35. Kapitel "Kater"

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35.

Kater

Dastan

Er war so ein Idiot, einen größeren Narren als ihn gab es sicher keinen auf der Welt. Wut und Verzweiflung, Sorge und auch ein Funken Angst verspürte er, als er daran dachte, was er endlich begriffen hatte. Wenn er an den Moment zurück dachte, fragte er sich immer noch, ob der Boden unter seinen Füßen wirklich gebebt oder er es sich wirklich nur eingebildet hatte. Tief seufzend strich er der schlafenden Mayada über das Gesicht und dachte an den Moment vor einigen Stunden zurück. 

Diese Augen als sie hochgeschaut hatte.. er hätte sie unter Tausenden wiedererkannt. Und nachdem ihre Worte, oder zumindest ein Teil davon, sein benebeltes Gehirn erreicht hatten, wurde ihm schlagartig kalt und sein Herz zog sich so dermaßen zusammen, dass es in kleine Splitter zerbrach. Die Erkenntnis, als sie ihn wieder mit Odysseus verwechselte, hatte ihm für einen Augenblick den Atem geraubt. Wieso verwechselte sie ausgerechnet Dastan mit diesem Odysseus? Zu dem Wissen, dass es Mayada war, die er gerade noch rechtzeitig aus den Fängen dieses Widerlings befreit hatte, und dann zusätzlich noch diese Qual, in ihm wieder ihren Odysseus zu sehen, hatten ihn schlichtweg umgehauen. Er wusste nicht, ob er sie in dem Moment erwürgen, küssen oder schütteln sollte. Nur eines erklärte für ihn, warum sie wieder halluszinierte. Er hatte bereits den Met in ihrem Atem gerochen, sogar ihm war es etwas schwummrig und dies erklärte er sich nur damit, dass der Met alkoholisch gewesen sein musste. Ihre kleinen Küsse an seinem Hals brachten ihn total aus der Fassung und bei dem Gedanken, was ihr alles hätte zustoßen können, wäre er nicht rechtzeitig bei ihr, ließ ihn zuerst erstarren. Sorge und Angst ergriffen ihn und als Mayada seine Lippen erreichte, schlug ihn eine weitere Erkenntnis nieder und brachten sein innerstes und alle Glieder zum erzittern. Er glaubte der Boden unter seinen Füßen würde Beben, so stark traf es ihn. Es hatte keinen Sinn, sich von Mayada abzulenken. Egal wieviele Frauen er sehen, wieviele er als Ablenkung nehmen würde, er würde nicht mehr von ihr loskommen. Dieser Narr hatte sich Hals über Kopf in sie verliebt! 

Dies war der Moment gewesen, als er sich frustriert aufstöhnend ihren zärtlichen Küssen und seinen Gefühlen für sie hingegeben hatte. Der Kuss war kein langsames Vortasten gewesen, im Gegenteil, er hatte all seine Gefühle, seinen Frust und seine Sorgen in diesen Kuss gelegt. Es hatte ihn umgehauen! Sein Kopf war nur noch erfüllt von ihren Lippen und ihrer Zunge, die seinem ebenso entgegentrat wie seine. Leidenschaftlich und voller Kraft hatten sie sich gegenseitig ausgebeutet, alles in diesen Kuss gesteckt und das Beste für sich beide herausgezogen. Er hätte sich nicht mehr länger stoppen können und wollte sie am liebsten sofort zu seinem Weib machen, wäre da nicht ihr Schluchzer gewesen, welches ihn vom Himmel hinab unter die Sterblichen gezogen hatte. 

Bei dem Gedanken an ihre weichen und süßen Lippen allein, wollte er sie wieder küssen, um diesen Moment noch einmal erleben zu können. Seine Finger fuhren ganz zart über die geschlossenen Lippen und ein trauriges Lächeln umspielte Dastans Lippen. Wie sollte er sie vor ihrem Schicksal bewahren? Er musste mit ihr zurück, sonst wäre seine Familie verloren. Er hatte mit ihr überhaupt keine Chance auf eine gemeinsame Zukunft und trotzdem hatte sich sein versteinert geglaubtes Herz für Mayada entschieden. 

Eins nahm er sich trotz aller Steine in seinem Weg vor. Er würde sie fragen, wer Odysseus ist, ansonsten lief er noch Gefahr, den Verstand zu verlieren. Rasende Eifersucht war es, was er verspürte. Und wenn er an ihre Worte dachte, er solle sie nicht allein mit IHM reisen lassen, mit ihm an ihrer Seite hätte sie keine Angst, zeugten von tiefer Liebe. Wer mit IHM gemeint war, konnte er sich denken. Nichts geringeres als seine Wenigkeit. Sie wollte ihn nicht, verabscheute ihn vielleicht sogar. Wie konnte sich sein Herz für sie entscheiden, wenn sie ihn nicht mal wollte. Sie hatte ihn mehrmals geküsst, ohne dass sie sich daran erinnern konnte.

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