49. Kapitel "Nichts ist so wie es scheint"

741 43 10
                                    

49. Kapitel

Nichts ist so wie es scheint

Mayada

Wochen waren verstrichen seit Mayada den Palast betreten hatte. Zu ihrem Verwundern wurde sie aber nicht in den Kerker geworfen sondern in eines der Schlafzimmer gebracht damit sie sich erholen konnte.  Ihr Zimmer war gewaltig und hatte neben einem riesigen Bad zusätzlich noch einen großen Salon, von wo sie auf den geräumigen Balkon hinausgehen konnte, welches eine Aussicht auf den schönen Park bot. Der Park war wie damals schon sehr gut gepflegt und mit Palmen und Blumen übersät. Breite Wege, umgeben von kleinen künstlich angelegten Flüssen, schlängelten sich wie ein Labyrinth durch die Anlage. Es war eine wunderschöne Idylle aber Mayada hatte keinen Blick für diese.

Seit ihrer Ankunft war ihr Blick oft leer und sie fühlte sich immer noch taub. Ihrem Schock war die Wut gefolgt aber auch diese hatte sie inzwischen abgelegt. Sie war einfach nur unendlich müde und zutiefst enttäuscht. Die Erkenntnis, dass sie sich die ganze Zeit über heimlich doch Hoffnung gemacht hatte, dass sie und Dastan eine gemeinsame Zukunft haben könnten, hatte sie wie ein Ohrfeige getroffen. Die tiefe Verletzung und die Trauer um ihre niedergetrampelte Hoffnung, konnte sie einfach nicht ablegen. Sie war in so einem Dilemma, dass sie alles aufgab, wofür sie die Jahre seit ihrer Flucht gekämpft hatte. Natürlich war sie noch nicht bei ihrem Vater, zu dem sie hätte in den Kerker gehen können. Aber was nützte es ihr, wenn sie ihre Rache nicht bekam. Im Gegenteil, er würde sie sogar auslachen und verpönen, wenn er wüsste, was man über ihren Kopf hinweg entschieden hatte, um den Frieden im Land zu wahren. Vermutlich wusste er es bereits längst und lachte sich ins Fäustchen, dass seine Tochter so dumm war und am Ende sogar umsonst ausgebüxt war. An ihre Mutter wollte sie dadurch erst recht nicht denken. Diese Schuld wollte und konnte sie sich nicht auch noch aufbürden, denn das könnte und würde sie nicht ertragen. Es gab keinen anderen Weg, als sich aufzugeben. Jetzt konnte sie ihre Mutter sehr gut verstehen, warum sie irgendwann dem Opium verfallen war. Sie würde jetzt nicht wie ihre Mutter nach der Droge greifen aber sie verstand ihr Handeln nun. 


Der Sultan Omar von Marokko hatte Mayada zu sich rufen lassen, als sie bereits einige Tage im Palast war. Zuvor hatte sie eine leichte Aufruhr unter den Palastwachen sowie den Bediensteten bemerkt es aber nicht weiter hinterfragt, denn die Neugier wurde durch die Schmach und die Wut verdrängt. 

Ganz ruhig hatte Sultan Omar mit ihr gesprochen und sich ihr vorgestellt. Zudem hatte er ihr erklärt, dass er ihren Vater in den Kerker geworfen hätte. Verwundert war er über ihre fehlende Reaktion dazu wenig, denn er kannte ihre Geschichte zu gut. Jeder in den arabischen Gebieten wusste über ihre Schandtat bescheid. Jedoch hatte er sie nicht verurteilt sondern ihr mit Respekt erklärt, dass er froh wäre, sie lebendig und wohlbehalten kennenlernen zu können. 

Dem Geplänkel folgte dann seine Entscheidung, womit Mayada den Frieden im Land wahren könnte, trotz dass ihr Vater weiter im Kerker sitzen würde. Sultan Omar hatte entschieden, dass dieser bis zu seinem Tot dort bleiben sollte. Er war sehr erfreut und glücklich ihr mitteilen zu können, dass der tot geglaubte zweite Sohn von Prinzessin Amirah gefunden wurde und der rechtmäßige Sultan Ägyptens sei. In einigen Wochen würde er mit Mayada vermählt werden und so würden beide für ihre Leiden und Qualen entschädigt und ihren rechtmäßigen Platz endlich einnehmen können. 

Teilnahmslos hatte Mayada nur mit halbem Ohr zugehört und erst als klar wurde, was er damit meinte, zeigte sie die erste Gefühlsregung seit Tagen. Mit weit aufgerissenen Augen hatte sie ihn kurz angestarrt und wollte schon gegen die Hochzeit etwas sagen, bis sie merkte, dass es keinen Sinn haben würde. Sie war schon Einmal geflohen und hatte ihre Mutter verloren. Diesmal hatte sie nichts mehr wofür sie noch kämpfen und fliehen könnte. Also hatte sie einfach nur den Kopf gesenkt und ihr Schicksal akzeptiert. Sie würde verheiratet werden... genau so hatte es ihr Vater vor Jahren gewollt. Es war ihr egal, wer er war, und wie er aussah. Es hatte alles keinen Sinn mehr. So gab sie den letzten Teil von sich auf und stimmte mit ihrer Stille zu. Was hätte sie auch sonst tun sollen? Sultan Omar glaubte ihr damit eine Freude machen zu können, aber er hatte ja gar keine Ahnung. Wenn er nur wüsste?!

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt