Kapitel 1

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Verschlafen rieb ich mir über die Augen. Mein Wecker hatte mich mal wieder - meiner Meinung nach - viel zu früh aus dem Schlaf gerissen.
Ich stöhnte und kletterte aus meinem Bett. Eigentlich war es nur eine Matratze, die auf dem Fußboden lag. Für ein richtiges Bett war ich zu schade, zumindest wenn es nach Rebecca, meiner Stiefmutter, ging.

Langsam schlurfte ich ins Badezimmer und versuchte, meine Haare etwas zu bändigen. Leider gelang es mir auf die Schnelle nicht, also schnappte ich mir ein Haargummi und knotete die Haare zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammen. Schließlich hatte ich nur noch zehn Minuten, dann musste das Frühstück fertig und der Tisch gedeckt sein und ich musste Arabella aufwecken.

Ich lief die Treppe nach unten und setzte Wasser auf, um einen Tee zu machen. Der Tisch war schnell gedeckt und einige Minuten später standen neben Kaffe und Tee auch ein Teller voll Rührei und Bacon auf dem Tisch. Ich wollte mich gerade erschöpft auf einen Stuhl fallen lassen, als mein Handy piepste: "Arabella wecken!" zeigte es an. Genervt stellte ich das Handy auf stumm und ging in Bellas Reich.
Im Vergleich zu meinem gerade mal neun Quadratmeter großem Zimmer hatte meine Stiefschwester ein Paradies. Ihr Schlafzimmer war mehr als doppelt so groß wie meines, obwohl in ihrem lediglich ein Queen Size Bett und ein riesiger Schrank standen.

Schließlich hatte sie noch ein zweites Zimmer, in welchem sich eine Couch, ein riesiger Flachbildfernseher und diverse andere teure Dinge befanden. Vorsichtig klopfte ich an Bellas Zimmertür - keine Antwort. Ich öffnete die Tür einen spaltbreit und schielte in das Zimmer. Bella lag quer in ihrem Bett, die Augen waren geschlossen. Ihre Brust hob und senkte sich regelmäßig und es war ein leises Schnarchen zu hören.

Ich betrat den Raum und ließ Sonnenlicht hinein, indem ich die Gardinen zur Seite schob. Dann schaltete ich Bellas iPod-Docking-Station an und drückte auf 'play'. Eine ruhige Melodie, die langsam lauter wurde, schallte aus den Boxen.

Ich setzte mich an den Rand des Queen Size Betts und rüttelte meine Stiefschwester sanft an der Schulter.

"Hey, Bella! Steh auf!"
Als Antwort bekam ich ein Stöhnen. Ich rüttelte Bella so lange, bis sie die Augen aufschlug und mich wütend anstarrte.
"Ich bin wach, okay? Jetzt verpiss dich!"
Sofort stand ich auf und verließ den Raum. Jetzt hatte ich endlich ein wenig Zeit, um zu frühstücken und mich selbst fertig zu machen.

Hastig schlang ich mein Müsli hinunter und lief dann in das Badezimmer - doch ich war zu spät! Wütend schlug ich mit der Hand gegen die Tür.

"Hey! Hör auf damit!", fauchte Bella von drinnen.
"Du kannst ins Badezimmer, wenn ich fertig bin!"
Ich stöhnte und drehte mich um, als mir Rebecca gegenüber stand.

"Joanne! Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du deine Schwester nicht stören sollst!"

Ich senkte meinen Blick und betrachtete konzentriert den Fußboden.

"Tut mir leid", murmelte ich leise.

"Das will ich hoffen!" Rebecca machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte hocherhobenen Hauptes die Treppe nach unten.

"Ich hoffe, du hast es wenigstens geschafft, Frühstück zu machen!" Ich nickte, bevor ich meiner Stiefmutter folgte, um ihr als 'Sklavin' dienen zu können.

Als meine liebenswerte Stiefschwester (nein, das ist nicht ironisch gemeint! Wieso solte es auch?) endlich mit Schminken fertig war, mussten wir das Haus bereits verlassen, um noch den Schulbus zu bekommen. Wieder einmal hatte ich es nicht geschafft mir überhaupt die Zähne zu putzen.
Ich seufzte, als Bella und ich an der Bushaltestelle auf das gelbe Ungetüm warteten. Eigentlich war es nur der Schulbus, zumindest für jeden normalen Menschen.

When I Lost My Book - Kind Of A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt