Kapitel 37

2.1K 108 19
                                    

"Also ist im Prinzip Kingsley McTrayers daran Schuld, dass sich meine komplette Welt auf den Kopf gestellt hat", fasste ich zusammen, was Jordan mir gerade eben erklärt hatte.

Er nickte, sein Gesichtsausdruck wirkte nachdenklich.

Für mich hingegen machte endlich alles einen Sinn. Ich lachte kurz auf, vor lauter Erleichterung und endete in einem Kicheranfall.

"Warum lachst du so?", fragte Jordan verwirrt und doch mit einem Lächeln im Gesicht.

"Keine Ahnung", log ich. Ich wollte Jordan jetzt nicht erklären, dass ich mich die letzten Tage selbst immer und immer wieder für verrückt erklärt hatte, dass eine einzige Person so einen großen Einfluss auf mich haben konnte. Ich hatte es schlichtweg für unmöglich gehalten, dass McTrayers allein daran Schuld sein konnte, dass ich vierundzwanzig Stunden nur noch an ihn dachte, dass ich deshalb meine Stiefmutter hintergangen hatte, meine beste Freundin ohne Erklärung stehen ließ und dass ich sogar meine Geschichtsarbeit verhauen hatte.

Aber offenbar war ich nicht die einzige, die sich verändert hatte, seit Kingsley McTrayers auf die Calabasas High ging. Jordan war nämlich seitdem im ständigen Kampf mit seinem Ego.

Zuerst, meinte er, habe er es gar nicht realisiert, aber nach und nach wurde ihm klar, dass er, Jordan Blakely, vom Thron der Calabasas Elite gestoßen worden war. Und zwar von niemand geringeren als Kingsley McTrayers.

Ich war mir ziemlich sicher, dass es keine Absicht gewesen war und McTrayers es womöglich nicht einmal bemerkt hatte, doch Jordan war da offenbar anderer Ansicht.

"Ich kann's ja verstehen, warum sie ihn alle so toll finden. Er ist echt ein mega Quarterback. Und er hat ein ziemlich geiles Haus. Die erste Party ist safe!"

Er mochte ihn also nur wegen seines Talents und dem Riesenberg an Geld, auf dem sein Vater hockte? Jordan war wohl genauso oberflächlich, wie das Prinzessinnengefolge von Estelle. Nur auf eine andere Art und Weise.

"Es tut mir wirklich leid", sagte er. "Aber als Kingsley angefangen hat, ständig von dir zu erzählen, wollte ich einfach wissen, was er an dir so besonders fand."

Irgendwie war es ja echt süß, dass McTrayers von mir gesprochen hatte, aber in einem Punkt hatte er sich wohl geirrt.

"An mir ist nichts besonders", murmelte ich, aber so leise, dass nicht einmal Jordan mich verstehen konnte.

"Das war jedenfalls der Grund, weshalb ich, naja, plötzlich so nett zu dir war. Vielleicht auch ein kleines bisschen, weil ich ihm zeigen wollte, dass er nicht immer sofort alles haben kann, was er will. Wir brauchen keine zweite Estelle an dieser Schule."

Obwohl er mir somit gerade gestanden hatte, dass ich nur ein Mittel zum Zweck gewesen war, musste ich kurz lachen. Sogar Jordan war von Estelle genervt. Gab es überhaupt irgendjemanden, der sie wirklich mochte?

"Ich muss sagen, Kingsley hat irgendwie Recht", riss Jordan mich aus meinen Gedanken.

"Womit?"

"Dass du süß bist."

Ich konnte nicht verhindern, dass mir bei diesen Worten augenblicklich die Röte in die Wangen schoss. Obwohl ich Jordan nicht mehr traute, ob er die Worte, die er sagte, auch so meinte, konnte ich das Kompliment irgendwie nicht überhören. Vor allem da es ja, wenn Jordan tatsächlich die Wahrheit sagte, indirekt von McTrayers kam.

Apropos McTrayers - er war doch der eigentliche Grund, weshalb ich überhaupt zum Footballtraining gekommen war. Ich richtete meinen Blick auf das Feld und meine Augen fanden ihn sofort. Er schien vollkommen auf den Ball konzentriert, den er mit einigen seiner Teamkameraden hin und her warf.

When I Lost My Book - Kind Of A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt