When I Lost My Book - Kind Of A Cinderella Story

Kapitel 33

"Nicht zu schnell!", hörte ich McTrayers Stimme hinter mir rufen, doch ich drehte mich nicht um und machte auch keine Anstalten, mein Tempo zu drosseln.

"Pass auf ... Kurve... rutsch...!" Nur wenige Worte schafften den Weg zu meinen Ohren, ohne vom Wind weggerissen zu werden. Doch ich verstand auch so, dass McTrayers mich davor warnen wollte, in der Kurve nicht wegzurutschen. Schließlich war ich nicht gerade langsam dran und die Serpentinen dieser Strecke konnte man eher als Kehren, anstelle von Kurven bezeichnen.

Doch ich wusste, was ich tat, denn ich fuhr genau diese Strecke schon zum hundertsten Mal. Früher hatte ich beinahe jedes Wochenende einen Motorradausflug mit meinem Dad gemacht. Zwar war ich noch nie auf einer anderen Maschine als Dads alter Yamaha gefahren, doch der BMW von McTrayers, dessen 200 Kilo ich gerade unter dem Hintern hatte, schnurrte wie ein Kätzchen. Die Lenkung ging geschmeidig und präzise und das Fahrgefühl war einfach nur der Hammer! Mit so einer modernen technischen Ausstattung konnte meine alte Yamaha nicht mithalten.

Grinsend ließ ich mich etwa eine Stunde später neben McTrayers ins Gras fallen und schaute, ebenso wie er, auf den tiefblauen See, der sich vor uns in aller Stille erstreckte.

Da McTrayers von seinem Vorschlag mit den Univeral Studios ja recht leicht abzubringen war, hatten wir uns entschieden, eine Motorradtour zu machen. Nach etwa zweieinhalb Stunden Fahrt, in welchen ich auch einmal die BMW von McTrayers Probefahren durfte, machten wir nun eine Pause vor einer traumhaften Kulisse. Ich hatte ehrlich gesagt gar nicht gewusst, dass es diesen Ort gab, doch McTrayers schien genau dieses Plätzchen zu Beginn unserer Tour als Ziel ausgelegt zu haben. Wer von uns beiden war nochmal der, der schon seit seiner Geburt hier wohnte? Und war der andere nicht erst vor etwa zwei Wochen in die Beverly Hills gezogen?

"Darf ich dich was fragen?", durchbrach ich die Ruhe zwischen uns. Sie war sogar ziemlich angenehn gewesen, doch ich wollte einfach so gerne eine Antwort auf meine Frage.

"Klar", antwortete McTrayers mit einem breiten Grinsen, ohne jedoch den Blick von dem See abzuwenden.

"Woher kennst du diesen Ort?"

Seine Brust vibrierte leicht durch das Lachen  das aus seiner Kehle strömte. "Mein Dad und ich haben das hier vorgestern zufällig entdeckt. Ich hatte dir doch gesagt, dass ich Donnerstag mit meinem Dad etwas vorhatte. Das war eine Motorradtour - sowas machen wir jeden Monat einmal."

Also hatte er tatsächlich die Wahrheit gesagt. Mich überkam ein Anflug schlechten Gewissens, dass ich ihn so eine glatte Lüge tatsächlich zugetraut hätte.

"Darf ich dich auch was fragen?", unterbrach McTrayers meine Gedanken. Ich nickte und sah ihn abwartend an, doch ihm schien es seltsamerweise schwer zu fallen, die richtigen Worte zu finden.

"Ich, ähm, also... du musst nicht antworten, wenn du nicht willst", stammelte er sichtlich nervös. Ich grinste nur und stupste ihn leicht mit der Schulter an.

"Na los, sag's einfach", forderte ich ihn auf. Mit seinem Herumgestotter hatte er mich zugegeben wirklich neugierig genacht.

"Warum wolltest du nicht in die Universal Studios?"

Oh. Eigentlich hätte ich diese Frage erwarten müssen, doch ich hatte jeglichen Gedanken daran verdrängt. Allerdings hatte ich das Gefühl, es McTrayers schuldig zu sein, ihm alles zu erklären. Dann würde er mich wenigstens endlich richtig verstehen. Ob er dann noch immer etwas mit mir zu tun haben wollte, war eine andere Frage.

"Es war vor fünf Jahren. Mein Dad wollte mir und Bella damals die Universal Studios zeigen und außerdem hatte Rebecca ein Meeting mit einem Mitarbeiter der Company. Deshalb sind wir zu viert nach Hollywood gefahren und Dad und ich haben während der gesamten Fahrt auf voller Lautstärke Rolling Stones gehört und mitgegrölt."