20.
Dastan
Gefesselt von ihrem Anblick sah Dastan verträumt zu ihr. Jede Regung ihres zierlichen Körpers vernahm der stramme Soldat. Alle Strapazen und Entbehrung dieser langen, und vom Gefühl her nie endenden Suche, fielen plötzlich von ihm ab, alleine nur durch die Anwesenheit von ihr. Entspannt und ohne zu sprechen stand er einfach nur da und beobachtete sie. Reden konnte er gerade nicht viel. Vor Allem wüsste er nicht was er nun am besten sagen sollte.
Wollte er doch um jeden Preis eine erneute Flucht verhindern. Als sie sich von ihm löste und sich entfernte blieb er auf der Stelle stehen, zu gern hätte er die Umarmung noch in die Länge gezogen. Jetzt wollte er vorsichtig sein mit jeder seiner Bewegungen. Dastan versuchte ein freundliches Gesicht zu bekommen, sonst war es meist grimmig und böse. Ein Teil seiner Ausbildung hatte ihm sein Lächeln gestohlen. Mit viel Mühe schaffte er es ein leichtes, aber fast undeutliches Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Doch auch dieses verschwand wieder so schnell wie es kam, nachdem er ein Aufschrei des Schmerzes von ihr vernahm. Sofort machte er einen kleinen Schritt auf sie zu und sah besorgt in ihre Augen.
"Prinzes...ich meine Mayada, habt Ihr eine Verletzung?"
Normal würde er so gleich sich dies anschauen, jetzt jedoch hielt er es gerade für sehr unpassend. So verharrte er zunächst und wartete.
"Ich habe kleine Kenntnisse von solchen Dingen. Ich behandle meine Verletzungen aus der Schlacht auch stets selber.", schmunzelte er leicht und hoffte sie würde sich ihm anvertrauen. Sicherlich wusste sie weshalb er hier war.
Und dass dadurch ein rechtes Vertrauen nicht gleich aufkommen konnte, war niemandem mehr Bewusst als ihm. Nun galt es jedoch jedwede Furcht fernzuhalten.
Im Moment konnte Dastan sich sowieso nicht mehr an den Befehl erinnern. Zu sehr fesselte ihre Anwesenheit, ihre Ausstrahlung und ihre Augen seinen Verstand. Ihr Name hallte noch stets durch seinen Gehörgang. Dieser Name... Immer und immer wieder, sehr leise und kaum hörbar und es löste noch etwas anderes in ihm aus. Wie als hätte er diesen Namen vor langer Zeit schonmal gehört. Er runzelte die Stirn und überlegte fieberhaft, bis sie mit ihrer melodischen Stimme seine Gedanken unterbrach.
"Was nun?" Kam von ihr und darauf wusste selbst er gerade keine Antwort. Für ihn war es so als wäre die Zeit stehen geblieben und er genoss diesen Augenblick einfach zu sehr, der so viel Last von seinen Schultern nahm, auch wenn dies nur für den Augenblick war.
Denn eine Entscheidung über das weitere Schicksal musste gefällt werden. Wenn er nur wüsste, was er tun und was er ihr sagen sollte.
Mayada
Mit hochgezogenen Augenbrauen quittierte sie seine angebotene Hilfe und schüttelte sanft den Kopf. Würde er noch einmal in ihre Nähe kommen, wüsste sie nicht, wie sie reagieren würde. Von daher befand sie es für weiser soviel Abstand wie möglich zu ihm zu halten.
"Es ist nur eine Beule.", sagte sie an ihn gewandt und schaute sich wieder um. Es war ihr nicht entgangen, dass er ihre Frage nach dem weiteren Vorgehen unbeantwortet gelassen hatte. Vielleicht wollte er, dass sie jetzt anfing zu betteln, er solle sie verschonen oder noch besser, einfach laufen lassen! Sie ging alle Möglichkeiten durch, was sie tun oder sagen könnte. Doch im Moment war in ihrem Kopf ein solches Durcheinander, dass sie froh war, vernünftige Sätze hervor zu bringen.
Sie bemerkte wie er sie ansah. Das hatte sie des öfteren erlebt, aber ganz deuten konnte sie es nicht. Dazu fehlte ihr die Erfahrung mit den Männern, auch wenn sie auf der Flucht vielen Männern über den Weg gelaufen war, konnte sie dennoch nicht behaupten zu wissen, was jener Blick oder jenes Verhalten zu bedeuten hatte. Bei ihm jedoch verhielt sich ihr Körper anders und ihr Herz raste während eine Verwirrung sie erfasste. Seufzend schalt sie sich selbst und schüttelte kurz den Kopf, denn es galt jetzt wichtigeres zu bedenken und sie musste ihre Haut retten.
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Schicksalhafte Rache
Historical FictionMayada Eine junge Frau in der Blüte ihres Lebens. Auf der Flucht vor ihrem Vater, dem sie so eine große Schande bereitet hat, dass er sie tot sehen will. Schwere Schicksalsschläge hat sie zu verkraften,  und das in einer Zeit, wo di...