3.
Von dem Alptraum aufgewühlt und von ihren Gefühlen in diesem Traum verwirrt, schaute Mayada in die Dunkelheit hinaus. Sie wurde allmählich verrückt. Seufzend kniete sie sich auf den Boden und stützte ihren Kopf auf die verschränkten Arme. Der Mond schien so hell, dass sie die Häuser sehr gut erkennen konnte. Die meisten lagen längst in völliger Dunkelheit, was mit der späten Stunde zusammenhing und ihre Bewohner schliefen.
Ihr Blick glitt wieder zum Mond und tief durchatmend entspannte sie sich etwas. Die Erinnerungen an ihr einstiges Leben im Palast waren so klar vor ihren Augen. Ihre Lachen, wenn sie mit ihrer Mutter zusammen war. Ihre Angst, wenn sie ihren Vater sah. Unverständnis, wenn die anderen Frauen des Harems sie und ihre Mutter beleidigten und missmutig anschauten. Sie waren doch alle im selben goldenen Käfig gewesen. Wieso hatten sie ihr, Mayada, und ihrer Mutter das Leben so oft zur Hölle gemacht?
Den Kopf schüttelnd erinnerte sie sich zu gut daran, wie ihr Vater ihre Mutter immer angesehen hatte. Keine seiner anderen Frauen durfte in den Genuss dieses Leuchtens in seinen Augen kommen. Einzig Phoebe, ihre Mutter, wurde so angeschaut. Sie war eine Schönheit gewesen und deswegen bei den anderen Frauen so verhasst.
Während die anderen Frauen immer um die Gunst ihres Mannes ringen mussten, brauchte Phoebe nur im selben Raum zu sein, und schon hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. Ob sie wollte oder nicht. Ihr Vater war großzügig wie auch hart gewesen. Ihre Mutter hatte sein Temperament und seine Akte gegen ihren Stolz nicht verkraftet und war dem Opium verfallen. Ihrem Vater war das egal gewesen, solange es nicht an die Öffentlichkeit gelangte.
Voller Schmerz dachte sie an ihre Mutter, wie sie immer öfter nicht ansprechbar gewesen war. Es hatte sich verschlimmert, als Maya eines Nachts mitbekam, wie ihr Vater sie zum Akt gezwungen hatte. Damals war sie noch 8 Jahre gewesen aber sie wusste genau was geschah. Denn sie hatte sich unter dem Bett versteckt, als ihr Vater ihre Mutter für die Nacht gewählt hatte. Sie hatte keine andere Wahl gehabt als sich zu verstecken. Seinen Zorn hatte sie immer sehr gefürchtet. Nach dieser Nacht war der letzte Funke an Respekt gegenüber ihrem Vater vollends zerstört. Sie hatte im Morgengrauen ihre schluchzende Mutter trösten müssen.
Ihre Augen verdunkelten sich bei der Erinnerung und Wut brachte ihr Blut zum kochen. Sie ballte ihre Fäuste und stieß die Luft scharf aus als ihr die letzten Bilder mit ihrem Vater vor Augen kamen. Wie er sie zu sich bestellt hatte. Ahnungslos war sie seinem Befehl gefolgt und vor den Thron getreten. Neben ihm saß ein älterer Mann und hatte sie unverhohlen wie ein Pferd gemustert. Als ihr Vater sie davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass der alte Mann neben ihm sie, Mayada, heiraten würde, war sie aus dem Saal gerannt. Direkt in die Arme ihrer Mutter.
Das erste Mal seit Langem, war ihre Mutter wieder völlig klar gewesen. Gemeinsam hatten sie an Mayadas Hochzeitstag sich verkleidet und den Palast verlassen können. Die Wachen waren unachtsam gewesen und bei den ganzen Lieferanten und Gästen, hatten sie Glück gehabt und waren entkommen. Trotz eines treuen Dieners ihrer Mutter war es sehr schwer gewesen Unerkannt das Land zu verlassen. Und allein ihrer Mutter hatte sie es zu verdanken, dass sie durch den Verkauf ihrer Rubine und ihres wertvollen Schmucks, außer Land geschafft hatten.
Sie stand auf und legte sich auf das Bett, von der sie runtergefallen war und zog ihre Beine an sich. Die nächsten Bilder überwältigten sie dermaßen, dass sie die Augen fest zusammenkniff und den Atem anhielt um nicht laut aufzuschluchzen. Die Bilder, wie ihre Mutter immer schwächer geworden war und zum Schluss einfach nicht mehr aufwachte ließen sie erzittern. Ihr ganzer Körper stand unter Schmerzen und sie rührte sich nicht. Der Kloß in ihrem Hals war so gewaltig, der Hass und die Wut in ihrem Herzen so groß, dass sie Blut sehen wollte. Blut ihres Vaters! Er war verantwortlich für Alles was geschehen war. Sie würde ihre Rache bekommen. Irgendwann.. irgendwie...

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Schicksalhafte Rache
Historical FictionMayada Eine junge Frau in der Blüte ihres Lebens. Auf der Flucht vor ihrem Vater, dem sie so eine große Schande bereitet hat, dass er sie tot sehen will. Schwere Schicksalsschläge hat sie zu verkraften,  und das in einer Zeit, wo di...