43. Kapitel "Zuber hinter löchrigen Wandvorhängen"

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43. 

Zuber hinter löchrigen Wandvorhängen

Mayada

Mayada schämte sich so sehr, dass sie hoffte, sich für immer hinter dem Wandvorhang verstecken zu können. Wie hatte sie sich nur so schamlos und lüstern benehmen können? Wie konnte sie dermaßen die Kontrolle über sich selbst verlieren, dass sie sich einem Krieger ihres Vaters an den Hals geworfen hatte? Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte sich ihm hingegeben. Bei dem Gedanken daran, kribbelte es wieder in ihrem Bauch aber ihr Kopf verbot ihr sofort, diesem Gefühl einen Namen zu geben. Sie konnte noch immer seine Lippen an ihren spüren, seine Hände, wie sie ihre Haut gestreichelt und ihr bisher nie gekannte Wonnen beschert hatten. Frustiert krallte sie ihre Hände in ihre Haare und zog daran um wieder zur Besinnung zu kommen. Während ihr Herz sofort zu Dastan eilen wollte und da weiter machen wollte, wo sie aufgehört hatten, rief ihr ihr Verstand immer wieder zu, dass er ein Krieger ihres Vaters war und er für sie somit verboten war. Dieses wirrwarr an Gefühlen verwirrten sie dermaßen, dass sie sich immer noch nicht erklären konnte, wie sie auf den Gedanken gekommen war, ihn zu küssen. Natürlich hatte Dastan, Mann halt, sofort daraus seinen Vorteil gezogen und versucht mehr von ihr zu bekommen als sie geben wollte. 

Stumm seufzend gestand sie sich ein, dass er sie zu garnichts gezwungen hatte. Es war einfach passiert und sie konnte sich nicht selbst belügen. Sie hatte es ebenso gewollt, und wenn nicht jemand an der Tür geklopft hätte, hätte sie sich ihm ganz sicher hingegeben. Dabei surrten wieder ihre inneren Alarmglocken, denn so etwas auch nur zu denken, trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht. Eine Frau hatte ihre Tugend bis zur Ehe zu bewahren und das hatte man ihr nicht anders beigebracht. Auch wenn sie nun alles andere als ein normales Leben führte, hatte sie es doch so fest und tief eingetrichtert bekommen, dass die Tugend einer Frau, das wertvollste Gut ist, was sie ihrem Mann in der Hochzeitsnacht als Geschenk darbieten konnte. "IN DER HOCHZEITSNACHT!" und nicht in einer Kajüte auf hoher See. Und das auch noch mit einem Mann, der eindeutig nicht ihr Ehemann war. Abgesehen davon, wollte sie niemals einen Mann heiraten, den sie nicht liebte. Wozu sonst, war sie aus dem Palast geflohen, als ihr Vater sie an einen altersschwachen Mann verkaufen wollte, als wäre sie nichts wert. 

Wie konnte sie jetzt ans Heiraten denken? Warum in Himmels Willen, kam ihr nun das Heiraten in den Sinn? Sie hatte jahrelang an ihrer Rache gearbeitet und von Heiraten war nie die Rede gewesen. Falls sie ihre Rache überhaupt so ausführen konnte, wie sie es sich ausgemalt hatte, würde sie es eh nicht überleben, also könnte sie auch nie heiraten. Dastan dachte sicher auch nicht daran zu heiraten. Alles was er getan hatte war, dass er versucht hat mehr von einer Totgeweihten zu bekommen, ehe diese vom eigenen Vater abgeschlachtet wird. Wozu die Tugend vergeuden, wenn sie zuvor noch die Wonnen erleben darf um danach zu sterben? Es war eine Win-Win Situation für Dastan. Keine Eltern, die die Bereinigung dieser Schande fordern würden. Und sie selbst konnte ihn auch nicht in die Enge treiben, da sie eh bald sterben würde. 

Mit diesen Gedanken schaute sie traurig Richtung Dastan, den sie wegen dem Wandvorhang nicht mal sehen konnte, aber sie hatte sein Bild vor Augen, wie er bewegungslos dalag. Er hatte so oft um sie gekämpft, sie gepflegt und sie sogar wieder mit seinem Leben beschützt. War es nun Gerecht, dass sie so von ihm dachte? Wie konnte sie nur über Menschen urteilen, die sie nicht kannte? Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, hatte Dastan nur reagiert und auch sie hatte ihn so sehr provoziert indem sie selbst über seiner behaarten Brust seine Muskeln abgetastet und gestreichelt hatte. Wie eine lüsterne Dirne hatte sie sich auf ihm gewunden vor Lust und hätte nichts dagegen einzuwenden gehabt, wenn er weiter gegangen wäre. Sogar jetzt noch, konnte sie seine heiße Haut auf ihrer spüren, dass es ihr eine Gänsehaut bescherte. Gerade wo sie sich selbst getadelt hatte, Dastan nicht für seine Reaktionen zu verurteilen, hörte sie seine Stimme. 

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt