46. Kapitel "Opfer eines Krieges"

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46.

"Opfer eines Krieges"

Mayada

Dastans ungezügelter Angriff auf ihre Sinne war wie eine Flutwelle, die Mayada mit sich riss und alles, was sich ihr in den Weg stellte, ohne Erbarmen zerstörte.  So auch Mayadas mühselig aufgebaute Mauer.

Sie konnte spüren wie er sie, angefangen an ihrer Haut, streichelnd erfüllte.  Seine Wärme zog ihre Bahnen durch ihren Körper und erreichte mit einem donnerndem Schwung ihr Herz, welches mit einem schnelleren Herzschlag antwortete.  Eine weitere Welle hatte sich abgezweigt und verfolgte den Weg in Richtung ihres Kopfes wo es mit Pauken und Trompeten eindrang und wütete.  Es verwirrte und verängstigte Mayada, dass sie Angst hatte, es würde sie wahnsinnig machen. Jedoch, je sanfter der Kuss wurde, desto leiser und besänftigend wurden die Töne in ihrem Kopf. Bis es in einer himmlischen Melodie endete. 

Ganz langsam öffnete Mayada ihre Augen und schaute Dastan an. Auch er war wie sie atemlos und schien, als ob er am liebsten da weiter machen wollte, wo sie gerade aufgehört hatten. Sie warf einen Blick auf seine Lippen und dann wieder in seine Augen ehe sie begriff wo sie waren und was er gerade getan hatte. 

Sie holte aus und wollte ihm eine schallende Ohrfeige verpassen,  hatte aber nicht mit Dastans Schnelligkeit gerechnet.  Er fing ihr Handgelenk in der Luft und starrte sie wütend an.

"Lass mich los! Wie kannst du es wagen?!", zischte sie ihn sauer an und versuchte ihr Handgelenk zu befreien. 

Sie riss ihre Augen auf, als er sich gefährlich vor ihr aufbauend zu ihr niederbeugte und sein heißer Atem ihre Wange streifte.

"Passt auf Prinzessin! Ich bin weder euer Lakai noch euer Prügelknabe!", brummte Dastan flüsternd in ihr Ohr aber mit sehr viel Wut im Ton.

Mit einem Ruck wurde Mayada im nächsten Moment von Dastan mitgerissen und stolperte hinter ihm her. Sie hatte durch ihr Handeln einen Orkan herauf beschworen und merkte jetzt, dass sie es mit einem sehr harten Mann zu tun hatte. Sie hatte seinen männlichen Stolz verletzt und nun musste sie sich diesem wütenden Stier entgegen stellen.  Der Allmächtige stehe mir bei, dachte sie und ließ sich von ihm in eine Kombüse ziehen.

Bis jetzt hatte Mayada geglaubt,  dass sie das einzige Opfer war, die wegen einem Sultan kein vernünftiges Leben mehr hatte.  Doch wusste sie nun, dass Dastan ebenfalls ein Opfer war, der aufgrund Mayadas Flucht seit Jahren seine Familie und sein Land nicht mehr gesehen hatte. 

Alles war Mayadas Schuld und sie konnte und wollte es auch jetzt nicht einsehen,  dass ihr Vater wieder gewann. Es konnte nicht sein, dass sie sich so eine schwere Schuld auf die Schultern lud und durch fremde Länder gescheucht wird, während ihr Vater gemütlich in seinem Prunk und seiner Macht badete.

Sie waren beide Opfer einer Kultur und Tradition. Dies wurde ihr nun klar und auch eine weitere Sache wurde ihr klar. Dies durfte sie jedoch niemals zeigen und erst recht durfte es Dastan nicht erfahren.  Zu groß war ihre Angst, dass er sie auslachen und verpönen würde. Nein, sie musste es in ihrem Herzen tief und fest einsperren, denn sie hatte so ein Gefühl als ob dieses Wissen ihnen beiden gefährlich werden könnte.  Ihre eigene Zukunft sah nicht rosig aus und sie wollte Dastan nicht noch weiter ins Verderben ziehen.

Inzwischen hatten sich beide hingesetzt und Mayada knetete ihre zittrigen Hände und stierte auf die Tischplatte vor ihr. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, dass Dastan sich zurückgelehnt hatte und sich murmelnd über das Gesicht und die Haare fuhr, ehe er sich mit den Armen abstützend zu Mayada blickte. 

Was sollte sie ihm sagen, und wie sollte sie sich verhalten? Sie konnte kaum vor ihm leugnen, dass der Kuss ihr gefallen hatte. Es war ja auch nicht ihr erster Kuss mit ihm und sie erinnerte sich ungern daran, dass sie ihn ja zuvor noch selbst küssend besprungen hatte. Bei dem Gedanken lief sie puterrot an und ihr Herzschlag beschleunigte sich noch einmal mehr. Das Kribbeln, welches ihren Körper erfasste, versuchte sie vehement zu ignorieren und zu unterdrücken. Jetzt war wohl der falsche Zeitpunkt für solche lüsterne Gedanken. 

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt