Schon als ich Sonntags aufwachte, hätte ich merken müssen, dass irgendetwas nicht stimmte. Rebecca war schon auf und schimpfte überhaupt nicht, dass ich noch nicht Frühstück gemacht hatte. Im Gegenteil, sie begrüßte mich sogar mit einem Lächeln im Gesicht und ging - nein, sie schwebte fast - in ihr Badezimmer.
"Ich gehe duschen!", flötete sie, "danach hätte ich Lust auf einen kleinen Obstsalat."
Ich nickte verwirrt und starrte meine Stiefmutter wie betäubt an. Erst das laute Zufallen der Tür erweckte mich aus meiner Starre.
Schnell lief ich Treppen hinunter und sammelte die Zutaten für Rebeccas Obstsalat zusammen. Die Äpfel waren schnell gewaschen und geschnitten. Dann gab ich eine klein geschnittene Banane in die Schüssel. Mit Ananas, Weintrauben und eingelegten Mandarinenstückchen war die Schüssel bereits gut gefüllt. Ich gab noch etwas Joghurt hinzu, so wie Rebecca es am liebsten hatte und stellte die Schale mit einem Löffel auf ihren Platz.
Mir selbst schmiss ich die restlichen Stückchen Obst, die für meine Stiefmutter zu viel gewesen wären in eine eigene Schüssel, gab den Rest Joghurt hinzu und versüßte das ganze mit Schokoladenstreuseln. Dieses Frühstück war zwar nicht sehr aufwendig, aber trotzdem lecker.
Gerade als ich meine Schüssel abgespült und aufgeräumt hatte, betrat Rebecca das Esszimmer.
"Wow, das sieht ja toll aus", bemerkte sie beim Anblick des Obstsalates. "Danke, Joanne."
Überrascht fiel mir die Kinnlade nach unten und für einen kurzen Moment war ich wie gelähmt. Rebecca hat sich wirklich noch nie bedankt, außer es war ironisch gemeint. Diesmal schien es tatsächlich ihr Ernst zu sein.
Doch ein kleines bisschen beruhigte sich mich wieder, als sie noch einen abschätzigen Kommentar hinterher warf: "Mach den Mund zu, das sieht schrecklich aus. Und bilde dir ja nichts darauf ein - ein paar Früchte in einen Topf zu schmeißen bekommt jeder hin, sogar Arabella."
Trotzdem konnte sie das kleine Lächeln, welches auf meinen Lippen lag, nicht abwischen. Ihre gute Laune hatte irgendwie auf mich abgefärbt und ich hatte nicht vor, sie mir wieder vermiesen zu lassen.
Nach dem Frühstück räumte ich die Küche auf und machte mich im Bad fertig. Ich kämmte kurz meine Haare, ließ sie dann jedoch offen, spritze mir eine Hand voll Wasser ins Gesicht und holte anschließend meine Lederjacke aus meinem Zimmer.
Bereits fünf Minuten später stand ich mit meinem Motorrad vor Kaylas Tür. Sie musste mich durch das Küchenfenster gesehen haben, denn sie öffnete die Haustür bevor ich klingeln konnte.
"Morgen", begrüßte sie mich, als ich sie umständlich umarmte. Der schwarze Motorradhelm, der zwischen uns eingeklemmt war, gestaltete die Sache nämlich ein bisschen schwierig. Trotzdem schaffte sie es, mir einen Kuss auf die Wange zu drücken, bevor sie mich schließlich wieder los ließ.
"Was machst du so früh hier?", fragte sie verwundert, als ich hinter ihr das Haus betrat.
"Sonst lässt du dir doch auch jeden Schritt von Rebecca schriftlich geben."
Empört boxte ich ihr gegen die Schulter, obwohl ich eigentlich wusste, dass sie die Wahrheit sagte.
"Ich habe kein Ahnung, was heute mit ihr los war", gab ich ehrlich zu, "aber sie war heute so unglaublich gut gelaunt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es ihr heute viel ausmachen würde, wenn ich nicht da war."
Kayla zog überrascht ihre Augenbrauen hoch, woraufhin ich nur mit den Schultern zuckte.
Ich stapfte hinter meiner Freundin die Treppe hinauf in ihr Zimmer, wo wir uns schweren Herzens dazu entschlossen, die nächste halbe Stunde mit Hausaufgaben zu verbringen.
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When I Lost My Book - Kind Of A Cinderella Story
Ficção Adolescente*Auf der Longlist der Wattys 2018!!* Joanne Rickman hat es nicht leicht. Sie wächst bei ihrer unliebsamen Stiefmutter und ihrer verzogenen Stiefschwester auf, hat wenige Freunde und träumt von ihrem eigenen Leben. Doch dann trifft sie auf Kingsley M...