Unsanft weckt mich die Titelmelodie von Harry Potter. Ich weiß, dass die eigentlcih veraltet sein sollte, aber ich hab den Klingelton an meinem Handy schon ewig nicht mehr geändert. Während ich noch meine Augen geschlossen lasse tastet meine rechte Hand nach dem nervigen Geräusch. Krach! Oh Mist, jetzt muss ich auch noch aufstehen und es holen.
Immernoch klingelt mein Handy, doch ich kann es nicht finden. Mein Kopf dröhnt von dem Glass Whisky, dass ich gestern Nacht noch runtergewürgt hab um einzuschlafen. Langsam kommt die Erinnerung zurück. Die Schreie, das Mädchen, die vielen Tränen, der Kleiderschrank, der schwarze Mann und schließlich der Schuss. Ich werde einfach das Bild von ihrer wunderschönen Leiche nicht mehr los. Das klingt so krank. Wie kann eine Leiche schön sein?
Das Handy klingelt immer noch und ich taste unter meinem Bett weiter. Da! Langsam ziehe ich es hervor und werfe einen Blick auf die Zeitanzeige. WTF! Es ist erst acht! Wer wagt es mich während der Ferien so früh zu wecken? Es ist eine unbekannte Nummer und ich nehme zitternd ab.
( Gespräch zwischen Ich {I.:} und Frau [F.:])
I.: "Hallo? Ist da jemand?"
F.: "Ja, Hallo! Spreche ich mit dem Mädchen aus der Wohnung nebenan?"
Was meint die bloß? Und wer ist das überhaupt? Woher hat sie meine Nummer? Vielleicht hätte ich doch nur ein Bier trinken sollen. Mein Kopf brummt und mein Blick ist verschwommen, als mir die Tränen aufsteigen, bei der Erinnerung an gestern. Langsam lasse ich mich wieder auf mein Bett sinken.
F.: Hallo? Sind sie noch dran? Ich bin die Polizistin, der sie gestern ihre Nummer gegeben haben. Frau Grasfeld!"
Achso! Ich erinnere mich. Sie hat mich vor einem richtigen Verhör bewart und sie war es, die mich zu meiner Wohnung geschickt hat und gesagt hat, ich solle mit jemandem dem ich vertraue über alles reden. Sie war es.
I.: "Ja?"
F.: "Also, ich hatte dir versprochen, dass du dich noch einmal von deiner toten Nachbarin verabschieden darfst. Dazu erstmal mein Beileid. Standet ihr euch eigentlich sehr nahe?"
I.: "Nein."
Wieso antworte ich nur so einsilbig? Sonst bin ich doch auch nie so. Sonst wäre ich ja auch nie in die Wohnung einer fremden Nachbarin gegangen. Wo bin ich hin? Wo ist mein altes Ich? Ok. Einatmen. Ausatmen. Langsam stehe ich auf und gehe zum Fenster. Ich blicke auf die mäßig befahrene Straße und versuche mich zu beruhigen.
F.: "Ich wollte dir Bescheid geben, dass morgen Mittag gegen halb drei die Trauerfeier stadtfindet. Ich glaube wir treffen uns alle schon vor der Kirche. Später ist dann noch die Beerdigung und ein gemeinsamer Leichenschmaus angesetzt. Ich weiß nicht wie lange du dann noch bleiben willst."
Tief ein- und ausatmen. Es ist so schwer. Alles beginnt sich zu drehen und ich breche weinend zusammen. Kein Laut verlässt meine Lippen. Warum hab ich nichts getan? Warum hab ich nichts gesagt? Ich habe dabei zugesehen wie ein Mensch vor meinen Augen erschossen wurde und erlaube mir auch noch die Dreistheit mit ihren Freunden zu trauern? Was bin ich nur für ein schlechter Mensch geworden.
F.: "Bist du noch dran? Weil ich muss jetzt auflegen, wir sehen uns dann morgen Mittag wieder oder?"
I.: "Ja."
Ich sollte es ihr sagen. Ich sollte meinen Mund aufmachen und ihr die Wahrheit erzählen. Sie würde mir zuhören, mich nicht anschuldigen. Ich sollte reden, bevor es zu spät ist, doch ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht.
F.: "Ok, dann auf Wiedersehen."
I.: "Ja. Wiedersehen."
Langsam lasse ich meine Hand nach unten fallen. Ich sitze einfach nur noch da. Still schweigend versinke ich in Selbsthass. Ich hasse mich dafür, dass ich ihr nicht helfen konnte. Ich hasse mich, weil ich nicht reden kann. Ich hasse, hasse, hasse mich.
Erst jetzt bemerke ich, dass ich noch nicht aufgelegt habe. Während ich versuche auf die rote Taste zu kommen, merke ich erst wie sehr ich eigentlich zittere.
Ich versuche mich aufzurichten und stehe schließlich leicht schwankend auf. Du bist stark! Du schaffst das schon. Ich wische meine Tränen weg und gehe erstmal ins Bad. Ein Blick in den Spiegel macht alles wieder kaputt. Warum muss ich auch die selben Augen haben wie sie? Erst jetzt fällt mir auf, wie ähnlich wir uns beide sind. Und hätte ich mir meine Haare nicht blondiert, dann sähen wir wahrscheinlich fast wie Zwilline aus, außer den verschiedenen Frisuren.
Ohne das ich es wirklich merke, greife ich nach der Nagelschere, die noch von meiner letzten Maniküre neben dem Waschbecken liegt. Wie in Hypnose drücke ich sie gegen meinen Oberschenkel, an eine Stelle, außen, die man noch nichteinmal sieht, wenn ich einen Bikini trage. Warum ich gerade diese Stelle aussuche weiß ich auch nicht. Aber das Gefühl von Schmerz berauscht mich.
Aprupt ziehe ich meine Hand wieder weg und schaue angeekelt auf meine Hände. Das Blut quillt aus der Wunde und ich versuche ohne einen Schrei- und Heulkrampf zu bekommen, die Wunde zu verbinden.
Als ich mich wieder aufrichte und einen weiteren Blick in den Spiegel werfe fühle ich mich schmutzig. Ich will nicht länger blond sein und lange Wellen haben, also schnappe ich mir meinen Geldbeutel, meine Sonnenbrille und eine Weste und renne aus der Tür. Erst drausen bemerke ich, dass ich noch meine Schlafsachen anhabe. Eine graue Jogginghose und ein weises T-shirt. Egal. Sollen die Leute doch denken, was sie wollen.
Als ich aus meinem Lieblingsfrisör rausgehe, habe ich schwarze kurze, glatte Haare. Ein langes, extrem schräges Pony hängt mir im Gesicht und ich finde, dass es mir steht. Jetzt fehlt nur noch das schwarze Kleid, das ich vorhin gesehen habe für die Beerdigung. Es ist lang, elegant und komplett schwarz, also genau richtig. Ohne High Heels wäre es mir sogar viel zu lang, doch so sieht man nur das schwarze Glitzern der Schuhe mit der Schleife ganz vorne.
Nur noch schnell schwarzen Nagellack auf die sichtbaren Fußzehen und feritg. So kann ich morgen dort hin gehen. Vielleicht kann ich ja auch noch mit einem Hut mein Gesicht bedecken. Das ist das erste Mal in meinem Leben, in dem ich nicht gesehen werden will.
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Mord im Zimmer neben an ... oder, wie ich One Direction kennenlernte
Hayran KurguIch höre diese Schreie aus der Wohnung nebenan und wusste nicht, dass sie mein Leben verändern sollten. Wusste nicht, dass ich 5 fantastische Jungs kennenlernen werde und mit ihnen um die Band One Direction kämpfen muss. Denn alles droht zu zerfalle...