Bitte was?!?
Ich war so perplex, dass ich einige Sekunden nicht reagieren konnte. Ich starrte ihn einfach nur an.
Jordan schien die Situation sichtlich unangenehm zu sein. Aber keine Sorge - das war sie mir auch.
"Hast du nicht eine Freundin?", fragte ich und klärte somit das erste Problem, das sich in den Weg stellte.
"Nicht mehr. Fiona und ich haben gestern Schluss gemacht."
So emotionslos wie er das schilderte, könnte man meinen, die beiden wären nur ein paar Tage zusammen gewesen, und nicht mehrere Monate, wie es der Fall war. Aber mich ging das nicht wirklich was an - und es interessierte mich auch nicht.
"Tut mir leid", sagte ich und ich meinte es auch so. "Ich kann nicht mit dir zum Ball gehen."
Jordan wirkte einerseits enttäuscht, aber andererseits nicht wirklich überrascht. "Du möchtest mit Kingsley hin, stimmts?"
"Was?" Mein entsetzter Ausruf war lauter als geplant. Aber wie kam Jordan auch auf eine solche Idee? Natürlich würde ich gerne McTrayers begleiten, aber hätte Rebecca mir den Hausarrest nicht aufgebrummt, hätte ich Jordan vermutlich zugesagt. Schließlich war die Wahrscheinlichkeit dafür, dass McTrayers tatsächlich mich fragen würde verschwindend gering.
"Nein, es ist nur - ich werde überhaupt nicht zum Ball gehen", erklärte ich Jordan schulterzuckend.
Mit dieser Antwort hatte er offensichtlich nicht gerechnet.
"Wieso nicht? Das kannst du dir doch nicht entgehen lassen!"
"Ich darf nicht", erklärte ich. "Hausarrest."
Jordan starrte mich einige Sekunden abwägend an, als würde er überlegen, ob ich ihm nun die Wahrheit sagte oder nicht. Zu welchem Schluss auch immer er gekommen war, es brachte ihn dazu, in schallendes Gelächter auszubrechen.
Jordan lachte so laut, dass Jess (und vor allem Fiona) uns einen pikierten Blick zu warfen. Auch die Football-Spieler betrachteten uns argwöhnisch und Coach Tremond war kurz davor, zu uns herüber zu kommen.
Jordan störte das alles wenig, doch ich war es ganz und gar nicht gewöhnt, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Außerdem hatte McTrayers auch kurz hinüber geschaut - und wir hatten ihm bestimmt wieder ein falsches Bild geliefert. Warum zerstörte Jordan nur so oft meine Chancen bei McTrayers, auch wenn sie noch so klein gewesen sein mögen?
Ich rückte automatisch ein Stückchen von dem blonden Footballer weg, der sich noch immer vor Lachen bog. Ich hatte keinen Schimmer, was daran so witzig gewesen sein sollte, weshalb ich ihn nur beobachtete und darauf wartete, dass er sich beruhigte.
"Hausarrest", keuchte er mit Tränen in den Augen. "Wie kannst du Hausarrest haben? Du bist doch voll der Engel!"
Was? Ich war zwar vielleicht höflich und hilfsbereit, aber ich war sicherlich kein Engel. Na gut - irgendwie schon, aber was ging ihn das überhaupt an? Und warum war das so verdammt lustig?
Aus irgendeinem Grund machte mich Jordans übertriebene Reaktion wütend. Was dachte er sich überhaupt? Er konnte mich doch nicht einfach so auslachen!
"Schön, dass du deinen Spaß hast", zischte ich, während meine Augen gefährlich funkelten.
Anscheinend war Jordan nicht ganz blöd, denn er nahm meine schlechte Laune wahr und riss sich zusammen.
"Tut mir leid", murmelte er und konnte es nicht verhindern, dass sich ein verschmitztes Grinsen auf seine Lippen legte.
Ich verdrehte die Augen über sein Verhalten - aber irgendwie war es auch süß. Immerhin hatte er mich wirklich zum Ball eingeladen! Moment, wie war er überhaupt auf die Idee gekommen? Ich war sicherlich nicht seine erste (beziehungsweise nach Fiona die zweite) Wahl.
"Du hast doch bestimmt noch genügend Alternativen zu mir, oder nicht?", fragte ich und rempelte ihn mit der Schulter spielerisch an. Ich konnte ihm einfach nicht lange böse sein - dafür war er viel zu ... nett.
"Ich fand es irgendwie eine gute Idee mal mit einem hübschen Mädchen zum Prom zu gehen, was nicht nur über ihre Freundinnen lästert und versucht, mir die Zunge in den Hals zu stecken, um die anderen eifersüchtig zu machen", seufzte Jordan. Meine Gedanken kamen leicht ins Stocken und es fiel mir schwer, das Ende seines Satzes aufzunehmen. Ich war vollkommen eingenommen von den ersten Wörtern. 'Einem hübschen Mädchen.' Jordan Blakely bezeichnete tatsächlich mich als hübsch? Ich hätte nie gedacht, dass es mal so weit kommen würde.
Kayla hätte diese Aussage wohl kaum überrascht. Sie sagte mir schließlich jeden Tag mindestens einmal, wie wunderschön und toll ich doch war - und dass irgendwann die Zeit kommen würde, dass dies auch der Rest der Welt bemerken würde. Ich war mir da irgendwie ein wenig unsicher. Schließlich gab es seit Jahren niemanden mehr, abgesehen von meiner besten Freundin, der mir irgendwelche Komplimente machte. Logan war zwar die zweitwichtigste Person in meinen Leben, aber er war nicht so der emotionale Typ.
Jordan betrachtete mich abwartend, doch ich hatte keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte, also blieb ich stumm.
Der Footballer fuhr sich durch die blonden Haare und betrachtete mich unsicher. Er schien irgendwie unruhig - fast so, als überlegte er, ob er mir anvertrauen sollte, was er auf dem Herzen hatte oder nicht.
"Na los", seufzte ich. "Raus damit, dann geht's dir besser."
Jordan wirkte überrascht, doch er widersprach nicht. Ich hatte mit meiner Vermutung also richtig gelegen.
"Ich glaube, ich sollte mich bei dir entschuldigen", begann er zähneknirschend.
Ich runzelte die Stirn. Was meinte er?
"Es gibt einen Grund, warum ich plötzlich mit dir rede. Wahrscheinlich wird er dir nicht gefallen."
Was zum Teufel ging hier vor sich?
"Aber du solltest wissen, dass ich dich nie angelogen habe. Ich finde dich wirklich hübsch und ziemlich cool - und das Angebot steht noch, dass du die Mittagspause mal mit uns verbringst."
Abwartend kniff ich die Augen zusammen. Kayla hatte Recht gehabt - Jordan Blakely war noch immer ein Arsch. Vielleicht war er nicht mehr so schlimm, wie in der Middle School, aber es wurde wohl jeder irgendwann älter. An dem Intelligenzquotienten änderte ein höheres Alter aber auch nichts.
"Lass mich raten", knurrte ich, "das war alles eine Wette oder?"
Vermutlich war das ganze Date und McTrayers Interesse an mir nur gespielt gewesen. Wer würde mich schon interessant finden? Jordan, McTrayers und die anderen Footballer hatten sich bestimmt ins Fäustchen gelacht, während ich mich vor der gesamten High School zum Affen gemacht hatte. Ich kämpfte gegen die Tränen an, die sich in meinen Augen bildeten, doch meine Wut war stärker. Wie konnte ich nur so blöd sein? Bestimmt hatten sie Arabella auch eingeweiht, was wohl der Grund für ihren plötzlichen Sinneswandel gewesen war.
"Was?" Jordan schien vollkommen verwirrt. Seine Schauspielkünste konnte er jetzt wegpacken, es war gelaufen. Am liebsten wäre ich aufgestanden, nach Hause gerannt und hätte mich in meinem Bett verkrochen - aber ich wollte noch hören, was Jordan zu seiner Verteidigung zu sagen hatte.
"Nein! Es gab keine Wette! Wie kommst du denn auf so was?"
Gab es nicht? Aber was war es dann? Hatten sie mir gar nichts vorgespielt? Irgendwie konnte ich der ganzen Sache nicht mehr trauen. Meine Zweifel hatten sich schon vom ersten Moment an aufgestaut und mit diesem Geständnis von Jordan waren sie wie eine Sturzbach auf mich hinab gefallen. Jetzt war es mir unmöglich, irgendjemandem außer Kayla und Logan zu vertrauen. Wer wusste schon, ob sie wirklich die Wahrheit sagten?
"Keine Wette", wiederholte Jordan. "Ich bin der einzige, der sich nicht richtig verhalten hat - und es tut mir leid."
Verdammt, wenn es keine Wette war - was dann? Wieso sagte er es nicht einfach? Was verbarg er vor mir?
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When I Lost My Book - Kind Of A Cinderella Story
Jugendliteratur*Auf der Longlist der Wattys 2018!!* Joanne Rickman hat es nicht leicht. Sie wächst bei ihrer unliebsamen Stiefmutter und ihrer verzogenen Stiefschwester auf, hat wenige Freunde und träumt von ihrem eigenen Leben. Doch dann trifft sie auf Kingsley M...