5 und noch ein paar Zerquetschte

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  • Gewidmet Meinem Schwesterherz
                                    

Alle gehen. Doch wie so oft heute schon bewege ich mich nicht. Mir ist kalt und der Regen hat schon längst meinen Mantel durchweicht. Ich friere entsetzlich, doch merke kaum, wie ich am ganzen Körper zittere. irgendjemand versucht mich wegzuziehen, doch ich stehe immer noch vor dem Grab, dass sie eifrig mit Erde zu schaufeln. Ich sehe, wie sie meine Rose erdrosseln, wie sie stirbt, wie alle anderen Blumen dort unten auch.

"Sie wollte nie sterben."

Es sind nur wenige Worte, doch irgendjemand hat sie wohl verstanden. Er nimmt jetzt meine Hand und zieht mich unter das Kirchenvordach. Ich bin zu benommen um mich zu wehren, doch als er mich in ein Auto schieben will, wache ich auf. Es ist der Blonde, der mich schon die ganze Zeit fasziniert hat. Ich gebe zu, dass ich mit ihm bis ans Ende dieser Welt fahren würde, aber 1. Ist das Auto, oder besser gesagt der Kleinbus voll und 2. Tropfe ich von dem ganzen Regen und möchte nicht auch noch das Auto voll tropfen und 3. Kenne ich noch nicht mal seinen Namen, geschweige denn bin ich fähig ihn zu fragen.

Gerade als er mich reinheben will, drehe ich mich um, schlüpfe an ihm vorbei und renne zurück zu dem Grab. Ich schmeiße mich auf die feuchte Erde und versuche dem Mädchen dort unten ganz nah zu sein. Erst als jemand mir über den Rücken streicht und auf mich einredet, merke ich, dass ich schreie. Doch ich kann nicht damit aufhören, also drücke ich mein Gesicht in die dunkle Erde und wäre wahrscheinlich erstickt, wenn er mich nicht wieder hochgezogen hätte.

"Hey. Du hast immer noch Tränen? Das kann ja fast nicht sein. Ihr müsst euch sehr nah gewesen sein."

Doch ich schüttele mit meinem Kopf, versuche keinen Astmaanfall zu bekommen und versuche dann mit zittriger zu sprechen:

"Ich kannte sie vor drei Tagen noch nicht, aber ich glaube wir sind verwandt. Ich glaube, dass wir mehr als das sind. Wir sehen uns verdammt ähnlich, aber das darfst du niemandem erzählen. Das darf einfach nicht wahr sein. Bitte! Sag es keinem. Ich will wieder nach Hause."

"Wohin denn?"

Ja. Wohin? Wo ist mein Zuhause? Damals hätte ich ihm wahrscheinlich meine Adresse gegeben, doch ich kann jetzt nicht an der Wohnung vorbeigehen. Ich kann jetzt nicht dorthin zurück. Auch nach Deutschland werde ich nie nie nie wieder zurückkehren, so oft mich auch meine Freundinnen bitten werden. Ich bleibe hier.

NEIN! Ich kann nicht hier bleiben. Mechanisch fange ich an zu rennen. Immer und immer schneller. Ich höre, dass mir ein Auto folgt, doch ich achte nicht darauf und werde immer schneller. Ich will nur noch weg.

Jemand ruft hinter mir her, doch alles was ich höre ist ein Rauschen in meinen Ohren, ich spüre nichts und würde so gerne immer wieder auf mich einstechen, bis da wenigstens etwas in mir ist. Wenigstens ein kleines bisschen Schmerz, aber ich fühl mich immer noch so leer und ausgeliefert. Irgendwann breche ich einfach neben einer Parkbank zusammen und lasse mich von dem Jungen mit den fantastischen blauen Augen in das Auto tragen und wegfahren.

Ich weiß nicht wohin, doch das Schaukeln des Autos beruhigt mich. Fast wäre ich eingeschlafen, doch gerade rechtzeitig halten wir an. Wir sind da. Dachte ich jedenfalls und reiße die Tür auf. Mich hält eine gewisse Platzangst auf Trab. Doch ich konnte ja nicht wissen, was mich erwartet.

Vor der Tür stehen tausende von Mädels und alle wollen zu irgendjemandem namens One Direction. Eilig versuche ich weiter zu rennen, doch werde dabei fast zerquetscht. Wärend der Blonde versucht mich aufzuhalten werde ich immer weiter zurück gedrängt.

Mir tut alles weh und gerade rammt mir wieder irgendein verrücktes Mädchen ihren Ellenbogen in die Seite. Mit schmerzverzehrtem Gesicht sacke ich zusammen. Alles wird schwarz um mich herum und mein letzter Gedanke ist nur noch:

 Hoffentlich sterb ich jetzt, dann seh ich sie wieder.

Mord im Zimmer neben an ... oder, wie ich One Direction kennenlernteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt