7.Mayada
Seufzend und den gebräunten Mann im Auge behaltend, versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen. Denn Walter hatte sie mehrmals gefragt, ob etwas nicht stimmte und ob Maya den fremdländisch wirkenden Mann sogar kannte. Natürlich kannte sie ihn nicht, aber seine Montur und Ausrüstung zeigten ihr, dass er aus dem weiten Osten kam. Sein Krummschwert wurde nur dort benutzt und auch seine Größe und Statur bewiesen ihr, dass er aus Ägypten kam.
Die Augen konnte sie nicht erkennen, da es in der Schänke einfach zu dunkel war. Einerseits war sie froh um der Dunkelheit in der Schänke, denn nur so hatte er sie nicht erkennen können. Natürlich würde er wissen, wie sie aussieht, denn bei öffentlichen Festen war sie stets vor das Volk getreten. Mit ihrer Mutter und den anderen Kindern des Harems. Dass sie ihrer Mutter auch noch so ähnlich sah, war im Moment mehr ein Fluch als ein Segen.
Heute hatte sie zum Glück den Umhang an, so dass sie ihre rote Pracht verstecken konnte. Jedoch jetzt weglaufen, würde sie verraten, denn er würde sich sicherlich sofort fragen, warum sie weglief. Dennoch konnte sie sich nicht beruhigen, denn all ihre Pläne waren in Gefahr. Nur durch das Auftauchen eines Mannes.
Erschrocken zog sie die Luft scharf ein, als sie sich fragte, ob er allein war oder nicht? Wer sagte ihr denn, wenn sie nun die Schänke verließ, dass nicht eine Schar von Soldaten draußen auf sie warteten? Ihr Herz hatte sich in den letzten Minuten kaum beruhigt, nun schlug es wieder viel zu schnell. Schwer schluckend überlegte sie fieberhaft, was sie tun könnte.
Sie sah nochmal zu Walter, der geschäftig in einen hinteren Raum trat. Da kam ihr die Erkenntnis! Vielleicht gab es noch einen Ausgang, der nicht direkt vom Haupteingang gesehen werden konnte? Sie musste dem auf den Grund gehen und stand dann entschlossen auf um Walter zu folgen.
Natürlich meinte das Schicksal es nicht gut mit ihr heute, sodass sie nicht bemerkt hatte, während sie ihren Fluchtgedanken nachgegangen war, wie der Mann an den Tresen getreten war und sie nun genau sehen konnte.
"Bekommt man hier nichts zu trink..." begann er zu sprechen, doch beendete den Satz nicht. Da er sie entgeistert anstarrte.
Maya weitete die Augen und zog schnell die Kapuze tiefer ins Gesicht. Ehe sie schnell durch die Tür hinter Walter herlaufen konnte, hörte sie seine tiefe Stimme, die einen leichten Akzent mitschwingen ließ. Kurz hielt sie Inne.
"Kenne ich Euch?"
Maya glaubte ihr Herz würde stillstehen und ihr Atem stockte. Doch schnell löste sich die Starre und während sie noch zügig durch die Tür trat, rief sie ihm leise aber hörbar zu "Nein, ich denke nicht!" Sie sah eine geöffnete Tür und eine frische Brise wehte herein. Erleichtert seufzte sie und trat schnell hinaus. Walter war in der Nähe bei einigen Fässern, doch sie konnte jetzt keine Zeit vergeuden, denn sie hörte ein lautes Poltern hinter sich.
Mit schnellen Schritten rannte sie an den schattigen Wänden entlang und schaute immer wieder hinter sich. Inzwischen war es dunkel geworden, so dass sie die Dunkelheit zu ihrem Zwecke ausnutzen konnte. Ihr Atem ging schnell und ihre Beine zitterten bei dem Gedanken daran, dass er sie sicherlich verfolgt.
Dastan
Die ganze Nacht ward er durch die Stadt gelaufen. Stets auf der Suche nach der Prinzessin. Lange hatte er sie nicht mehr gesehen und dadurch auch in der Schänke nicht sofort erkannt. Er hatte nicht gedacht, dass er sie in einer Schänke entdecken würde und war daher mehr als überrascht gewesen.
Wütend über seinen Fehler, wollte er nicht eher Ruhen bevor er sie nicht gefunden hatte. In jeder Gasse und Straße sah er nach, ob er sie finden konnte. Seinem Ziele, sie wieder an den Hof seines Herrschers zurückzuführen, war so Nahe gewesen wie noch nie zuvor. Wenn er sie endlich erwischen würde, könnte er zurück zu seiner Familie und seinem Vaterland.
Bildschön war die Prinzessin, das musste er sich selber zugeben. Ihre Haare und die Wundervollen Augen machten sie zu einem wertvollem Geschöpf. Immer wieder sprach er Menschen auf der Straße an um zu erfragen, ob sie gesichtet wurde. Nach jeder Verneinung machte sich die Ernüchterung immer tiefer in ihm breit. Aufgeben kam für Dastan nicht in Frage, niemals könnte er ohne die Prinzessin zurückkehren ohne sein Gesicht zuverlieren und den Zorn seines Herrschers auf sich zu ziehen. Die Hoffnung nicht aufgebend, lief er weiter. Die ganze Nacht war er bereits unterwegs, der Tag sollte Folgen. Schlafen konnte er nicht, viel zu aufgewühlt war er.
Mayada
"Wie dumm kann Frau nur sein?!", schimpfte sie sich selbst an, nachdem sie dem Soldaten entkommen war. Zu knapp war es gewesen. Erst als sie erkannt hatte, in welche Lage sie sich mit ihrer Unvorsicht gebracht hatte, hatte sie ihn erkannt.
"Erkannt?", kam es leise über ihre Lippen und der Blick auf den Boden in die Leere gerichtet. Konzentriert war sie und fragte sich, woher sie diese Augen kannte, welche sie sehen konnte, als er direkt vor ihr gestanden hatte. Das Knacken von Holz ließ sie sich fester an die Wand im Schatten drücken und sofort aufhorchend und achtsam um sich schauen. Der Atem wurde angehalten und erst als ein streunender Hund an ihr vorbeilief, nachdem er sie beschnuppert hatte, atmete sie wieder ein und entspannte sich etwas.
Ihre Gedanken schwirrten in ihrem Kopf und sie schüttelte seufzend den Kopf. Irgendwann würde sie schon darauf kommen, woher sie ihn kannte. Denn diese braunen Augen kamen ihr sehr bekannt vor. Wie als hätte sie sie zu einem anderen Zeitpunkt schonmal gesehen. Aber wo nur?
Vorsichtig schaute sie um die Ecke des Hauses und beobachtete die Gegend bevor sie sich auf leisen Sohlen über Umwege auf dem Weg in ihre Herberge machte. Dort würde sie dann überlegen und versuchen einen Plan zu schmieden, wie sie die Soldaten - waren es überhaupt mehrere? - in die Irre leiten konnte um die Stadt zu verlassen.
Fortwährend der Gedanke in ihrem Kopf "Woher kenne ich ihn?"
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Schicksalhafte Rache
Historical FictionMayada Eine junge Frau in der Blüte ihres Lebens. Auf der Flucht vor ihrem Vater, dem sie so eine große Schande bereitet hat, dass er sie tot sehen will. Schwere Schicksalsschläge hat sie zu verkraften,  und das in einer Zeit, wo di...