31. Kapitel

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31.

Gertraude und Walter

Die Tage verstrichen, Mayada wurde von Tag zu Tag immer kräftiger und erholte sich von dem Fieber. Das Fieber hatte sie 10 Tage bekämpft bis es endlich besser wurde, und auch die Wunde war gut verheilt. Die Fieberträume ließen nach, obwohl es nicht unbedingt besser war. War sie im Fieberwahn gesprächig und aktiv gewesen, zumindest gegenüber Dastan, so war sie die Tage nach dem Fieber meist erschöpft und kaum ansprechbar. Sie konnte gerade genug die Augen öffnen, um etwas zu essen und zu trinken und war im nächsten Augenblick auch wieder eingeschlafen. Dastan und Gertraude wechselten sich immer mit dem Pflegen ab, während Walter wieder die Schänke geöffnet hatte. Gertraude hatte einige Male das Gespräch mit Dastan gesucht, um zu erfahren, was er gedachte zu tun, wenn Mayada reisefähig wäre, jedoch brachte es nichts, da Dastan sich verschlossen hatte. Walter hatte sich in seine Arbeit an der Theke und in der Küche vergraben, sodass auch er kaum über das Thema sprach. 

Eines Tages, einige Wochen nach dem Mayada verletzt wurde, kam Gertraudes Freundin in die Schänke. Gertraude sprach mit ihr und freute sich über den Besuch, da sie in letzter Zeit kaum aus dem Haus gekommen war. 

"Du wirst doch sicherlich auch wieder zu dem Sommerfest kommen, oder Gertraude?", wurde sie gefragt.

Gertraude überlegte, der Frühling war bald rum und in einer Woche würde es das alljährliche Sommerfest in Lörrach geben, welches immer in den ersten Tagen des Sommers stattfand.

"Wie du weißt, geht es dem Mädchen noch nicht gut, obwohl ich der Meinung bin, dass sie inzwischen genug Kraft hat aufzustehen. Ich denke aber, dass du mit uns rechnen kannst.", gab sie augenzwinkernd zurück. Sie war eine langjährige Freundin von Gertraude und hatte durch die vielen Bewohner und auch Gertraude das Gröbste mitbekommen, wobei Gertraude ihr die wahre Herkunft Mayadas und Dastans verschwiegen hatte. 

Je weiter sie über das Fest nachdachte, kam ihr der Umstand, dass ihre Freundin Näherin war, sehr gelegen. Mit einem Leuchten in den Augen schaute sie sie an und nahm die Hände der Näherin in ihre. 

"Schaffst du es innerhalb einer Woche ein Kleid für Mayada zu nähen?" Sie überlegte kurz und ihr Blick schaute verträumt ins Leere.

"Grün sollte es sein... bei ihren roten Haaren wird es genau das richtige sein."

Ihre Freundin nickte, sodass sie die restlichen Details und den Preis besprachen. Nach einer Weile war Gertraude wieder allein, rieb die Handflächen zusammen und lächelte verschmitzt. Mayada würde mit ihrer Schönheit und dem richtigen Kleid den Rest schon ganz von allein schaffen, wobei das Beste daran war:ohne dass sie es wüsste.  

"Ein Maskenball den wir nie vergessen werden.", murmelte sie mehr zu sich selbst und machte sich wieder an die Arbeit.

Mayada

Körperlich ging es Mayada den Umständen entsprechend viel besser und je weiter Zeit verging, desto kräftiger wurde sie auch. Die Träume jedoch verfolgten sie mehr denn je und ließen sie die Qualen, über den Tod ihrer Mutter und die Zeit danach, immer wieder neu erleben.

Kurz nach dem Tod ihrer Mutter in weiter Ferne zwischen Ägypten und dem heutigen Europa

Ein asiatisch aussehender älterer Mann mit langen Haaren, welche zu einem langen Zopf geflochten waren und über seiner Schulter vor seiner Brust baumelte, schaute Mayada ernst an. Das Mädchen zeigte kaum eine Gefühlsregung und nahm ihre Umgebung kaum wahr.

"Ich bin Hiro, wer bist du Mädchen?"

Mayada starrte weiterhin auf das Grab, welches mit Steinblöcken umrandet war, und ihre Hände waren in die Erde gekrallt. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und nach einer gefühlten Ewigkeit hob sie den Kopf und schaute den Mann ihr Gegenüber aus leeren Augen an. Ihr Blick war leblos und ihre Züge waren erstarrt. Einzig die Spuren getrockneter Tränen zeigten dem Mann ihr gegenüber, dass Mayada geweint hatte. Langsam stand Mayada auf und die Hand an ihrer Schulter verschwand. Wie als würde sie frieren, wickelte sie die Arme um ihren Körper und schaute sich in der Umgebung um. Es war eine kahle Landschaft und nur vereinzelt waren einige Bäume zu sehen. Das Grün war leicht verblichen und zeugte vom herrschenden Herbst und der kühle Wind kündete den nahenden Winter an. Jedoch sah Mayada nichts auch wenn ihre Augen herumschauten. 

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt