8. Kapitel

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8.

Dastan

Lange befand sich der Soldaten bereits nördlich seines Heimatlandes. Allmählich erschien die Sonne immer später und ging früher. Die Temperaturen sanken, nichts für ihn. Nichts für einen Mann der aus einem Land kam, wo es stets warm war und die Sonne unerlässlich auf die Erde brannte. Die Zeit welche bisher vergangen war, erschien so unendlich lange. War sie vielleicht nicht mehr in dem Ort, wo er sich befand? War sie weitergereist? Der Soldat wusste es nicht.
Diese Dame in der Schänke...

Warum war sie so geheimnisvoll, warum sagte eine innere Stimme ihm, dass mit der Dame etwas nicht stimmte? Nachdenklich und in seinen Gedanken verloren streifte er durch die Straßen. Irgendwann musste er sie schon finden, wenn er jemals seine Heimat, seinen Sultan wiedersehen wollte. 
Ohne sie gab es keine Rückkehr. Ohne die Prinzessin bei sich, wäre er des Todes. Er wollte nicht mit der Schmach des Versagens heimkehren. Den Namen seiner Familie durch seine Unfähigkeit beschmutzen. 

"Wo ist sie nur? Wo finde ich sie!" Seine anfängliche Sicherheit sie zu finden, verfiel von Tag zu Tag mit in Verzweiflung, seine Heimat nie wieder zusehen.

Mayada

Zurück in der Herberge konnte Maya endlich wieder entspannter durchatmen. Immer noch fragte sie sich, woher sie diese Augen nur kannte. Kleine Gedankenblitze kamen ihr vor Augen doch konnte sie die Zusammenhänge nicht verstehen. Instinktiv hatte sie gewusst, dass es ein Soldat aus ihrem einstigen Zuhause war. Seine Kleidung, seine gebräunte Haut und die wachsamen dunkelbraunen Augen, wie als ob sie etwas suchen würden. 

Sie hatte heute Glück, dass sie Gertraude nicht gesehen hatte. Denn nachdem Maya ihr geholfen hatte, wollte sie zuerst zu einer Nachbarin und dann in die Schänke zu Walter. Sie würde heute alleine in der Herberge übernachten, da beide erst im Morgengrauen wieder kommen wollten.
So würde sie von den Fragen und den sorgenvollen Blicken zumindest bis morgen verschont bleiben.

Ihren Umhang übers Bett gelegt, nahm sie eine Kerze und zündete sie an. Ihre Kleidung rasch gegen ein langes weißes Nachthemd gewechselt, setzte sie sich vor das Fenster und legte ihren Kopf auf die verschränkten Arme. "Diese Augen..." sie schloß die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Nach einer Weile gab sie seufzend auf und legte sich aufs Bett. 
"Statt darüber nachzudenken, woher ich diese seltsam vertrauten Augen kenne, sollte ich mir einen Plan ausdenken, wie ich dem Soldaten entkommen kann." schalt sie sich in Gedanken selbst. 

Die Erschöpfung machte sich langsam bemerkbar und ihre Gedanken wurden immer verschwommener. Vergessen war die brennende Kerze auf dem Holztisch. Verfolgt von diesen braunen Augen sank sie in einen leichten Schlaf.

irgendein Trunkenbold

"Wiaaa ham noch Durscht..."
Torkelnd und laut singend lief ein Mann durch die Straßen Lörrachs. Unter dem Arm noch eine halbvolle Flasche Rum welcher zum Mund geführt wurde. Nachdem ein kräftiger Schluck brennend durch seine Kehle rann, wischte er sich mit dem Ärmel seiner zerlumpten Kleidung über den Mund und holte tief Luft. 

"Du kanscht nisch imma nuschtaaarn seiiiiin.... hicks... glaaaaaaab miiiiaaa dasch kanscht dooo nischt...rüüüüüüüüüüüüülps... "

Er landete mit einem leichten Satz an der Wand und nahm sich noch einen Schluck. Gerade als er den Kopf hob, sah er leichten Rauch durch ein Fenster. Die Flasche wieder unter den Arm geklemmt wischte er sich über die rot unterlaufenen Augen. 

"Hey Hausch...blaaaaayb dochchchch ma schtiillll!!" Rief er und konzentrierte sich wieder auf das Fenster. "Hehe! Da hat dochch eeeeener sei Schschorrrnsteeeeeeein am Fanschta.. wasch füa a idiooooot.. "
Lachend bebte es durch seinen Körper, sodass er ausrutschte und auf dem Boden landete. Da wurde er kurz klar und riss die Augen auf. Da hatte nicht jemand sein Schornstein falsch gebaut, wie er angenommen hatte. Nein! Es brannte! Noch am Boden liegend rief er so laut er konnte immer wieder 

"FEUAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAR!!!"

Bewohner

Durch das Geschrei eines offensichtlich stark betrunkenen Mannes, wurden mehr und mehr Menschen auf ein brennendes Gebäude aufmerksam. Zunächst hilflos betrachteten alle, welche sich zur späten Stund noch auf den Straßen befanden, das Feuer. "Was sollen wir tun? Wir brauchen Wasser! Holt Eimer und füllt sie am Stadtbrunnen!" Schrie eine Frau aus der Menschenmasse. Eiligst rannten alle zu ihren Häusern, suchten die Straßen nach Gefäßen ab und füllten diese am Brunnen. Eine Menschenkette bildete sich und die Wassereimer wurden weitergegeben, bis der letzte dessen Inhalt gegen das Gebäude warf.

Dastan

Tief in Gedanken versunken, lief der Junge Soldat durch die Straßen. Weiterhin auf der Suche nach der Prinzessin. Kaum bemerkt er, dass bereits tiefe Nacht eingefallen war. In der Ferne erblickte er Rauchschwaden aufsteigen. Verwunderung machte sich bei ihm breit.

"Wer macht denn so ein großes Feuer?"

Durch seine Neugier geweckt, machte er sich auf um den Ursprung dieses Rauches zu ergründen. Er war einige Straßen entfernt, doch je näher er kam umso bissiger wurde der Geruch von brennendem Holz und sonstige Materialien. Sein Schritt beschleunigte sich, förmlich rannte er bereits. In der Straße eingebogen, erkannte er den Ursprung.

"Es brennt! Ich muss helfen, der Allmächtige steh uns bei!" Schnell rannte er zum brennendem Gebäude. Viele hatten sich bereits versammelt und versuchten den Flammen Herr zuwerden. Instinktiv reihte er sich in die Menschenkette ein und half beim ablöschen der Flammen.
"Ist noch wer im Gebäude? Hat jemand nachgesehen? Sprich Bauer!" brüllte er seinen Nachbar förmlich panisch zu.

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt