10. Kapitel

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10.

Dastan

Mehr und mehr Wassereimer wurden auf das brennende Gebäude geworfen. Der Schweiß rann Dastan über die Stirn, so nah einem so stark loderden Feuer war er noch nie.

Plötzlich bemerkte er im Augenwinkel wie die Türe geöffnet wurde.

Am Boden liegend erkannte man eine Gestalt.

"Seht dort auf dem Boden!", schrie Dastan laut auf. Geistesgegenwärtig ließ er den Eimer zu Boden fallen und ging zur Türe.

Dichter Rauch kam ihm entgegen, der Geruch von brennenden Holz und Polster ihm in die Nase stieg. Seine Augen zu einem Schlitz zusammenpresste und die Luft anhielt.

Mühsam hob er die Gestalt hoch und trug sie einige Meter vom Haus weg.

"Bringt Wasser!" Vorsichtig legte Dastan die offensichtliche Dame ab.

Seinen Umhang zog er aus und knüllte es zu einem Kissen um es ihr unter den Kopf zu legen. Zeitgleich kam ein Bauer mit einem Eimer Wasser daher gelaufen.

Geschwind riss Dastan sich ein Stück von seiner Kleidung ab und tauchte es in den Eimer. Mit bedacht und vorsichtig tupfte er der Dame über die Stirn.

Verrußt war ihr Gesicht, erkennen konnte er nichts.

"Werdet wach, wachet auf!", sprach Dastan mit verzweifelter Stimme zu der Dame.

Von der Medizin wusste er nur wenig, lebte sie noch?

Mayada

'Ich kann nicht glauben, dass mein Vater persönlich gekommen ist um mich zu bestrafen. Er muss ja sehr sauer sein, wenn er sich sogar selbst die Hände dreckig macht.'

Ganz ruhig war sie, trotz der Gefahr durch ihren Vater, der sie noch vor einigen Sekunden gewürgt hatte. Wo war er? Hatte sie ihm die Nase gebrochen? Würde er jeden Augenblick ihre Kehle durchschneiden?

Bei dem Gedanken allein wurde sie unruhig und sie hörte ihren Herzschlag rasen. Der Instinkt, unbedingt zu überleben, war hellwach doch sie konnte sich nicht rühren. Sie schrie innerlich, aber von Außen war nichts zu erkennen. Denn die Ohnmacht hatte sich über sie gelegt.

Sehr leise, wie von weiter Ferne, drangen stimmen an ihr Ohr. "Werdet wach..." Dann spürte sie noch die Nässe an ihrer Haut und ihre Sinne wurden immer stärker. Die Betäubung, die ihren Körper erfasst hatte, ließ langsam nach und immer lauter hörte sie Stimmengewirr von vielen Menschen und fühlte die Kälte unter ihrem Leib.

Sie blinzelte und sah ein Gesicht im Schatten. Erkennen konnte sie nichts, da sich alles um sie herum drehte. Bei einem tiefen Atemzug kam wieder der Husten und sie drehte sich zur Seite, als es sie schmerzhaft schüttelte. Tränen liefen über ihr Gesicht als sie eine Weile fast ihr Leben aushustete. Als es sich langsam etwas legte versuchte sie zu sprechen. Mehr als ein krächzendes Flüstern war nicht zu vernehmen "Wasser..."

Dastan

Die Hilflosigkeit war Dastan ins Gesicht gemeißelt. Weder war er Medicus noch wusste er was zu tun war. Verzweiflung machte sich in ihm breit, bis sie endlich ein Lebenszeichen von sich gab. Die zierliche Frau vor ihm, hustend und keuchend.

Dastan fühle sich allein gelassen und sah zur Menschenmenge.

"Steht nicht rum! Holt einen Medicus, LOS!"

Instinktiv begann er über ihren Kopf zu streicheln. Plötzlich ein Aufhusten und Krächzen. Nach Wasser verlangte sie. Dastan sah um sich und ergriff einen Eimer der in der Nähe stand. Ein Schälchen schwamm darin.

Kurz tauchte Dastan ihn ins Wasser, sodass sich etwas in dem Schälchen sammeln konnte. Dann legte er seinen Arm hinter dem Weib und hob sie etwas an, damit sie besser trinken konnte.

"Hier, trinkt aber langsam."

Vorsichtig setzte er das Schälchen an ihre Lippen an und ließ etwas in ihren Munde laufen. Sie lebte, sie verlangte nach Wasser.

Dastan bekam ein leichtes schmunzeln. "Dem Allmächtigen sei Dank!", murmelte er leise vor sich hin. Besorgt sah er um sich, wann würde der Medicus endlich eintreffen. Würde er ihr überhaupt helfen können?

Agatha

Ein Durcheinander empfing Agatha als sie zum Zentrum kam. Um einen Überblick zu bekommen, schaute sie herum und erntete einige Befehle wie "Aus dem Weg! Steh hier nicht so rum, HELFE!"

Sie schaute auf das brennende Gebäude hinauf und trat einige Schritte zurück. Das Feuer war ganz in seinem Element. Es brannte lichterloh und fraß sich gierig durch das Holz. Die Menschen um sie herum rannten und brüllten in dem Bemühen, das Feuer zu löschen.

In einiger Entfernung entdeckte sie dann eine liegende Person und einen großen Mann an ihrer Seite, der sie offensichtlich stützte und ihr gerade Wasser einflößte. Ein kurzes Grinsen huschte über ihre Lippen bevor sie Besorgnis ausdrückte, zu den Beiden trat und sich neben die Verletzte kniete.

"Kann ich helfen? Ist sie verletzt?", fragte sie mit zuckersüßer und vor Besorgnis triefender Stimme, die nicht hätte falscher sein können, wenn man wüsste, was sie insgeheim plante.

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt