Kapitel 7

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"Scheint so, als hättet ihr viel Spaß gehabt", grinste Logan, als er sich das Mehl ein bisschen abgeklopft hatte. Kayla nickte, während ich ihn immer noch, stumm wie ein Fisch, anstarrte.

Sobald Logan uns beim Backen 'beaufsichtigte' schafften wir es endlich, uns zu konzentrieren und keine fünfzehn Minuten später landeten die Kekse auf meinem Schutzschild im Ofen.

Nach einer kleinen Pause setzte sich Logan schließlich an den Computer und ich zog einen Stuhl heran, um ihm über die Schulter zu schauen.

Kayla blieb lieber in Sichtweite zu dem großen Flachbildfernseher, der über einem der Tische hing. Für sie war der Bitchfight verschiedener Möchtegern-Promis, die alle unbedingt America's next Topmodel werden wollten, viel interessanter, als irgendeine Fehlermeldung am Computer.

Ich hingegen beobachtete aufmerksam, wie Logan dem Problem auf die Spur kam und es schließlich löste. Eigentlich war es gar nicht so kompliziert gewesen. Mit einem Gefühl von Sicherheit - nächstes Mal würde ich das selbst schaffen - ließ ich mich neben Kayla auf die Bank fallen und richtete meinen Blick auf den Bildschirm.

Wie konnte man das nur freiwillig anschauen? Und noch schlimmer: wie konnte man sich dort freiwillig anmelden? Diese Mädchen hatten doch alle einen Schuss, oder warum sollte man sonst so eine Tortur freiwillig durchmachen?

Ich verdrehte die Augen und stand auf, um nach den Keksen zu sehen. Sie waren tatsächlich schon fast fertig, also wartete ich noch die letzten zwei Minuten ab und holte sie dann aus dem Rohr.

Unsere Mehlschlacht schien den Keksen nichts ausgemacht zu haben, jedenfalls dufteten sie wunderbar nach Schokolade. Am liebsten hätte ich sie sofort aufgegessen, doch wir hatten sie ja zum Verkauf gebacken.

Schwerenherzens legte ich die Chocolate Cookies in die dafür vorgesehene Schachtel und stellte diese unter das Glas in der Theke. Dann ging ich zur Kaffeemaschine und bereitete mir einen Café Latte zu. Kayla machte ich ihren heißgeliebten Mocha und für Logan gab es einen einfachen Espresso.

Glücklicherweise konnten Logan und ich uns gegen America's next Topmodel durchsetzen und landeten statdessen bei der Wiederholung des gestrigen Formel Eins Rennens.

Kayla schimpfte vor sich hin, dass Autorennen doch kein richtiger Sport seien und sie überhaupt nicht verstehe, wie man das nur interessant finden konnte. Das Ganze sei doch ohnehin nur Umweltverschmutzung.

Mein Boss und ich ließen uns davon nicht stören, sondern beobachteten gespannt wie Lewis Hamilton in seinem Mercedes an Felipe Massa vorbeirauschte, als wurde er stehen. Doch das tat er ganz und gar nicht, sondern er sauste mit 250 Stundenkilometern die Rennstrecke entlang.

Irgendwie faszinierte mich dieses Rennen. Ich war kein großer Fan von Autorennen, eigentlich schaute ich mir sie nicht einmal an. In Amerika war dieser Sport auch nicht so populär. Doch mich zogen diese unfassbar hohen Geschwindigkeiten in den Bann.

Natürlich war mir klar, dass das eine ganz andere Liga war, dermaßene Zahlen wird der Tacho meiner Yamaha niemals erreichen (ich war mir nicht einmal sicher, ob mein Tacho überhaupt soweit reichte). Trotzdem war mein Blick wie festgeklebt auf dem großen Flachbildschirm und verfolgten die Wege der Formel Eins Fahrer.

Unterbrochen wurden wir von der quietschenden Tür. Ohne wirklich zu schauen, wer das Pixel Paradise gerade betrat, ging ich auf ihn zu.

"Tut mir leid", sagte ich, "wir haben leider geschlossen."

Mein Blick wanderte zu seinem Gesicht und ich nahm ihn jetzt erst wahr. Seine dunkelbraunen Haare fielen ihm in die Stirn und verdeckten fast die Sicht auf seine aufmerksamen, tiefbraunen Augen. Das schiefe Lächeln verschwand mit meinen Worten aus seinem Gesicht. Schade eigentlich, denn es stand ihm verdammt gut. Allerdings würde McTrayers vermutlich auch in einem Kartoffelsack noch gut aussehen.

Auch Kayla hatte unseren Gast bemerkt, schob mich etwas zur Seite und grinste ihn breit an.

"Für dich machen wir natürlich eine Ausnahme, Kingsley", meinte meine beste Freundin und blinzelte verführerisch mit den Augen.

Irgendwie tat sie mir in diesem Moment furchtbar leid, weil ihre Flirtversuche einfach nur peinlich wirkten. Das war auch der Grund, warum ich ihr nicht widersprach (obwohl ich McTrayers am liebsten hochkant aus dem Café geschmissen hätte). Doch so warf ich Kayla nur einen 'dein-Ernst-Blick' zu und sagte nichts.

So kam es also, dass Kingsley McTrayers, eine der Personen, die ich zur Zeit am wenigsten leiden konnte und am liebsten auf den Jupiter verbannen würde, den Ort betrat, der für mich mein Zuhause symbolisierte.

Klar hatte ich mein Bett, meine Klamotten und meine wenigen Habseligkeiten in Rebeccas Anwesen. Doch für mich bedeutete Heimat, sich wohlfühlen und gerne dort zu sein. Das traf nun einmal viel mehr auf das Pixel Paradise zu, als auf dieses Ungetüm von Haus.

"Was willst du denn?", fragte ich, wobei ich nicht einmal versuchte, zu verbergen, wie genervt ich war. Anscheinend hatte ich McTrayers damit etwas aus dem Konzept gebracht, denn er starrte mich einen Moment mit offenem Mund an.

"Ist was?" Innerlich stöhnte ich genervt auf. Warum hatte ich Kayla nur erlaubt, ihn hier rein zu lassen?

"Ähm, n-nein", stotterte er, "ich dachte nur irgendwie ... sind wir uns schon mal begegnet?"

Jetzt starrte ich ihn einen Moment an. Doch irgendwie konnte ich ihn verstehen. Im Chemieunterricht, wo ich ihn das erste Mal gesehen hatte, war sein Blick vermutlich gar nicht auf mir gelegen, wie ich ursprünglich angenommen hatte. Außerdem musste er mich,  wenn überhaupt, von hinten gesehen haben, da ich zwei Reihen vor ihm saß.

Bei dem Abendessen, als ich die Herren bedienen durfte, begegneten wir uns zum zweiten Mal. Doch damals hatte ich meine roten Haare, die gerade in leichten Wellen nach unten fielen, zu einem Pferdeschwanz gebunden. Außerdem hatte ich meine Brille aufgehabt.  Heute hatte ich mich, aufgrund des guten Wetters, für meine Sonnenbrille entschieden, die jetzt nicht auf meiner Nase, sondern auf meinem Kopf lag. Mein Erscheinungsbild hatte sich also durchaus verändert - zum Guten, wie ich hoffte.

Doch ich ging nicht auf McTrayers' Kommentar ein, sondern ließ mir von ihm erklären, weshalb er gekommen war.

"Ich hab ein Problem mit meinem Laptop", sagte er. "Schon klar, dass ihr sowas eigentlich nicht repariert, aber das wäre echt wichtig für mich und wenn ich das Ding zurückschicke dauert es ewig, bis ich einen neuen hab."

Seufzend streckte ich die Hand aus und ließ mir den schwarzen Laptop geben. Kurz musste ich grinsen, als ich den 'Rolling Stones' Aufkleber auf der Rückseite des Bildschirms sah. McTrayers schien immerhin Musikgeschmack zu haben.

Vorsichtig stellte ich den Laptop auf einen der Tische und drehte mich zu meinem Boss um.

"Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch was ganz wichtiges zu erledigen habe", sagte er, bevor ich meinen Mund aufmachen konnte.

"Du schaffst das schon, Jo", fügte er mit einem Zwinkern hinzu.

Irritiert sah ich Logan nach, wie er seine Jacke von der Stuhllehne nahm und aus dem Pixel Paradise verschwand. Allerdings nicht, ohne uns noch "viel Spaß" zu wünschen.

Na, das konnte ja was werden.



//So, da das vorraussichtlich das letzte Kapitel für ein paar Wochen wird (sorry!),

gibt es hier ein Bild von Joanne in ihren verschiedenen "Erscheinungsformen"
(haha, wie das klingt... mir ist leider kein besseres Wort eingefallen XD)

 mir ist leider kein besseres Wort eingefallen XD)

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Danke fürs Lesen! <3

When I Lost My Book - Kind Of A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt