38. Kapitel "Auf dem Schiff"

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38. 

Auf dem Schiff

Dastan

Dastan erwachte aus seinen Gedanken, als das Schiff etwas ruckelte. Leise beugte er sich über den Rand seines Bettes und schaute zu Mayada herunter. Diese schlief tief und fest, sodass Dastan herunterkletterte, um aus dem kleinen runden Fenster hinauszuschauen. Er wusste nicht, was diese Reise noch mit sich bringen würde, und hatte jetzt, wo sie nun endlich auf dem Schiff waren, keine wirklichen Pläne. Sein größter und schwierigster Plan sollte es sein, Mayada während dieser Reise in sich verliebt zu machen. Nur wie, konnte er nicht genau sagen. Er hatte keine Ahnung, wie man eine Frau umwarb und Süßholz raspelte, weder wusste er, wie er Komplimente machen könnte. Seufzend fuhr er sich über das Gesicht und schaute weiter hinaus. Das Meer war ruhig und der Himmel strahlend blau. Das Rufen der Möwen war zu hören und vereinzelt schossen sie in das Wasser, um dann mit einem Fisch im Schnabel wieder aufzusteigen und diesen zu verspeisen. Vertieft in Gedanken, was sie in Ägypten erwartete, stand er einfach nur da.

Mayada

Durch das sanfte und stetige Schaukeln des Schiffes wurde Mayada wach und drehte sich auf den Rücken, um sich genüßlich zu strecken. Der Schlaf war von kurzer Dauer, hatte jedoch soviel Energie gegeben, dass sie sich putzmunter fühlte. Sie schaute in den leeren Raum und lauschte, ob sie Dastan vielleicht atmen hören konnte. Jedoch hörte sie nicht viel, außer Stimmengewirr von außen und das seichte Rauschen des Meeres. 

Mit dem Plan, sich etwas umzuschauen, richtete sie ihre Kleidung, bestehend aus einem einfachen Kleid, welches dennoch ihre Reize betonte, und flechtete ihre Haare seitlich zu einem langem Zopf. Dann verließ sie das Zimmer und schaute sich im schmalen Gang um. Es war eigenartig schwül und bei dem stetigen Schaukeln des Schiffes wurde es Mayada leicht übel. Sie stieg die Treppen empor und wurde von der Dunkelheit der Nacht empfangen. Ihre Augen schweiften bereits über das Schiff auf der Suche nach einem großen und überaus attraktiven Krieger, den sie aber nicht ausmachen konnte. Es waren zuviele Menschen, die die kühle Nachtbrise genossen und plauderten. Vereinzelt sah sie vornehm und schick angezogene Frauen, die ihre rüschenverzierten Sonnenschirme bei sich hatten und ebenfalls gut angezogene Männer nahe bei ihnen standen. Sie schmunzelte ob der Kleidung. Denn obwohl sie überaus lang waren, waren sie doch so pompös und betonten jede Kurve der Trägerinnen, für Mayadas Geschmack zu viel, und ließen sogar deren Oberweite fast herausquetschen, sodass die Männer in der Nähe nicht anders konnten, als zu hoffen, dass die Nähte platzen würden und sie somit eine atemberaubende Show genießen konnten. Bei dem Gedanken kicherte sie leise und stellte sich dann an die nächste freie Stelle an der Reling. Den Rücken an das Geländer gelehnt hob sie den Kopf und schaute zu dem sternenvollen Himmel. Es waren soviele, dass Mayada sich auf keines speziell konzentrieren konnte. Irgendwie fühlte sie sich gerade frei, mit dem Wind, der um ihr Gesicht und freien Nacken spielte und dem großen weiten Meer um sich herum. Es war, als ob niemand ihr etwas antun könnte. Sie legte für eine kurze Zeit alle Gedanken beiseite und genoß das Gefühl, als ob sie flöge. 

Nach einigen Sekunden tiefen Durchatmens und des Genießens bekam sie ein eigenartiges Gefühl, wie als ob sie jemand beobachten würde. Sie schaute sich um, um festzustellen, wer sie beobachtete, konnte aber nicht viel sehen. Sie mahnte sich selbst, vorsichtig zu sein, denn auch wenn Dastan nun bei ihr war, konnte niemand genau sagen, ob nicht wieder urplötzlich ein weiterer Krieger ihres Vaters auftauchen könnte. Mit einem Seufzer merkte sie gerade, dass das kurze aber schöne Gefühl der Freiheit wieder gewichen war. Würde sie immer in Gefahr leben und aufpassen müssen? Es war ein sehr beklemmendes Gefühl und Mayada hoffte, dass es sich bald ändern würde, auch wenn sie immer noch keinen genauen Plan hatte. Außer dem einen Plan, dass sie sich von Dastan trennen würde, sobald sie Kairo erreichen würden. Denn sie wollte ganz bestimmt nicht ihrem Vater ausgeliefert werden. Sie würde ihm schon gegenüberstehen, aber auf ihre Art und Weise und nicht als eine Gefangene. 

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt