48. Kapitel "Ankunft und Enthüllung"

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48.


Ankunft und Enthüllung



Mayada


Die Ankunft, welches sie sich zuvor noch so herbeigesehnt hatte, kam schneller als ihr lieb war. Sie hatte sich vor der Abreise vorgenommen weiter zu planen, nachdem sie Ägypten erreicht hatten, aber ihr Kopf war wie leer gefegt. Sie konnte weder einen klaren Gedanken fassen, noch sich dazu aufbringen eine Regung zu zeigen, als sie auf die Stadt unweit von ihr blickte.

Das Schiff steuerte geradewegs den Hafen an und von Weitem konnte Mayada erkennen, dass viele Menschen dort waren. Die Stadt rechts und links und hinter dem Hafen war genauso wie in ihrer Erinnerung. Die beig-braunen Häuser waren nicht hoch und das Grün entlang des Ufers mit den Arbeitern auf ihnen zeigte ihr, dass das Leben und die Zeit in ihrer Heimat einfach weiter gelaufen war. Ohne Mayada... ohne ihre Mutter.


Der Gedanke, dass sie in den Palast gehen würde ohne ihre Mutter, schmerzte in ihrer Brust. Einst hatte sie glückliche Tage in dem Palast erlebt als ihre Mutter noch lebte. Sie konnte sich lebhaft daran erinnern, wie sie sich oft versteckt hatte und ihre Mutter suchen musste. Einige Male war es vorgekommen, dass ihre Mutter sie nicht schnell fand und panisch wurde. Seufzend erinnerte sich Mayada, wie erleichtert ihre Mutter immer gewesen war, wenn sie endlich wieder in den Armen ihrer Mutter war. Der dicke Kloß in ihrem Hals war schwer runterzuschlucken und die danach geschehenen Ereignisse noch schwerer zu verarbeiten. Ihre Rache, womit sie sich am Leben gehalten hatte und der sie immer wieder angespornt hatte, war dabei, unmöglich zu werden. Wie sollte sie ihre Mutter rächen?


Dann der Gedanken an ihren Verwandten Sultan Omar von Marokko. Sie wusste nicht, was er von ihr wollte und warum? Es war nicht einfach, sich aus Allem einen Reim zu machen, da sie zu wenig über die Familienverhältnisse von ihrem Onkel Ahmad wusste. Man hatte eine Belohnung versprochen für denjenigen, der sie dem Sultan brachte. Mayada sah aus den Augenwinkeln zu Dastan, der neben ihr stand und ebenso stumm wie sie zum immer näher kommenden Ufer schaute.

Wollte er die Belohnung? Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und lachte innerlich. So oder so, wollte er sie ja in den Palast bringen. Sicherlich freute er sich über die Belohnung, die, so dachte sie sich, bestimmt nicht wenig war. Sie ballte die Hände zu Fäusten und biss die Zähne zusammen, als ihr Herz zu schmerzen begann, wenn sie nur daran dachte, dass Dastan in ihr nichts weiter als eine Belohnung sah, die er bekommen würde. Jetzt wusste sie was sie tun musste und es würde nicht leicht werden.


Als das Schiff endlich anlegte zog sie sich ihre Kapuze noch weiter über die Stirn und hatte die untere Hälfte ihres Gesichtes mit einem Schal verbunden, so wie Dastan es von ihr gewollt hatte. Sie vermutete, dass er so verhindern wollte, dass jemand ihm seine Beute abnahm und die Belohnung einsackte. Dastan hatte sich ebenfalls einen großen Umhang umgelegt und sein Schwert an seinen Rücken gebunden, aber noch so, dass er es herausziehen konnte, wenn es nötig sein sollte. Seine Rüstung war nicht zu sehen und sein Gesicht zierte ein Vollbart als Tarnung, den er sich hatte wachsen lassen. Sie verbot sich den Gedanken, dass er durch den Bart noch männlicher und reifer wirkte, als er es eh schon war.


Sie verließen Seite an Seite das Schiff und Mayada hustete, damit niemand fragte, warum sie ihr Gesicht verdeckt hatte, zumal es in ihrer Heimat üblich war, dass sich viele Frauen zum Teil verschleierten. Einige Krieger in anderen Rüstungen als die von Dastan stachen ihr ins Auge, und sie konnte erkennen, dass diese aufmerksam die Menschen musterten. Sie nahm eine gebeugte Haltung an um den Anschein einer schwachen und alten Frau zu geben und ließ es zu, dass Dastan sie leicht stützte. Die Soldaten sahen in den Beiden nicht das, wonach sie suchten und ließen sie passieren. So folgte Mayada an Dastans Seite seiner Führung und nach einiger Zeit erreichten sie ein kleines unauffälliges Haus. Es sah genauso aus wie die anderen und man konnte Kinder darin hören.

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