14. Kapitel

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14.

Mayada

Es war wie die Berührung eines Schmetterlings auf ihrer Haut als er ihre Hand ergriff und mit sorgenvoller Stimme zu ihr sprach. Es verwirrte sie, aber diese Verwirrtheit konnte sie jetzt nicht hinterfragen. 

Sie musste fliehen. Raus aus diesem Zimmer, hinaus in die Freiheit. Hier konnte - nein, sie würde sicherlich - den Tod finden. Er hatte sie noch nicht erkannt dachte sie und war etwas erleichtert. 

Sie verfluchte ihr Schicksal, welches sie eher als Pech sah, denn in dieser großen Stadt musste ausgerechnet in ihrem Zimmer ein Feuer ausbrechen. Und als ob das nicht genügen würde, musste sie ausgerechnet IHM in die Hände fallen?! Jetzt mal ehrlich, wollte sie irgendjemand auf den Arm nehmen? Oder sollte dies so etwas wie eine Prüfung für sie werden? Fragen über Fragen, aber Momentan konnte sie nicht über die Antworten nachdenken.

Als sie über das Feuer nachdachte, da ihr ihr geschwächter Körper immer noch nicht gehorchen wollte, kam ihr in den Sinn, dass sie alles nur geträumt haben müsste. Denn warum sollte ihr Vater, der Sultan höchstpersönlich, sie suchen. Das wäre doch zu viel des Guten! Sie muss geträumt haben, da der Rauch ihr den Atem genommen hatte. Wenigstens eine Erkenntnis hatte sie von den heutigen Geschehnissen und blickte nun wieder kurz zu dem Mann. Er sah aus als ob er in Gedanken vertieft wäre.

Ohne viel zu überlegen, musste sie diese Situation ausnutzen. Das kleinste Zögern könnte ihren Tot bedeuten. Also ballte sie ihre freie Hand zu einer Faust und holte tief Luft, während sie sich mit der anderen Hand an seine Hand klammerte. Seinen Widerstand ausnutzend, als sie sich gegen seine Hand stemmte und sich zu ihm drehend zog, verpasste sie ihm mit der Faust einen heftigen Schlag mitten auf die Nase. Dort würde es am meisten weh tun, und wenn sie richtig getroffen hatte, ihm sofort die Tränen in die Augen schießen lassen. Dies würde ihr die Zeit geben zu fliehen. 

Als ihre Hand aus seiner glitt, warf sie ihre Füße auf den Boden und rannte zur Tür. Der Atem kam schwer und es wurde ihr schwarz vor Augen. Sie musste wieder husten aber sie konnte jetzt nicht warten, bis ihr Körper sich erholt hatte. 

Sie riss die Tür auf und rannte hinaus in die Dunkelheit. Die Kälte spürte sie kaum, denn ihr Körper war so erhitzt und in Aufruhr, dass sie einfach nur rannte. 

Weg von hier, weg von ihm, so schnell es geht! 

Ein dunkler Wald würde den besten Schutz bieten. Zumindest vor dem Soldaten, hoffte sie. Die anderen Gefahren bedachte sie nicht, sie wollte nur fliehen.

Dastan

Hilfsbereit wie er nun mal war half Dastan ihr auf. Doch plötzlich! Ein dumpfer Schlag in sein Gesicht. Seine Augen füllten sich sogleich mit Tränen. Sofort glitten seine Hände zu seiner Nase und legten sich auf sie. Dieser Schmerz, stechend und beißend zu gleich. 

Leicht lehnte sich Dastan gegen das Bett und sah durch Tränen zur Türe hinüber. Warum hatte sie das getan? Was hatte er falsches getan? Ihre plötzliche Flucht warf mehr Fragen auf, wie Dastan Antworten finden konnten.

Langsam stand er auf und bewegte seine Nase. Ein wenig Blut floss hinaus. Ein Druck breitete sich aus, es fühlte sich an als würde sie anschwellen und platzen. Noch nie hatte es eine Frau gewagt ihn zu schlagen. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Ein leises schmerzerfülltes Stöhnen verließ ihn und andererseits musste er auch innerlich grinsen. Eins musste man der Frau lassen. Sie hatte Mut!

Leicht taumelig wankte er zur Türe. Für eine Frau hatte sie ordentlich Kraft, trotz des Schmerzes erstaunte dies Dasten doch sehr. 

Irritiert und voller Fragen sah Dastan nach vorn. So schnell er nur laufen konnte nach diesem Schlag verließ er das Haus. Wo war sie hin? Immer noch mit einer Hand an seiner Nase sah er um sich. Keine Spur von ihr, kein Hinweis. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Nachdenklich verharrte Dastan und sah nach links, nach rechts und gerade aus. Wo würde er hinlaufen? Ihr Verhalten schien mehr als merkwürdig. 

Noch nie hatte er eine solche Reaktion auf Hilfsbereitschaft erfahren. Dastan sah aus wie ein Soldat und hatte die Kraft eines Soldaten, war dies vielleicht Furcht einflößend? Oder kannte sie ihn? Leise murmelte er vor sich hin.

"Sie sieht ….die Prinzessin?"

Einen Moment dachte er nach und verwarf den Gedanken. Das kann nicht sein. Doch die Fragen ließen ihn nicht los. Sein Kopf drohte vor Fragen zu bersten. Fest entschlossen diese Frau zu finden machte er sich auf. Das idealste Versteck schien Dastan der Wald zu sein. 

Nach einer kurzen Strecke erreichte er den Waldrand. Düster sah er aus. Viele Bäume und manche hatten ein schauderhaftes Aussehen. Als hätten sie Gesichter die einen abhalten wollten, den Wald zu betreten. Mit einer Hand an seinem Schwertgriff ging er in die tiefen des Waldes. Sein Umfeld immer fest im Blick. Jede Bewegung nahm er wahr. Irgendwo musste sie sein, er spürte es doch sehen tat er nichts.

Mayada

Immer wieder hinter sich blickend, rannte sie weiter und war inzwischen von Dunkelheit umgeben. Den Pfad hatte sie längst verlassen und lief durch Gebüsch, welches ihr das Gesicht und die Gliedmaßen zerkratzte. Barfuß wie sie war spürte sie die unebene Erde und heftige Stiche an den Sohlen. Doch die Angst war größer, sodass sie die Zähne zusammen biss und immer tiefer in die Dunkelheit rannte. 

Als ihre Lungen anfingen zu brennen und ihr schwarz vor Augen wurde, lehnte sie sich an einen Baum und versuchte wieder Luft zu bekommen. Heftig hob sich ihre Brust und die Luft, die sie einsaugte, schien keine Erleichterung zu geben. Als ihr Blick sich langsam klärte schaute sie vorsichtig, und immer noch nach Luft schnappend, zurück und war etwas erleichtert als sie niemanden sah und hörte. Sie schluckte schwer und überlegte, was sie tun konnte. Ihre schmerzende Faust massierend blickte sie umher, konnte aber schlecht etwas erkennen. 

Wo sollte sie hin? Die Kälte kroch an ihren Füßen hoch und Mayada zitterte als eine Gänsehaut sie ergriff. Verzweifelt schaute sie nochmal zurück und lief dann weiter. Sie musste einen Unterschlupf finden. 

War sie vorhin noch in Gefahr vor dem Soldaten, so war sie jetzt einer weiteren Gefahr ausgeliefert. Nur in einem dünnen Nachtgewand und der Kälte in der Nacht, musste sie zusehen keinen hungrigen Wölfen oder anderen gefährlichen Tieren zu begegnen.

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt