Kapitel 9

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McTrayers starrte noch immer auf sein Handy, obwohl Meat Loaf mittlerweile schon angefangen hatte zu singen. Und das, obwohl das Intro über eine halbe Minute dauerte.

"Willst du nicht rangehen?", fragte ich - während Kayla ihm genau die gleiche Frage stellte. Dies brachte uns alle drei kurz zum Lachen, doch McTrayers hatte seinen Blick schnell wieder unter Kontrolle.

"Nein", sagte er schließlich und drückte den Anruf weg. Irritiert schaute ich ihn an und Kayla wollte ihn schon fast wieder mit Fragen löchern, als ich sie mit einem mahnenden Blick betrachtete.

Ich war mir ziemlich sicher, dass er auch diese Information nicht preisgeben wollte und eine zweite Klatsche sollte Kayla sich bitte nicht einfangen.

Zum Glück hielt sich meine beste Freundin an meinen stummen Rat und klappte ihren Mund wieder zu.

"Ich muss gehen", brachte McTrayers hervor, nahm sich den Laptop und schob ihn in seinen Rucksack. Dann kramte er einen Geldschein aus seiner Hosentasche, legte ihn auf dem Tisch ab und war wenige Sekunden später verschwunden.

"Was war das denn?", fragte meine beste Freundin laut, als McTrayers die Ladentür hinter sich zugeschlagen hatte.

"Ich habe keine Ahnung", antwortete ich langsam - mein Blick war noch immer auf die Stelle gerichtet, wo er gerade verschwunden war.

"Warum hat ihn dieser Anruf so geschockt?" Ich sah Kayla fragend an, als hätte sie eine Antwort darauf. Doch sie schüttelte nur den Kopf, sodass ihre schwarzen Locken durch die Luft flogen.

"Weiß ich nicht", gab sie zu. "Aber das meinte ich eigentlich gar nicht."

Meine Stirn legte sich in Falten, während ich versuchte, Kaylas Blick zu lesen. Außer dem Anruf war doch nicht ungewöhnliches passiert - oder?

"Sag mal, hast du nicht bemerkt, wie er dich die ganze Zeit angestarrt hat?"

Was? McTrayers soll mich angestarrt haben? Nicht wirklich überzeugt schüttelte ich den Kopf.

"Quatsch, das hat er doch gar nicht", widersprach ich.

Doch eine leise Stimme in meinem Kopf wollte Kayla glauben. So abwegig war es schließlich nicht - immerhin hatte er mir seinen Laptop anvertraut.

Wenn ich einem (fast) Fremden meinen Computer geben würde, auf dem meine wichtigsten Dokumente, meine peinlichsten Fotos und vor allem all meine E-Books gespeichert waren - ich würde diese Person auch nicht aus den Augen lassen!

Doch mir war klar, dass Kayla einen anderen Grund dahinter sah. Sie war offensichtlich der Meinung, dass Kingsley McTrayers aus irgendeinem Grund an mir interessiert war.

Abgesehen davon, dass es sowieso extrem unwahrscheinlich war...

Ich meine, warum sollte er jemanden wie mich mögen? Er könnte alle haben - Estelle, Jasmine, Bella, die Barbie-Clique - warum sollte er deshalb einem durchschnittlichen, langweiligen, unauffälligen Mädchen wie mir Aufmerksamkeit schenken?

... wollte ich das überhaupt? McTrayers war charmant, er war witzig, hatte offensichtlich einen ähnlichen Geschmack, was Musik und Mode betraf. Doch er spielte in einer komplett anderen Welt als ich.

McTrayers gehörte zu der Gruppe, die ich 'Elite' nannte. Sie waren die Kings und Queens der High School - zusammengestellt aus den hübschesten Mädchen der Cheerleader und den best aussehendsten Jungs der Sportteams der Calabasas High School.

Tatsächlich schafften es sowohl Football-Spieler, als auch Basketballer oder Wasserballer, sich für die 'Königsklasse' zu qualifizieren - es zählten einfach nur der Six-Pack und eine einigermaßen trinkfeste Leber.

When I Lost My Book - Kind Of A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt