16. Kapitel

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16.

Mayada

Bei seinen Worten konnte Mayada nur die Augenbrauen heben. Sollte sie ihm glauben und hinabsteigen? Vertrauen konnte sie ihm nicht, immerhin war er ein Soldat ihres Vaters und wollte sie zurück zum Hofe bringen. Tot oder lebendig!! Warum sollte sie ihm trauen?

Natürlich hatte er ihr geholfen, sie gepflegt und sich sogar um sie gesorgt. Zumindest hatte sie das Gefühl gehabt, er würde sich ernsthaft um sie sorgen.

Irgendwie war ihr Inneres in Aufruhr wenn sie seine Stimme vernahm und in seine dunklen Augen schaute. Aber sie schob es auf ihre Angst. Und jetzt wo er zu ihr aufsah und der Mondschein sein Gesicht traf, hatte sie das Gefühl sie würde ihn von vorher kennen. Ihre Stirn war gerunzelt und sie überlegte fieberhaft.

Das Geräusch von dem weggeworfenen Schwert entriss sie aus ihren Gedanken und sie schaute wieder zu ihm hinab. Immer noch mit einem Apfel in der Hand den sie in ihren Händen knetete und dabei die Schmerzen ihrer linken Hand bemerkte, saß sie noch einige Sekunden und wusste nicht, was sie tun sollte.

"Na gut, ihr seid unbewaffnet, aber wer versichert mir, dass ihr mir nichts tun werdet? Immerhin seid ihr ein Mann und vor Allem ein Soldat. Ich jedoch nur eine Frau."

Wenn sie herunter kletterte riskierte sie alles, aber was sollte sie tun wenn er versuchen würde hochzuklettern? Ein leises Seufzen verließ ihre Lippen und sie kaute auf ihrer Unterlippe rum. Sie ärgerte sich über ihre Spontanität. Damit hatte sie sich in eine Zwickmühle gebracht. Grummelnd warf sie ihre roten Haare zurück und musterte ihn während sie immer noch überlegte, was sie tun sollte.

Dastan

Ungeduld machte sich in Dastan breit. Nun hatte er sogar schon sein Schwert weggeworfen und dieses Weib zögerte immer noch! Überaus reizend feuriges Weib. Ihr temperamentvolles Auftreten erinnerte ihn an ein stolzes Pfau, welches sich seiner Schönheit bewusst war. Andererseits hatte sie Momentan die Laune einer kratzbürstigen Katze. Was sollte er noch tun?

"Ich kann gerne hinauf kommen, wenn es Euch lieber ist. Oder ich fälle den Baum und ihr fallt wie ein reifer Apfel herunter." Murrte er zu ihr hinauf.

So einiges hatte er in seinem Soldatenleben erlebt, viele Schlachten geschlagen und Feinden das Fürchten gelehrt.

Doch jetzt versagte er bei einer Frau! Er hatte klare Befehle und er wusste, dass es nicht einfach werden würde. Ein Geduldsmensch war er auch, doch irgendwann fand jede Geduld sein Ende. Nun hatte er ihr bereits Sicherheit geben wollen, damit sie mit ihm sprach.

Von Angesicht zu Angesicht. Dennoch kam sie immer wieder mit neuen Mutmaßungen.

"Prinzessin, entweder Ihr steigt hinab und wir reden, oder ich klettere herauf. Wie es Euch beliebt. Entkommen werdet Ihr mir nicht."

Um seine Worte zu verdeutlichen trat Dastan näher zum Baum. Natürlich würde er ihr nichts antun wenn sie hinab klettern würde, ein Soldat stand zu seinem Wort. Er musste mit ihr sprechen. Es war eine Zwickmühle.

In der Heimat war es sein Sultan, dem er treu ergeben war. Der Sultan, der ihm mit der Aufgabe betraut hatte, seine Tochter zurück an den Hof zu bringen. In welchem Zustand sie sich befand, war dem Sultan egal.

Und nun hier in der Fremde stand sie vor ihm. In ihrer leibhaftigen Schönheit, dass sogar ein Soldat ihr nicht widerstehen konnte. Etwas so schönem Schaden zu zufügen brachte er schwer über sein Herz. Er konnte und wollte sich nicht mal vorstellen sie zu töten.

Ein Gewissenskonflikt? Oder war die Sache klarer als er es dachte? Sollte er Gehorsam sein, treu dem Soldatenleben sein? Oder lieber auf sein Herz hören, seinen Verstand benutzen und den Allerhöchsten um Rat bitten. Nun lag es in seiner Hand.

Sein Blick ließ er nicht von ihr, trotz der vielen Gedanken die in ihm kreisten.

Mayada

Mayada lauschte seinen Worten und kaute auf ihrer Unterlippe rum. Sie hatte keine andere Wahl als hinabzusteigen. Bei seinen Worten wie 'ein reifer Apfel' schnaubte sie undamenhaft und musterte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Dem würde sie es zeigen, so mit ihr zu sprechen. Das hatte bisher niemand gewagt! Ohne lange zu überlegen, sagte sie laut

"Da hast du deinen reifen Apfel, du...du...!"

Es fiel ihr nichts ein wie sie ihn beleidigend benennen konnte also spannte sie ihr Nachthemd, auf dem noch die ganzen Äpfel verstaut waren und liess alle auf ihn niederregnen. Zu seinem Pech war er auch noch näher an den Stamm gekommen. So konnte sie ihn auf keinen Fall verfehlen.

Seine Beschwerden ignorierend fing sie an hinabzusteigen und wiederholte seine Worte mit verstellter Stimme und wackelte dabei mit dem Kopf, sodass ihre langen roten Locken hin- und hergeworfen wurden.

"Entkommen werdet Ihr mir nicht....so ein Besserwisser... "

Sie murmelte wütend weiter vor sich hin und passte einen Augenblick nicht auf. Der letzte Ast brach unter ihrem Fuss weg und sie konnte sich nicht mehr mit den Händen festhalten. Ihre schmerzende Hand versagte den Dienst und mit einem Aufschrei fiel sie die restlichen fast zwei Meter rücklings auf den Boden.

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt