52. Kapitel "Rache und Vergebung"

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Mayada 

Könnt ihr Euch vorstellen, wie ich mich gerade fühle? Vermutlich könnt ihr nicht darauf antworten, denn ich kann es selbst nicht vernünftig in Worte fassen. Ich bin hin und hergerissen, ob ich meinem Sultan den Kopf abreißen soll, oder doch lieber die gefügige Ehefrau an seiner Seite sein soll und meinen Mund halten soll. Was glaubt ihr, kann ich die gefügige Frau sein, die sich wahrscheinlich jeder Mann auf der Welt wünscht?

Nein! Und ich schäme mich nicht dafür. Ich bin wie ich bin und er sollte schnellstmöglich lernen, damit zu leben. Ansonsten... hmh.. ansonsten wird er schneller graue Haare bekommen.

Ihr fragt Euch sicherlich, wie es uns ergangen ist. Nunja, nachdem wir - gut, ICH -  das Zimmer so verwüstet hatte haben die Bediensteten das Zimmer soweit es geht wieder gerichtet. Zerbrochenes wurde wortlos ersetzt und mein Mann konnte sich noch wochenlang das Grinsen nicht verkneifen, wenn er sich das Zimmer besah. 


"Dastan, woran denkst du wieder? Dein Grinsen verrät einiges.", lachte ich, als ich meinen Sultan wieder in meinem Zimmer hatte, nachdem er den ganzen Tag mit meinem Onkel im Thronsaal verbracht hatte um sich um seine Aufgaben als Sultan zu kümmern. 

Langsam kam er auf mich zu und das Grinsen wurde immer breiter. Ich wich langsam zurück und spürte die Wand hinter meinem Rücken. 

"Was glaubst du meine Schöne?", fragte er und hatte mich bereits erreicht.

"Ich habe dich zuerst gefragt.", entgegnete ich und war versucht ihm die Zunge rauszustrecken, ließ es aber sein. 

"Unsere Hochzeitsnacht war alles andere als gewöhnlich und ich erinnere mich an jede einzelne Sekunde. Am meisten aber muss ich daran denken, wie du für mich getanzt hast. Und seitdem hast du es nicht wieder getan.", sein Blick wurde fordernd und ich merkte, dass er auch etwas enttäuscht war.


"Du hast mich nicht gebeten.", gab ich zu Bedenken und senkte verschämt den Blick. 

"Wie dumm ich doch bin, dass ich daran nicht gedacht habe.", schmunzelte er. "Das Problem ist, dass ich nicht viel Zeit habe. Heute Abend, wenn ich zurück bin, hole ich es sofort nach. Es gibt einiges was ich erledigen muss. Und dein Onkel wollte dich sprechen. Er wollte einen Bediensteten schicken, aber ich wollte es dir selbst sagen und nebenbei etwas Kraft schöpfen."

Sanft nahm er mich in die Arme und roch hörbar an meinen Haaren. 

"Du riechst so gut, dass es meine Sinne benebelt. Ich würde dich gerne küssen, aber dann werde ich das Zimmer nicht so schnell verlassen können. Vergib mir."

Er konnte eindeutig Gedanken lesen, denn ich hatte gehofft, dass er mich küssen würde. Diese Entschuldigung war aber nicht weniger Wert als ein Kuss. Es ließ mein Herz genauso hüpfen und die Vorfreude auf den Abend brachte mich zum Strahlen.

"Ich überleg es mir.", neckte ich ihn und genoss seine Nähe für einige Sekunden, bis mir einfiel, dass mein Onkel mich zu sich gerufen hatte. 

"Was will den Onkel von mir?", verlangte ich zu wissen. 

Dastan schüttelte den Kopf. "Ich denke es geht um deinen Vater."

Schlagartig änderte sich meine Laune und ich löste mich aus der Umarmung. Die Hände knetend ging ich zum Sofa und setzte mich steif hin. 

"Du musst nicht zu ihm, Mayada.", sagte Dastan im sanften Ton.

"Doch, muss ich.", entschied ich. Ich hatte es lange genug hinausgezögert. Nun war die Zeit gekommen. Ich fasste einen Entschluss, stand auf und ging zum Schminktisch, wo auch mein Schmuck aufbewahrt wurde. Langsam nahm ich eine schwere Kette in die Hand an der die Diamanten "Sonne und Mond" hingen. Ich spürte Dastan hinter meinem Rücken.

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