Kapitel 8

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Ich wollte nicht.

Am liebsten würde ich wegrennen - mich irgendwo verstecken, wo er mich nicht finden konnte. Doch manchmal musste man eben in den sauren Apfel beißen, wie es so schön hieß. In meinem Fall trug der Apfel den Namen Kingsley McTrayers.

Ich atmete einmal tief durch und ließ mich schließlich auf den schwarzen Lederstuhl fallen. McTrayers setzte mich neben mich und drückte auf den Einschaltknopf seines Laptops.

"Möchtest du einen Kaffee oder was zu essen?", fragte ich.

Mein Gott, war ich genervt. Zumindest, wenn man meinem Tonfall nach urteilte und dieser entsprach so ziemlich meinem derzeitigen Gefühl.

"Ja, ähm, ein Café Mocha wäre echt toll. Und vielleicht noch einen dieser Cookies, die da liegen?"

Seufzend erhob ich mich aus dem viel zu bequemen Sessel und machte mich an der Kaffeemaschine zu schaffen, während Kayla meinen Platz neben McTrayers einnahm.

Ich hörte die beiden reden, doch ich konnte nicht verstehen, worum es ging. Ehrlich gesagt war es mir auch vollkommen egal. Ich wollte nur, dass McTrayers das Pixel Paradise so schnell wie möglich wieder verließ.

Seltsamerweise konnte ich gar nicht genau bestimmen, weshalb ich McTrayers so wenig mochte. Eigentlich war ich ein offener Mensch und ging eher auf andere zu, als sie wegzustoßen.

Doch McTrayers war anders. Ich glaubte, es war besser für mich, wenn ich mich von ihm fernhielt. Nein, eigentlich glaubte ich das nicht - ich wusste es.

Er gehörte zur Elite, zu dieser besonderen Gruppe von Personen, von welcher auch meine Stiefmutter und Schwester ein Teil waren. Ich passte einfach nicht zu ihnen, da konnte ich noch so offen auf sie zu gehen. Letztendlich würden sie mich auslachen oder verletzen - darauf konnte ich getrost verzichten.

Also hielt ich mich besser von Anfang an von ihm fern, um gar nicht in diese Situation zu kommen. Er und ich waren einfach zu verschieden - wie aus zwei verschiedenen Welten.
Ich konnte hundert Leute aufzählen, die viel eher in seiner Liga spielten, als ich. Estelle, Jasmine, Arabella, sogar Kayla. Alle waren ihm ähnlicher, als ich es je sein würde.

Trotzdem waren da immer wieder diese Momente, in welchen mir bewusst wurde, dass wir vielleicht gar nicht so unterschiedlich waren. So wie jetzt auch: McTrayers schien seinen Cookie regelrecht anzubeten. Das waren diese Schokokekse aber auch wirklich wert. Wenn man das Glück hatte, in den Genuss dieses Gebäcks zu kommen, fühlte man sich wie im Paradies. Naja, so halbwegs stimmte das ja - das Café trug nicht umsonst den Namen Pixel Paradise.

Als McTrayers mir sein Computer-Problem erklärt hatte, schob ich den Laptop vor mich und konzentrierte mich darauf, eben jenes Problem zu lösen. Ich löste den Blick nicht einmal vom Bildschirm oder machte irgendwelche Anstalten, mich mit ihm zu unterhalten.

McTrayers rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl herum - man konnte deutlich sehen, dass ihm diese Stille unangenehm war. Doch auch er hatte bisher keinen "Smalltalk"-Versuch gemacht.

Irgendwie fühlte ich mich in dieser Situation auch nicht ganz wohl - wenn ich ganz ehrlich war. Doch ich wusste ohnehin nicht, was ich hätte sagen können, um die Stimmung aufzulockern.

Zum Glück waren wir nicht alleine, sondern auch Kayla saß mit uns am Tisch. Bisher hatte sie schweigend auf ihr Handy gestarrt, doch nun sah sie hoch und grinste McTrayers und mich kurz an.

"Warum brauchst du denn den Computer so dringend?", fragte meine beste Freundin interessiert. Das war offensichtlich keine besonders gute Einstiegsfrage gewesen, denn McTrayers schien nicht gerade begeistert.

When I Lost My Book - Kind Of A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt