Kapitel 31

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Ein herzhaftes Gähnen verriet, wie müde ich war und wieder einmal fragte ich mich, warum ich an einem Samstag so früh aufgestanden war.

Rebecca und Bella würden sich nicht vor halb neun blicken lassen und mir wurde kein ungewöhnlicher Arbeitsauftrag von meiner Stiefmutter gestellt. Trotzdem hatte ich um Punkt sechs die Augen aufgeschlagen und geisterte seitdem durch die Stille des Hauses.

Wenn ich es mir genau überlegte, war es gar nicht so verwunderlich, dass es mir in der vergangenen Nacht so schwer gefallen war, ein Auge zu zu tun. Schließlich stand mir das allererste Date meines siebzehnjährigen Lebens bevor und ich hatte einen kleinen Kollaps bei dem Gedanken, was ich bloß anziehen sollte.

Arabella hatte mit ihrer gutmütigen Art noch nicht abgeschlossen und ich begann zu glauben, dass dies nicht nur so eine Phase war. Nachdem sie mir nämlich zuerst versichert hatte, dass es sich bei McTrayers' Einladung sehr wohl um ein Date handelte (denn mit sowas kannte sie sich wohl aus), hatte sie mich nach den anfänglichen Kreislaufschwierigkeiten beruhigt. Sie schien es beinahe amüsant zu finden, dass ich so furchtbar aufgeregt war.

Doch konnte man mir wirklich einen Vorwurf machen? McTrayers war der erste Junge meines Alters, der sich wirklich für mich zu interessieren schien. Er war höflich, charmant, witzig, sah verdammt gut aus und war nebenbei ziemlich cool. Dass er auch als der beliebteste Typ der Schule galt, konnten wir mal beiseite lassen.

Einerseits war ich natürlich vollkommen nervös, dass ich ihn mit meiner manchmal etwas eigenwilligen Art so verstören würde, dass er sich das mit dem Interesse an meiner Wenigkeit noch einmal überlegte. Andererseits schlichen sich immer wieder Zweifel in meinen Kopf, ob er es wirklich ernst mit mir meinte. So gerne ich ihm vertrauen wollte - es gelang mir nicht, zumindest nicht zu hundert Prozent.

Kayla versuchte beständig, mir meine Zweifel auszureden und unterstützte somit zum allerersten Mal meine Stiefschwester. Doch ich war nicht von meinen unsicheren Gedanken abzubringen. Ich hatte schließlich bereits einige Jahre voller Abneigung, Enttäuschungen und falschen Versprechen erlebt. Sollte McTrayers wirklich anders sein?

Ich hoffte es zutiefst, aber ich wollte mich nicht darauf festlegen, nur um anschließend noch mehr enttäuscht zu werden.

Um mich abzulenken widmete ich mich kurzerhand den Hausaufgaben. In meiner unkonzentrierten Verfassung fielen sie mir zwar schwerer als sonst und beinhalteten sicherlich auch mehr Fehler, aber wenigstens hatte ich eine Beschäftigung.

Kaum schlug jedoch die Standuhr in dem Kaminzimmer des Hauses, welches höchstens zweimal im Jahr benutzt wurde (nämlich an Weihnachten und Neujahr) halb neun, klopfte ich leise an Bellas Zimmertür.

Vergeblich wartete ich auf eine Antwort und betrat nach einigen Sekunden den Raum. Meine Stiefschwester lag noch mit zerzausten Haaren im Bett, während sie sich mit Kopfhörern in den Ohren irgendetwas auf ihren ipad anschaute.

Als sie mich bemerkte, hob sie den Blick und zog sich einen Stecker aus dem Ohr. "Gibt's Frühstück?"

"Auch. Aber ich bräuchte deine Hilfe", gab ich zähneknirschend zu. Vermutlich würde sie sowieso einfach ablehnen. Doch Bella war nicht mehr dieselbe, wie vor einigen Tagen. Sie drückte kurz auf ihrem Tablet herum, zog sich dann den zweiten Stecker aus dem Ohr und sah mich abwartend an.

"Ich habe keine Ahnung, was ich heute anziehen soll", gab ich zu. "Du weißt schon... das..."

"Date?" Bella hatte ein Leuchten in den Augen, als wäre sie direkt in einem Nicholas Sparks Film gelandet. So romantisch war mein Leben nun auch wieder nicht.

Trotzdem nickte ich und hörte mir den Vorschlag meiner Stiefschwester an.

"Du gehst runter und machst Frühstück und währenddessen stelle ich dir das geilste Outfit zusammen, das du je gesehen hast."

When I Lost My Book - Kind Of A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt