37. Kapitel "Das Erwachen"

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37.

Das Erwachen

Mayada

Am nächsten Morgen, als Mayada langsam aber sicher erwachte, spürte sie, dass sie in einer sehr eigenartigen Position schlief. Denn sie lag auf Dastan und ihre Beine waren ineinander verknotet, ihr Kopf ruhte auf seiner Brust und ihre Hände waren... 

"Oh nein, bitte lieber Gott, lass mich träumen!"

Sie spürte etwas Langes, Hartes und komischerweise mit samtiger Haut überzogenes Etwas in ihren Händen. Ihre Finger hatten sich darum gelegt und waren unter ihrem Körper begraben. Ganz vorsichtig, ohne Dastan zu wecken, versuchte sie sich aus dieser sehr peinlichen Lage zu befreien. So langsam und sanft wie möglich, zog sie ihre Finger aus seiner Hose und betete, dass Dastan schlafen würde. 

"Na, bist du endlich wach?", fragte er direkt neben ihrem Ohr, dass Mayada erschrak. 

Dabei rammte sie ihre Handgelenke in seine Weichteile und zog sich ganz schnell zurück. Sie begab sich in die weiteste Ecke des Zeltes und schaute an die Wand, nur nicht zu Dastan. Dieser hatte einen Klagelaut von sich gegeben und versteift. Sie würde sich hüten, sich zu entschuldigen, denn dann würde er ja erfahren, dass sie genau wusste, wo ihre Hände sich vorhin noch befunden hatten, und es schickte sich nicht für eine junge Frau so etwas zu wissen. Sie lief bereits rot an und hätte am liebsten ihr Gesicht hinter den Händen versteckt. 

Dastan richtete sich langsam auf und starrte sie einen Augenblick lang an. Mayada konnte nicht anders und schaute in sein ernst dreinschauendes Gesicht. Seine Augen schienen sie zu durchbohren, während sein Mund zu einer schmalen Linie zusammengepresst war. Seine ganze untere Gesichtshälfte war mit einem dunklen Bartansatz überzogen, der über Nacht wohl gewachsen war. Sie selbst spürte ein leichtes Kribbeln und Brennen um ihren Mundwinkel und ihrem Kinn. Dabei kam ihr die Erkenntnis, dass sie ihn ja in der Nacht geküsst hatte. Sie weitete die Augen und mahnte sich selbst ruhig zu bleiben und keine Gefühlsregung zu zeigen. Sie schämte sich so sehr für ihr Verhalten und überlegte fieberhaft, was sie tun könnte. Am Besten war es, so zu tun, als könnte sie sich an garnichts erinnern, denn wenn sie an den Kuss zurückdachte, erinnerte sie sich zu gut an das Gefühl, mehr zu wollen. Ihr Blick wurde wieder entspannter, nachdem sie sich entschied, so zu tun, als wäre nichts geschehen und Dastan war ja auch nicht in der Lage Gedanken zu lesen um zu wissen, woran sie gerade dachte. Sie atmete erleichtert aus und setzte eine gelangweilte Miene auf. Ihr Gegenüber musterte sie einige Sekunden weiter und schüttelte dann den Kopf, ehe er aufstand und das Zelt verließ. Mayada hatte den Blick gesenkt gehalten, denn sein Oberkörper war immer noch entblößt und heiße Schamesröte überzog ihr Gesicht bei dem Gedanken an letzte Nacht. 

Dastan

Das Erwachen hatte er sich ganz anders vorgestellt, nur nicht damit, dass Mayada ihn fast, wenn er nicht aufpasste, entmannen würde, so schreckhaft wie sie war. Wenn er kurze Zeit darauf ihren Blick nicht gesehen hätte, hätte er lauthals gelacht. Als er sie angeschaut hatte, nachdem sie sich zurückgezogen hatte, hatte er eine Fülle an Gefühlen in ihren Augen ablesen können. Zuerst kam die Erkenntnis, dann Scham und auch einen Funken an Panik, und wenn er sich nicht irrte schloß die Erleichterung ihre Emotionen ab. Kein Wort kam über ihre Lippen und das einzige was sie ihm schenkte war ihr Blick in seine Augen. Er musste so schnell es geht von hier heraus, denn je länger er sie anschaute, desto länger wollte er sie an sich ziehen und ihre immer noch leicht geschwollenen Lippen küssen. Er entschied jedoch den Rückzug anzutreten, denn Mayada, so gelangweilt sie momentan auch wirkte, so wusste er, dass sie gerade jetzt Angst hatte. 

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt