Kapitel 18

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Nach meiner Schicht und einem ereignislosen Abendessen lag ich schließlich im Bett und starrte meine Zimmerdecke an. Ich malte mir die verschiedensten Theorien aus, wie McTrayers sich verhalten würde und wie ich wiederum darauf reagieren könnte. Würde er zwar sauer sein, aber nach einer Erklärung verlangen? Oder war es ihm letztendlich egal? Unwahrscheinlich.

Wie auch immer er sich verhielt - ich musste es irgendwie schaffen, dass er mir verzieh. Denn ohne es zu merken, war McTrayers mir in den letzten Tagen wichtiger geworden, als ich zugeben wollte. Mit diesen beängstigenden Gedanken im Kopf schlief ich irgendwann ein.

Schon als ich die Augen aufschlug hätte ich mich am liebsten einfach wieder umgedreht und mich den ganzen Tag im Bett verkrochen. Aber leider stand mir diese Option nicht zur Verfügung. Es war Rebecca zwar egal, was ich machte, aber ich konnte einfach nicht schwänzen. Erstens würde ich morgen genauso wenig in die Schule gehen wollen und ich konnte meine Probleme schließlich nicht ewig vor mir her schieben. Außerdem zählte ich schon jetzt die Tage zu meinem Abschluss, den ich unbedingt mit guten Noten abschließen musste, damit ich studieren konnte und endlich aus Rebeccas "Gefangenschaft" entfliehen konnte.

Mit einem Seufzen erhob ich mich aus dem Bett und tapste die Treppe nach unten. Es war noch komplett still im Haus, was bedeutete, dass außer mir noch niemand wach war. Wenn ich könnte würde ich auch lieber noch schlafen. Ich stöhnte auf bei dem Gedanken an mein weiches Bett und schaltete dann die Kaffeemaschine an.

Mit einer, nur noch halb gefüllten, warmen Tasse in den Händen ging es mir schon um einiges besser. Ich stellte die Tasse auf der Theke ab und lief die Treppe wieder nach oben in mein Zimmer. Wenige Minuten später stand ich angezogen vor dem Bett meiner Stiefschwester und versuchte, sie wach zu bekommen.

"Komm schon, Bella! Ich habe echt keine Lust, wegen dir zu spät zu kommen!"

Ich hatte die Idee gehabt, McTrayers schon vor Schulbeginn am Parkplatz abzupassen - dann hätte ich den unangenehmen Teil des Tages gleich hinter mir. Doch ich begann langsam, mir diesen Gedanken wieder aus dem Kopf zu schlagen.

Nach gefühlt einer halben Stunde öffnete Bella endlich die Augen, nur um zu stöhnen und sie sofort wieder zu schließen.

"Na los, steh endlich auf!", wies ich meine Stiefschwester an, doch sie brummte nur etwas unverständliches vor sich hin und machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen.

"Mein Kopf tut scheiß weh und wenn ich nur die Augen aufmache, dreht sich alles", beschwerte sie sich, als ich nachfragte, was sie meinte. Auch ihre Stimme klang irgendwie anders als normal, also beschloss ich, darauf zu verzichten, ihre Temperatur zu messen, sondern wandte mich zum Gehen.

"Ich entschuldige dich in der Schule", sagte ich, bevor ich das Zimmer verließ. "Schlaf dich aus. Ab mittags bin ich wieder da."

Bella nickte und ließ sich wieder in ihre Kissen zurück fallen. Ehrlich gesagt beneidete ich sie wirklich. Erstens konnte sie heute so lange im Bett bleiben, wie sie wollte, ohne dass ihr irgendjemand einen Vorwurf machen würde.

Außerdem musste sie nicht in die Schule, was in meinem Fall heißen würde: kein McTrayers.

Doch ich war mir nicht sicher, ob es mir wirklich besser gehen würde, wenn ich die Entschuldigung ihm gegenüber herauszögerte. Schließlich wuchs mein schlechtes Gewissen minütlich. Der Stein in meinem Bauch wurde immer schwerer und er würde sich wohl nicht durch einen Tag schulfrei auflösen.

Rebecca kam mir auf dem Flur entgegen. Bevor sie in ihrem Badezimmer verschwand klärte ich sie kurz über Bellas Gesundheitszustand auf. Dann stellte ich ihr noch das fertige Frühstück auf den Tisch und verließ schließlich das Haus.

Ganz aus Gewohnheit wollte ich zur Bushaltestelle laufen, als mir auffiel, dass Bella noch in ihrem Himmelbett vor sich hin schlummerte. Das hieß, ich musste nicht ihren Babysitter spielen und somit auch nicht mit dem Schulbus fahren.

Beschwingten Schrittes betrat ich die Garage und holte meine Yamaha heraus. Wenigstens hatte dieser Tag einen Lichtblick!

Der Parkplatz war bereits gut gefüllt und auch der silberne Mercedes, der McTrayers gehörte, stand eine Reihe vor mir. Von seinem Besitzer war allerdings nichts zu sehen - ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen oder ärgern sollte.

Kayla traf ich an den Schließfächern, wo sie, kaum dass sie mich gesehen hatte, ohne Punkt und Komma auf mich einredete. Viel bekam ich von ihrem Monolog allerdings nicht mit, denn meine Gedanken hingen nur noch an dieser einen Person. Immerhin wusste ich, dass McTrayers heute in der Schule war. Ich musste ihn nur noch finden - und mich entschuldigen.

"Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?", fragte Kayla plötzlich, während sie mit einer Hand vor meinem Gesicht herum wedelte.

"Klar", lächelte ich sie unschuldig an. "Red weiter."

Kayla runzelte kurz die Stirn und sah mich abschätzend an, befolgte dann aber meine Aufforderung und führte ihren Monolog fort.
Von ihrem ununterbrochenen Geschwafel begleitet kämpften wir uns durch die Schülermassen zu unserem Musikunterricht, die einzige Stunde, die wir beide zusammen hatten. Leider saßen auch Lou und Jasmine in diesem Kurs, aber es war um ein tausendfaches leichter, diese Zicken mit einem moralischen Beistand, aka beste Freundin, zu ertragen.

"Heute starten wir mal mit einen Song. Wer von euch kennt dieses Lied schon?", sagte Mr Claszick, während er auf die Play-Taste des CD-Spielers drückte.

Schon nach wenigen Sekunden waren die ersten Hände in der Luft, unter anderem auch meine. Ich liebte diesen Song, auch wenn ich gar nicht genau sagen konnte, was ich daran so gerne mochte. Irgendwie passten einfach die Melodie, der Text und die Rhythmik so gut zusammen - mit der unglaublich kraftvollen Sängerin wurde das Lied perfekt.

"Wer kann mir sagen, wie dieses Lied heißt und von wem ist es?"

Mr Claszick ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und rief schließlich einen der Jungs in der letzten Reihe auf.

"Dear Mr President von Pink", antwortete er grinsend.
"Sehr gut, Lucas. Dieser Song hat eine ganz besondere Message. Weiß auch jemand, was Pink mit 'Dear Mr President' ausdrücken wollte?"

Wieder streckte ich meine Hand in die Luft, doch ich war wieder nicht die einzige. Etwas überrascht stellte ich fest, dass auch Lou ihr zierliches Händchen gehoben hatte. Doch diesmal wurde ich dran genommen. Schade eigentlich - mich hätte interessiert was die Hohlbirne mit den honigblonden Extensions sagen wollte.

"Der Song ist ein offener Brief von Pink an den damaligen Präsidenten George W. Bush. Sie kritisiert verschiedene politische Entscheidungen, wie zum Besipiel den Befehl, Truppen in den Irak zu entsenden. Außerdem spricht sie Probleme in Amerika an, die gelöst werden müssen. Allerdings stellt sie es nicht als direkten Vorwurf dar, sondern sie verpackt ihre Kritik in offenen Fragen."

Womöglich konnte man an meiner Antwort merken, dass ich diesen Song wirklich mochte und mich deshalb bereits ein wenig damit auseinander gesetzt hatte. Ich gehörte nämlich zu der Gruppe von Menschen, die ihre Musik nicht nur hörten, sondern auch zuhörten und verstehen wollten, was dahinter steckte. Schließlich gab es ja bei vielen Liedern einen tieferen Sinn oder eine Message, die ausgedrückt werden sollte. Okay - manche Songs waren auch einfach nur das, was offensichtlich war. Trotzdem waren einige dieser Lieder wirklich gut - auch ohne Message.

// Es tut mir sooo leid, dass dieses Kapitel so spät kommt !! Ich habe irgendwie nicht wirklich Zeit gehabt und außerdem wollte die Story nicht so recht laufen...
Mir gefällt das Kapitel immer noch nicht so ganz, aber besser hab ich es nicht hinbekommen... sorry!

Außerdem DANKE für 100 Likes!! Das ist wirklich unglaublich - ich hab mich riesig darüber gefreut!! =D♥

Die nächsten Kapitel werden wahrscheinlich jetzt immer sehr unregelmäßig kommen - ich bin einfach etwas im Stress zur Zeit, tut mir leid!

Deshalb ein riesen dankeschön an alle, die so geduldig auf die Kapitel warten! :)

Danke fürs Lesen! ♡

When I Lost My Book - Kind Of A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt