freund gesehen hast. Und ich habe es bis dahin nicht gesehen. Ich habe es einfach nicht bemerkt. Ich... ich bin ein schlechter, bester Freund.
Ich würde so gerne die Zeit zurückdrehen. Ich würde verhindern, dass das alles passiert. Ich wäre mit ins Krankenhaus gekommen, wäre nicht von deiner Seite gewichen. Selbst, wenn er mir gedroht hätte. Selbst, wenn dieser Mann mir mit seiner Waffe gedroht hätte. Ich wäre bei dir geblieben. Hätte verhindern können, dass dir das alles passiert wäre.
Wir haben mit Jake geredet. Er... er hat uns geholfen, dir zu helfen. Ich... verstehe ihn nicht. Einerseits ist er ein richtiger Idiot, verletzt dich und hilft den Leuten, dich zu entführen. Aber dann hilft er uns wieder, dich zurück zu bekommen. Es... ist verwirrend. Aber ich denke, er hat einfach Schuldgefühle gehabt.
Weißt du, wir sind von dem einen Konzert wieder zurück gekommen. Haben dich gesucht. Und dann hat Lukas Niall angerufen, hat ihm gesagt, dass er ein Treffen mit Jake organisiert hat. Er hatte den Verdacht, dass er weiß, wo du bist. Und er hatte Recht. Jake hat ihm alles erzählt. Alles, was diese Männer mit dir angestellt haben. Und es tut mir so schrecklich leid. Es tut mir so verdammt leid, dass ich dir nicht helfen konnte!
Und jetzt... Jetzt stellen sie deine Geräte ab. Ich fasse es nicht. Jetzt verlieren wir dich doch. Wir... wir hatten diese Hoffnung, dass wir dich endlich wieder haben. Und die wurde jetzt von Simon zerstört. Ich verstehe es nicht. Ich habe so einen unfassbaren Hass auf ihn. Genauso wie die anderen. Keiner versteht ihn. Aber... es ist einfach schrecklich. Simon geht es noch schlechter, als uns. Aber... wieso macht er das dann? Ich... kann ihn einfach nicht verstehen. Wieso nimmt er dich uns weg?
Ich meine... es geht ihm richtig beschissen. Es nimmt ihn richtig mit, dich zu verlieren. Aber... er kann das alles noch aufhalten! Er kann es verhindern, dass deine Geräte abgestellt werden. Aber er ist so verdammt stur! In dem Fall seid ihr euch so ähnlich. Ihr seid beide so stur. Simon hat nun mal seine Entscheidung gefasst. Und er wird sie auch nicht mehr ändern. Das hat er uns draußen klipp und klar gesagt.
Oh Gott, ich schweife voll vom Thema ab. Ich heule dich hier gerade voll. Aber... eigentlich will ich mich ja nur von dir verabschieden.
Ich... ich vermisse dich. Weißt du noch, als wir Flaschendrehe gespielt haben?
Das mit meiner Nachbarin war schon peinlich. Oder die Fans, die mich dann erkannt haben. Oh Gott, das war schon eine geile Aktion. Der Zeitungsartikel, der darauf erschienen ist, war ja wirklich der allerbeste. 'Boybandmitglied auf Drogen?' Hilfe!
Und als du wegen mir Niall küssen musstest. Das ganze Drama darauf. Und als du am Abend zu mir gekommen bist. Wie du neben mir eingeschlafen bist. Das... werde ich nie vergessen. Unser Gespräch. Es war... keine Ahnung, so etwas kann man einfach nicht vergessen, nicht? Oder, als die Tour losgegangen ist und wir noch unten waren und geübt haben und im Keller eingeschlafen sind? So etwas kann auch nur uns zwei passieren, oder?
Weißt du, Jessi... ich hätte nie gedacht, dass wir dich so früh schon wieder verlieren. Ich hätte nie gedacht, dass ICH dich so früh schon wieder verliere. Wenn ich das gewusst hätte... ich... hätte ich die Zeit besser mit dir genutzt. Hätte ich mehr mit dir unternommen. Aber jetzt ist es zu spät.
Jessi, ich werde dich nie vergessen. Wie könnte ich auch? Wie könnte ich so einen wundervollen Mensch wie dich vergessen? Du hast in allem etwas gutes gesehen. Nun ja, meistens jedenfalls. Aber trotzdem bist du einzigartig. Dich kann niemand ersetzen und das möchte ich auch nicht. Ich will nicht, dass dich jemand ersetzt. Ich will nicht, dass jemand meine beste Freundin ersetzt. Denn das hättest du nicht verdient. Du hast es nicht verdient, ersetzt zu werden.
Jessi, du hattest dein ganzes Leben noch vor dir. Aber diese... Diese... ich... ich finde nicht einmal ein passendes Schimpfwort, das passiert nicht oft...
Diese Leute haben dein Leben zerstört. Dein Leben und unseres. Und jetzt... jetzt verlässt du uns. Aber ich glaube, es wird das beste sein. Dann kommst du endlich wieder zu deiner Familie. Endlich wirst du sie wieder sehen. Sie werden stolz auf dich sein. Man muss einfach stolz auf dich sein. Wenn du sie siehst... richte ihnen bitte etwas aus, ja?
Sag ihnen danke. Danke, von mir. Danke, dass sie so eine wundervolle Tochter wie dich auf die Welt gebracht und großgezogen haben. Ich... kann gar nicht beschrieben, wie dankbar ich ihnen bin. Wirklich. Ich bin froh, dich kennen gelernt zu haben. Du warst die beste Freundin, die ich je hatte und die beste Freundin, die es überhaupt gibt. Ich werde dich vermissen.
Ich vermisse dich jetzt schon. Aber ich weiß, dass der Ort, an den du kommen wirst, friedlicher ist. Du wirst endlich das Leben bekommen, das du verdient hast. Und das ist die Hauptsache. Auch, wenn ich dadurch einen mir sehr wichtigen Menschen verliere. Ich möchte nur, dass es dir endlich wieder gut geht. Und das geht es dir bei uns nicht. Es tut mir leid, dass wir dir nicht besser helfen konnten.
Wir werden dich alle vermissen. Aber wir werden alle glücklich auf unsere gemeinsame Zeit zurückblicken können. Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann. Und das ist die Hauptsache, nicht?
Ruhe in Frieden, Jessi."
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Could there be a happy ending? #Wattys2016
FanfictionJessica Clambert. Ein 17-jähriges Mädchen wie alle anderen. Doch es gibt einen gravierenden Unterschied. Ihre komplette Familie wurde ermordet, als sie 10 war. Wieso? Das weiß keiner so genau. Sie wurde ins Waisenhaus gebracht und verbrachte dort 7...