47.
Etwas zu verheimlichen ist keine Lüge, oder doch?
Dastan
Am liebsten hätte Dastan alles was ihm in die Finger kam durch die Gegend geschleudert. Aber dieses Verhalten passt nicht zu einem Krieger, dachte er sich und versuchte sich zu beruhigen. Er konnte sehen, wie Mayada ängstlich und zitternd vor ihm saß und nicht aufsehen wollte. Die verdammte Tischplatte schien ihr wichtiger zu sein.
Er musste mit ihr reden. So konnte es nicht mehr weiter gehen. Er wollte wissen woran er war, denn zuvor hatte er ja immer geglaubt, sie wäre dem Tot geweiht, wenn sie Ägypten erreichen würden. Jetzt hatte sich aber die Situation geändert, da der Sultan im Kerker ist. Immer noch war ihm verborgen, was ihm nicht einleuchtete. Und er wusste genau, wer ihm die Antworten geben konnte. Sobald sie Ägypten erreichten, musste er zu seinem Onkel. Vorher war es besser, dass er Mayada nicht alles verriet. Er belog sie damit ja nicht, indem er einen Teil verschwieg, redete er sich selbst ein. Er hatte keine andere Wahl, erst musste er wissen, was los war, ehe er Mayada in alles einweihte.
Zuvor jedoch musste er wissen, was sie für ihn empfand. Denn vorhin, als er sie sozusagen überfallen hatte, hatte er sehr deutlich gemerkt, dass es ihr gefiel. Jedoch war immer dieser Odysseus in seinem Hinterkopf, der ihm keine Ruhe gab. Wenn sie ihn doch so sehr liebte, warum küsste sie ihn dann? Auf sein Starren, welches ihm selbst nicht aufgefallen war, wurde Mayada zickig und wollte wissen, warum er sie anstarrte. Seufzend gab er ihr die Antwort, dass er einfach nicht aus ihr schlau wurde. Ihre Erwiederung auf seine Worte ließ ihn kurz schmunzeln. Nach einigen stillen Sekunden, entschied sich Dastan in die Vollen zu gehen.
"Warum hast du mich geküsst?"
Ihre Antwort kam prompt nachdem Mayada für einen kurzen Moment die Augen aufgerissen hatte.
"Wenn ich mich recht entsinne, habt ihr Barbar mich vorhin selbst überfallen!"
Er schüttelte den Kopf und erklärte ihr, was genau er meinte. Dabei versuchte er seine aufkommenden Gefühle, wie als würde sein Blut kochend durch seine Adern in die Lenden schießen, zu unterdrücken.
"Ich spreche nicht von vorhin, sondern von dem Augenblick, als ich aufgewacht bin."
Gespannt wartete Dastan auf ihre Erklärung, denn an ihrem Verhalten zu urteilen, war es ihr unangenehm es zuzugeben, dass es ihr gefallen hatte und sie etwas für ihn übrig hatte. Ihre ausweichenden Worte brachten ihn doch kurz zum Grinsen.
"Doch wird es, und das verspreche ich dir feierlich!", gab er selbstsicher von sich.
Nun wurde es heikel, denn er musste diesen Odysseus von der Bildfläche verschwinden lassen. Denn insgeheim hatte er bereits einen Plan der mit der Zeit noch weiter ausreifen würde, hoffte er. Sein Onkel würde ihm da sicherlich den einen oder anderen Ratschlag geben können.
"Wer ist Odysseus?", verlangte er zu wissen und beobachtete sie genau, konnte jedoch seine Anspannung nicht ganz verbergen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und er wartete ungeduldig auf die Antwort. Ihre Antwort war ausweichend und sie schien kurz zu überlegen. Ein siegessicheres Lächeln umspielte ihre Züge und Dastan mahlte mit den Kiefern, da er nicht wusste, was so lustig war.
Als sie begann ihn in den höchsten Tönen zu loben, merkte er, dass er mit dieser Art von Gefühlen nicht fertig wurde. Er bereute es inzwischen überhaupt gefragt zu haben. Denn wenn er geglaubt hatte, dass Mayada ihn mochte, so wurde er gerade eines Besseren belehrt.
"Es reicht!", fauchte er und konnte nicht verhindern seine Faust auf den Tisch niedersausen zu lassen. Er war wütend und irgendwie musste er dieser Wut seinen Lauf lassen, sonst würde er noch platzen. Tief durchatmend versuchte er sich zu beruhigen, aber Mayada tat auf Unschuldig.
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Schicksalhafte Rache
Ficción históricaMayada Eine junge Frau in der Blüte ihres Lebens. Auf der Flucht vor ihrem Vater, dem sie so eine große Schande bereitet hat, dass er sie tot sehen will. Schwere Schicksalsschläge hat sie zu verkraften,  und das in einer Zeit, wo di...