Blaue Augen

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Nervös stammele ich ein Dankeschön und werfe dem Taxi noch einen letzten bitterbösen Blick hinterher. Zurück muss ich also laufen. Na Super! Ich spüre kaum, dass ich mich immer noch an dem fremden Mann fest klammere, doch ihn scheint es nicht wirklich zu stören.

"Oh, sorry! Tut mir leid."

Meine Arme fallen von ihm ab, doch ich kann mich nicht bewegen. Seine Augen haben mich in seinen Bann gezogen. Dieses magische blau. Ich tauche ein in eine andere Welt und versinke in dem blauen Ozean. Er scheint mich zu verschlucken.

"Schon in Ordnung. Wir sind gerade alle nicht sonderlich gut drauf. Und so was kann schon mal passieren."

Er will sich gerade umdrehen, doch schenkt mir vorher nochmal eines seiner wunderschönen Lächeln. Normalerweise hätte ich mich jetzt darüber aufgeregt, dass es Menschen gibt, die auf einer Trauerfeier lächeln, doch ich bekomme meinen Mund nicht auf. Außerdem ist sein Lächeln etwas anderes. Es bringt mein Herz zum flattern und belebt mich.

 Mist! Jetzt habe ich ihn nicht mal nach seinem Namen gefragt. Während ich noch in der Tür stehe, sehe ich schon, dass ich eigentlich zu spät bin. Fast alle sitzen schon und der Pfarrer ist auch schon bereit. Da hinten alles voll ist, schleiche ich mich, so gut das eben mit meinen klakernden Absätzen geht, in die erste Reihe.

Dort sitzen normalerweise eigentlich immer die wirklich nahestehenden Personen, doch ich kann kein Päärchen entdecken, dass nach einem Elternpaar aussieht. Geschweige den jemanden der heult. Nur den Jungen von vorhin, ein paar Plätze weiter.

Zwischen uns sitzt ein Lockenkopf und -es gibt doch jemanden der richtig heult  (innerlich feire ich) - daneben noch ein Junge mit braunen Haaren und auch blauen Augen. Wären die beiden wo anders, dann säße ich neben ihm. Neben dem Mann meiner Träume ... HALT! Was zum Teufel denk ich da nur. Ich hab mir doch geschworen mich nie wieder richtig zu verlieben.

Als die Reden immer langweiliger werden und ich nur noch so viel verstehe wie:

Sie war ein toller Mensch .... blabla ... wir müssen weiterleben ... blabla ...

Schalte ich ab und widme mich wichtigeren Dingen zu. Wie zum Beispiel dem blauäugigen Iren. Wie ich jetzt feststellen muss hat er auch noch blondierte Harre. Das ist mir vorher überhaupt nicht aufgefallen.

Gerade als ich mich zurückdrehen will sieht er auch in meine Richtung. Ich sehe, dass er geweint hat und frage mich, warum bei mir keine Tränen kommen wollen. Ich hab doch extra wasserfestes Make up benutzt. Und wie wenn meinem Körper das wichtig wäre beginnen die Tränen in Strömen zu fließen. Ich kann sie einfach nicht mehr stoppen. Da mir das langsam peinlich wird, versinke ich immer tiefer in meinem Sitz und versuche mich zu beruhigen. Erfolglos. Alle machen sich auf den Weg nach draußen, vor der richtigen Beerdigung und um nicht zu sehen, wie sie hereingetragen wird, doch ich kann das nicht.

Irgendjemand Umarmt mich von der Seite, doch ich finde nicht den Mut um aufzusehen. Jetzt ist mir auch klar warum. Jemand hat ein Foto von ihr dabei und sie sieht genauso aus wie ich. Genauso. Ich hab versucht das zu verdrängen, doch es hilft nicht.

"Schsch! Alles ist in Ordnung.Es ist Ok! Wein nur ein bisschen.Frrirst du?"

Es ist der Blonde von vorhin und ich vergrabe meinen Kopf in meinen Händen, während er mich weiter festhält. Immer mehr Hände schlingen sich um meinen kleinen Körper und halten mich warm. Ich weiß nicht wer die anderen sind, doch ich habe das Gefühl ich müsste ihnen sie Wahrheit sagen:

"Sie hat sich nicht umgebracht."

Sofort beginnen alle leise auf mich einzureden und versuchen mich noch mehr zu trösten. Dabei erdrücken sie mich fast, doch ich bin ihnen dankbar. Trotzdem hebe ich den Kopf. Dabei schweift mein Blick in die Ferne während ich flüstere:

"Nein. Ich war dabei. Ich habe gesehen, wie sie von einem Mann geschlagen und erschossen wurde."

Es folgt keine Reaktion.

Mord im Zimmer neben an ... oder, wie ich One Direction kennenlernteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt