Kapitel 4

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Kayla war auch nicht besonders glücklich damit, doch sie versprach in der Schule, mir beim Aufräumen und Kochen zu helfen, wofür ich ihr unglaublich dankbar war. Ohne sie hätte ich das niemals geschafft!

Mit Kaylas Hilfe allerdings war das Haus blitzblank und das Essen war um punkt sieben Uhr fertig. Jetzt konnten die ach-so-wichtigen-Gäste kommen.

Ich drückte meine Freundin kurz zum Abschied, dann überprüfte ich noch einmal, ob alles passte. Es schien alles zu sein, wie Rebecca es angeordnet hatte, also ließ ich mich erleichtert auf den Barhocker in der Küche fallen - als es an der Haustür klingelte.

Ich seufzte, hatte man hier nicht mal eine Minute Ruhe? Nur eine einzige Minute wäre ja schon genug!

Rebecca schrie durch das Haus nach Arabella und mir.

Ich lief sofort zu meinem Stiefmonster, während Bella sich Zeit ließ.

Sowohl Rebecca, als auch Bella waren total aufgebrezelt. Sie hatten wunderschöne Abendkleider an und waren passend geschminkt.

Vielleicht waren sie nicht die nettesten Personen auf dieser Welt, aber hübsch waren sie auf jeden Fall.

Auch dieser Gedanke brachte mir wieder einen Seufzer ein, woraufhin Rebecca mich nur seltsam anstarrte.

Sie strich mir mit einem Ausdruck, als wäre es vollkommen widerwärtig, eine Haarsträhne aus dem Gesicht und befahl mir, die Tür zu öffnen.

Ich tat natürlich was sie verlangte und fand mich zwei ausgesprochen gutaussehenden Männern gegenüber.

Der eine war bereits etwas älter, er hatte graue Haare, doch sein Körper war trotzdem in unglaublich guter Form.

Der andere war jünger, er könnte sein Sohn sein, und es war - ich atmete scharf ein - Kingsley McTrayers.

McTrayers betrachtete mich ebenso, wie ich ihn betrachtet hatte. Er ließ seinen Blick über meine roten Haare, die ich in eine Pferdeschwanz gebunden hatte, einige Haarsträhnen jedoch ihren eigenen Willen entwickelt hatten, über mein schmales Gesicht mit den großen grünen Augen, meine dunkelblaue Bluse und weiße Hose, die ich dank Rebecca heute anziehen durfte (man bemerke die Ironie) und meine schwarzen Stiefeletten aus Leder gleiten.

Wieder schien es mir, als würde die Zeit stehen bleiben, während wir uns betrachteten.

Doch dann riss ich meinen Blick von McTrayers los und bat die Gäste herein. Rebecca betrat in genau diesem Augenblick das Foyer und begrüßte die Beiden überschwänglich.

"George McTrayers! Wie schön, dass Sie gekommen sind!"

Der Angesprochene setzte ebenfalls ein breites Grinsen auf (ich könnte schwören, dass es gefaket war) und drückte Rebecca links und rechts Küsschen auf die Wange.

Arabella stattdessen schmiss sich McTrayers um den Hals, als wäre es ihr bester Freund aus Kindertagen, der nun, schon totgeglaubt, endlich wieder da war. Ich hingegen verdrehte nur die Augen.

Auf Rebeccas mahnenden Blick hin, versteckte ich meine Gefühle wieder hinter einer aalglatten Fassade und nahm den Herren die Mäntel ab.

Na gut, Mr McTrayers Senior hatte tatsächlich einen Mantel an, wohingegen Juniors Lederjacke so gar nicht zu seinem Hemd passte. Ich lächelte leicht, als ich die schwere Lederjacke in die Hand nahm. Eins musste man McTrayers lassen - er hatte durchaus Geschmack!

Doch das Grinsen verging mir sehr schnell wieder, als Rebecca mich aufforderte, die Vorspeise zu bringen. Sie redete mit mir zwar nicht total unhöflich, doch man würde eher denken, ich wäre ihre Angestellte und nicht ihre Tocher.

When I Lost My Book - Kind Of A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt