15. Kapitel

1.9K 88 11
                                    

15.

Dastan

Je mehr Dastan beim Laufen darüber nachdachte, umso bekannter kam ihr Gesicht ihm vor. Das Haar, diese Augen, selbst die Nase.

Alles an ihm wirkte auf ihn so vertraut. Während er ihr immer tiefer in den Wald folgte, kramte er das Pergament aus seiner Tasche.

Ein kurzer Blick auf das Abbild der Prinzessin wollte er nehmen. Die Unsicherheit, ob sie es nun war oder nicht, wuchs beständig an. Vorsichtig rollte er die Schriftrolle auseinander und sah einen kurzen Moment hinein. Dastan blieb stehen. Sein Mund war leicht geöffnet und die Augen groß. Sie war es! Die Prinzessin! Endlich hatte er sie gefunden. Doch im gleichen Augenblick der Freude kamen ihm die Gedanken hoch. Er hatte sie gerettet aus dem Feuer, sie behutsam versorgt ohne zu wissen wer sie war. Nun wo ihre Identität klar war, wurde ihm auch der Befehl präsenter. Tot oder Lebendig sollte er sie in die Heimat schaffen, ob sie wollte oder nicht.

Als er nicht wusste wer sie war, sorgte er sich um sie. Selbst in den wenigen Stunden die sie miteinander verbracht hatten. Sie sah so liebreizend und unschuldig aus. Dastan war heillos überfordert. Sollte er diese vom HERRN gegebene Schönheit wirklich töten? Oder sie gegen ihren Willen in die Heimat zum Hofe des Sultans schleifen? Sie waren weit weg von der Heimat. Niemand wusste wo sie waren.

Dastan spähte in den Wald. Laut schrie er in den Wald hinein.

"Prinzessin! Ihr müsst keine Angst haben!"

Suchend lief Dastan weiter. Den Blick zum Boden gerichtet auf der Suche nach frischen Fußspuren.

Er musste mit ihr reden, doch würde sie seiner Stimme vertrauen? Wo sie doch wissen müsste warum er hier war? Dastan musste mit ihr sprechen, sie dafür aber erstmal finden.

Mayada

Gerade als sie überlegte sich irgendwo in einem Gebüsch zu verstecken, hörte sie die Stimme des Soldaten und hielt Inne. Ihr Atem stockte und sie wusste, er würde sie finden. Seine Stimme war nah und er war sicher auch darin trainiert, spuren zu lesen, dachte sie sich.

Es gab nur einen Weg, um wenigstens etwas Zeit zu gewinnen. Sie würde versuchen mit ihm zu reden und an sein Gewissen zu appelieren. Vielleicht wäre er damit einverstanden, dass er sie einfach laufen ließ.

Sie schaute sich um und besah sich die Bäume genauer an. Eines hatte etwas tieferliegende Äste, so nahm sie Anlauf und sprang schwungvoll mit ausgestreckten Armen. Es klappte nicht direkt beim ersten Versuch, aber sie gab nicht auf. Als sie den Ast ergriffen hatte, schaukelte sie mit den Beinen und umklammerte den Ast. Zügig kletterte sie den Stamm hoch und setzte sich in einigen Metern Höhe zwischen Ast und Stamm. Jetzt hieß es warten. Sie wusste er würde sie finden.

Als sie ihn nach einigen Minuten erblickte hielt sie den Atem an und überlegte fieberhaft. Durch die Baumwipfel drang der Mondschein auf ihn und sie konnte erkennen, dass er sein Schwert gezückt hatte. Sein Kopf war gesenkt und es konnte nur noch Sekunden dauern, bis er Anhand ihrer Spuren erkannt hatte, dass sie über ihm war.

Natürlich war ihre Angst noch präsent und ließ ihr Herz ununterbrochen viel zu schnell schlagen. Würde er sie bezwingen, wäre das Opfer ihrer Mutter, welches sie selbst mit dem Leben bezahlt hatte um ihre einzige Tochter zu retten, umsonst und Mayada müsste ihre Rache begraben. Es war ein verwirrendes Gefühlschaos in ihr, denn der Soldat zu ihren Füßen kam ihr so bekannt vor. Egal wie lange sie darüber nachdachte, umso mehr zog sich ihr Magen zusammen und es brannte in ihrem Herzen.

Es tat ihr etwas leid, dass sie ihn geschlagen hatte, denn es lag nicht in ihrer Natur einfach so auf jemanden einzuschlagen. Andererseits jedoch, wenn sie sein scharfes Krummschwert sah, war es nur gerechtfertigt. Trotz allem hatte er ihr geholfen, sie getragen und sogar ihr sein Bett zur Verfügung gestellt. Aber es war ihr klar, dass er zu spät erkannt hatte, wem er half.

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt