22.Dastan
Eine gefühlte Ewigkeit schien es gedauert zu haben, als sie das Schwert senkte. Ein leichtes Seufzen der Erleichterung verließ Dastans Lippen. Nicht, dass er Furcht gehabt hatte, dass sie ihn töten würde, eher dass er Gewalt anwenden musste um ihr das Schwert abzunehmen.
Langsam und vorsichtig ging seine Rechte Hand nach vorne um das Schwert entgegen zu nehmen.
Er wollte es beiseite legen, denn es erschien ihm nun unnötig. Immer noch schwieg er, denn so recht wusste er nicht was er sagen sollte.
Viele Worte kreisten durch seinen Kopf, aber es waren nie die passenden. Nur ein Wort verließ seine Lippen, leise und kaum hörbar.
"Danke, Prinzessin." Sofort kamen die Zweifel. Wofür sich bedanken? Dass sie das Schwert gesenkt hatte? Dass die Gefahr gebannt war oder dass sie ihn nicht töten würde? Bist Du eigentlich verrückt geworden? Schallte es durch seinen Kopf. Man sah ihm an, dass er wieder am Nachdenken war. Doch sowie er bei ihr erkennen konnte, dass sie etwas sagen wollte verstummten alle Stimmen in seinem Kopf.
Gespannt sah er zu ihr. Kaum konnte er es abwarten, dass sie die Stille durch brach. Doch kein Wort war zu hören. Nur ein kurzes Zischen, ein Schrei von ihr.
Mit großen Augen sah Dastan was gerade vor sich ging. Als sie gegen seinen Körper geschleudert wurde, umfasste er sie mit seinen Armen und hielt sie überrascht und geschockt fest an sich gedrückt.
"Prinzessin!", schrie er laut und sah fassungslos drein. Mit aufgerissenen Augen schaute er auf sie hinab und hörte ihre letzten Worte.
"Nein das habe ich nicht!", ging es verzweifelt über seine Lippen als ihre Knie nachgaben und er sie vorsichtig auf den Boden legte. Schrecklich war der Anblick als sie vor ihm lag. Mit einem Pfeil in der Schulter der ihr vorne herausragte, hatte er das Gefühl, er spüre selbst die Schmerzen, die ihr die Verletzung sicher bereitet hatte und keinerlei Regung konnte er von ihr erkennen. Sofort nahm er sich das Schwert und ging in eine geduckte Haltung. Spähend sah er durch das Gedicht des Waldes in die Richtung, aus dem der Pfeil gekommen war und sah Jemanden. So gleich nahm er die Verfolgung auf.
"Bleibt stehn!", brüllte er wutentbrannt zu dem Kerl. Geschwind rannte er zu dem Fremden und schleuderte ihn zu Boden als er ihn hatte. Überrascht stellte Dastan fest das es ein bekannter Soldat war, der seine Prinzessin mit einem Pfeil beschossen hatte. Jedoch kam er gerade nicht auf seinen Namen.
"Wer seit Ihr und wer hat Euch beauftragt?", raunte Dastan dem Fremden entgegen.
Das Schwert wurde mit seiner Spitze auf den Hals des darliegenden Soldaten gerichtet. Spöttisch begann der Soldat zu sprechen.
"Ich bringe das zu Ende was Du nicht geschafft hast! Dein Herr entsandte mich um Dich zu beobachten. Er traute Dir die Aufgabe nicht zu. Nun gilt der Ruhm mir und Dich erwartet der Tot!"
Ungläubig stand Dastan da. Dieser Soldat hatte seine Prinzessin getötet. Anstatt erfreut darüber zu sein, dass der Befehl seines Herrn ausgeführt wurde, machte sich Kummer und Trauer in ihm breit. Schnaubend sah Dastan den Soldaten an.
"Du glaubst doch nicht tatsächlich, dass Dir irgendein Ruhm gebührt. Denn hast du mal daran gedacht, dass wenn sie tot den ganzen Weg wochenlang getragen werden muss, irgendwann bis zur Unkenntlichkeit verwest sein würde?!" Außer sich vor Wut, durchlöcherte er den Soldaten zu seinen Füßen mit seinen Augen, welcher nun die Augen aufriss und die Erkenntnis in seinen Zügen zu sehen war. Jedoch zu spät! Niemand würde erfahren, dass er sie getötet hatte und Dastan dürstete es nach Rache.
Wenn er daran dachte, dass er nie wieder diese graublauen Augen Mayadas leuchten sehen würde, wie sie ihn voller Zorn, Sturheit und Stolz anfunkeln würden, gefror ihm das Herz zu einem kalten Stein welches schwer in seiner Brust lag und einen Schmerz verbreitete, der sein Inneres in Flammen setzte. Schnell senkte und hob sich seine Brust, als sein Atem schnell ging und wütend, gar außer sich, spuckte er die nächsten Worte förmlich in das Gesicht des Fremden.
"Du bist des Todes!" Mit voller Wucht stach er zu und durchtrennte die Kehle des Soldaten. Das Blut floss nur so vor sich hin, doch es kümmerte Dastan nicht. Sofort machte er sich wieder auf zur Prinzessin.
Bei ihr angelangt warf er das Schwert beiseite und ging auf die Knie. Vorsichtig hob er sie an und drückte sie an seine Brust.
"Prinzessin, Prinzessin! Ihr dürft nicht fort sein. Bleibt hier! Lebt!!", rief er laut und sehr bekümmert.
So sollte es nicht Enden, sie konnte nicht tot sein. Immer wieder blickte Dastan in ihr Gesicht und streichelte über ihre Wange, ein Lebenszeichen abwartend.
Während er sie weiterhin beobachtete, ging die Sonne langsam über den Horizont auf, und warf erste goldene Lichtstrahlen durch die Baumwipfel. Er zwang sich seine Augen von ihrem Gesicht abzuwenden und schaute zu dem Pfeil in ihrer Brust. Er musste es entfernen, denn sie so zu sehen, brachte ihn fast um. Vorsichtig legte er sie seitlich hin und holte seinen Dolch, der achtlos auf dem Boden lag. Er begann die Spitze des Pfeils abzutrennen und als es endlich geschafft war, hielt er den Bogen an ihrem Rücken fest und zog es mit einem schnellen Ruck heraus. Etwas Blut quoll heraus und er zog ein Taschentuch aus seinem Hemd, das er von seiner Mutter bekommen hatte, die an den Rand liebevoll seinen Namen in feinen Zügen mit Nadel und Faden gestickt hatte. Er presste es an ihrem Rücken gegen die Wunde und legte sie wieder auf den Rücken auf den Boden, sodass ihr eigenes Gewicht gegen das Taschentuch an ihrer Wunde gedrückt wurde.
Seine Hände waren voller Blut und ehe er es bemerkte, streichelte er über das Gesicht der Prinzessin, immer noch in der Hoffnung ein Lebenszeichen von ihr zu bemerken. Er war über sie gebeugt und sprach flüsternd zu ihr.
"Mayada, bitte... bitte öffne Deine Augen. Ich will nicht, dass du stirbst..."
Seine Hände sowie seine Stimme zitterten. Er konnte es nicht ganz verstehen warum, jedoch konnte er momentan keine Kraft aufbringen, sich eines Besseres zu besinnen und sich wieder zur Selbstkontrolle zwingen. Ihr Gesicht und ihr Nachthemd waren voll mit ihrem Blut und er wusste nicht, was er tun sollte. Mehr als das, was er getan hatte konnte er zum jetzigen Zeitpunkt für sie nicht tun. Es zerriss ihn innerlich und er fühlte sich, als hätte er sein Zuhause verloren.
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Schicksalhafte Rache
Ficción históricaMayada Eine junge Frau in der Blüte ihres Lebens. Auf der Flucht vor ihrem Vater, dem sie so eine große Schande bereitet hat, dass er sie tot sehen will. Schwere Schicksalsschläge hat sie zu verkraften,  und das in einer Zeit, wo di...