26. Kapitel

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26. 

Mayada

Die Sonne schien auf Mayadas Gesicht und sie konnte inzwischen die Wärme der Strahlen spüren. Sie blinzelte und wunderte sich, als sie die Decke sah. Da sie nicht wusste, wie sie hierher gekommen war, schaute sie sich verwirrt um und fand neben ihrer Hand Gertraude. Sie schlief seelenruhig und auch wenn die Position nicht bequem aussah, sah man ihr doch an, dass sie tief schlief, da ihr Atem tief und gleichmäßig zu hören war. Dies kam ihr geradezu Recht, denn sie musste sich erst daran erinnern, was geschehen war. Weiter sich im Zimmer umschauend, soweit sie den Kopf drehen konnte, hatte sie erkannt, dass sie noch nie hier gewesen war, jedoch ähnelte es sehr den Zimmern in der Herberge. 

Als sie nur an die Herberge dachte, fiel ihr siedendheiß das Feuer ein. Sie weitete die Augen und ihr Atem kam schnell über ihre Lippen, welches sie an die Wunde an ihrer Schulter erinnerte. Mit der linken fühlte sie unter der Decke über den Verband und spürte leichte Schmerzen. Es war noch erträglich aber sie konnte kaum ihre Schulter bewegen. Es war ihr kalt und sie zog die Decke etwas höher und versuchte zu verhindern, dass ihre Zähne klapperten. Bevor sie sich noch richtig daran erinnern konnte, was alles geschehen war, hatte sie wieder der Schlaf übermannt und ihre Lider fielen zu. 

Dastan

Nach einigen Stunden erwachte Dastan aus dem tiefen Schlaf und schaute aus dem Fenster. Die Sonne war dabei unterzugehen und geschäftiges Treiben auf der Straße war zu hören. Er schloß kurz  noch mal seine Braunen und dachte über das Erlebte nach. Komischerweise war das Erste woran er dachte, die Tättowierung Mayadas. Der Phönix, es stand für Kraft, Feuer und Rache. Nicht umsonst, sagte man "Wie ein Phönix aus der Asche...". Andere wiederum interpretierten dies mit Hoffnung und Wiedergeburt. Denn die Asche würde für etwas verloren geglaubtes stehen, und durch die Auferstehung aus der Asche mit neuem Glanz wieder erscheinen.

Wo hatte Mayada sich diese Tättowierung stechen lassen? Er wusste aus Erzählungen von anderen Soldaten, dass es schmerzhaft war, sich damit schmücken zu lassen. Als er über Gertraudes Schulter geschaut hatte, war gerade nur der Rücken Mayadas zu sehen und er hatte sehr deutlich die Flammen und den Kopf des stolzen Vogels sehen können. Auf ihrer blassen weißen Haut schien der Phönix, wie als wäre er lebendig und die Flammen würden tatsächlich auf ihrer Haut züngeln. Er war fasziniert gewesen über dieses Bild, und hatte Gertraude, ohne dass sie danach gefragt hatte, gesagt, was es ist. Auch Dastan hatte viele Fragen, die er der Prinzessin stellen musste. Denn wo war ihre Mutter? Auch wenn der Sultan nichts über seine Frau gesagt hatte, war er sich jedoch sicher, dass Mayada mit ihrer Mutter den Palast verlassen hatte. 

Es half alles nichts, im Bett darüber nachzugrübeln, während nebenan die Frau lag, welche ihm diese Fragen beantworten konnte. Er stand auf und streckte sich vor dem Fenster, als sein Magen knurrte. Seufzend wand er sich der Schüssel zu und wusch sich mit dem Wasser aus dem Krug, welcher in Griffnähe war. Seine inzwischen zu langen Haare fielen in Strähnen über die Stirn und verdeckten ihm die Sicht. Mit feuchten Händen strich er sie zurück und zog sich eine Hose an, welche im Beutel zusammengerollt war. Barfuß, wie er es sonst auch gewohnt war, verließ er das Zimmer und schaute ins Nebenzimmer.

Die Tür stand weit offen und er konnte Gertraude schlafend über dem Bett gebeugt erkennen. Als er zu der leuchtenden Mähne von Mayada schaute, welche von den letzten Sonnenstrahlen wie Feuer um ihr blasses Gesicht strahlten, hielt er kurz den Atem an. Ohne den ganzen Dreck und Ruß war sie atemberaubend schön. Er musste schlucken als er unbewusst näher trat und erkennen konnte, dass lange dichte Wimpern ihre Wangen berührten. Eine feine Nase und ein rosiger voller Mund, die leicht geöffnet waren, bildeten den Abschluss ihres hübschen Gesichts. Die Decke hatte sie sich bis unters Kinn gezogen und schien zu schlafen. Er verspürte Erleichterung, da auch er endlich die Last der Suche abgelegt und eine Mütze voll erholsamen Schlaf bekommen hatte. Die gezwungene Rast würde auch ihm guttun, und er musste einen Weg finden, sie hier wegzubekommen. Zu gut konnte er sich an die Worte Mayadas erinnern, dass sie zumindest jetzt noch nicht zum Hofe zurückkehren wollte. Er musste erfahren, worauf sie wartete, so würde er sich das ganze Katz und Mausspiel mit ihr ersparen. Auch wenn er kräftiger und ausdauernder als Mayada war, war sie doch voller Ideen und Fantasie, womit sie ihn nicht bezwingen, aber doch aus der Fassung bringen konnte. Sie war eine freche gewitzte junge Frau, denn niemand zuvor hatte ihn mit Äpfeln bewaffnet attackiert. Er fand es amüsant musste sich jedoch auch eingestehen, dass sie unberechenbar war. Das nächste Mal wären es vielleicht keine Äpfel sondern Besteck, wie Messer und Gabel, welche doch jemanden verletzen oder gar töten konnten. Ihre Fertigkeiten, auch wenn sie ihm nicht das Wasser reichen konnte, waren auch nicht außer Acht zu lassen. Jedoch würde er ihr sicher kein Schwert mehr in die Hand geben. Er musste bei ihr aufpassen und nach einem schelmischen Lächeln wandte er sich um und verließ den Raum, gespannt darauf, was noch auf ihn zukommen würde.

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt