24.
Walter und Gertraude
"Wo kann sie nur sein? Der Sohn des Müllers hatte gesagt, ein Fremder hätte Mayada tragend weggebracht. Aber wohin??"
Auf eine Antwort wartend betrachtete Gertraude ihren Mann, der seit Stunden hin und herlief und sich ab und an mal hinsetzte. Er machte sich auch große Sorgen, das konnte sie an seinem verzweifelten Zügen erkennen. Die ganze Nacht bis zum Morgengrauen waren sie beim Brand und hatten geholfen es zu löschen, und dabei auch nach Mayada Ausschau gehalten.
Walter fuhr sich über das Gesicht und entgegnete ausatmend "Wenn ich das nur wüsste. Ich hoffe, es geht ihr gut."
Er war froh, dass Mayada nicht in der Herberge starb jedoch Erleichterung konnte er nicht verspüren. Sie konnten sie einfach nicht finden und jeder, den sie gefragt hatten, hatte von einem merkwürdigen Mann gesprochen, der aussah wie ein Soldat. Er erinnerte sich zu gut an die Augenblicke, als Mayada in der Schänke besucht hatte. Ihr Verhalten war mehr als merkwürdig gewesen, als sie einen großen Mann erblickt hatte. Als er ein neues Fass holen wollte, war sie plötzlich verschwunden und der Mann auch.Er wusste selbst, dass Mayada irgendwelche Geheimnisse hatte, aber er würde nicht mehr darauf warten, dass sie von sich aus ihm erzählte, was es war. Sobald er sie gefunden hatte, würde er sie ausfragen. Genauso fragte er sich auch, wie das Feuer entstanden war. Die Dorfbewohner hatten ihm erzählt, dass Agatha, welche von allen als Hexe geschimpft wurde, in dem Feuer umgekommen war. Was wollte sie dort? Walter schaute zu seiner Frau und entschloss sich, sie zu fragen, ob sie was wüsste.
"Weißt du, warum Agatha so nah ans Haus gegangen ist? Die anderen meinten, sie hätte die Tür geöffnet und reingeschaut, ehe der Dachstuhl in sich zusammenbrach."
Den Rest wollte er nicht in Worte fassen. Es lief ihm jetzt noch den Rücken kalt hinab und seine Haare richteten sich überall auf, wenn er nur daran dachte. Sich schüttelnd seufzte er und vernahm in dem Moment die Rufe. Er hielt Inne und hob fragend die Augenbrauen, denn jemand rief nach ihm und seiner Frau.
Beide sprangen sie auf und rannten zur Tür. Walter öffnete die Tür und trat einen Schritt hinaus. Die Hand hielt hinter sich und bedeutete Gertraude, sie solle drinnen warten.
"Wer ruft nach mir?" rief er laut und schaute in die Richtung aus welcher die Rufe kamen.
Gertraude rang die Hände und wartete nervös, während sie ihrem Mann auf den Rücken schaute. Sie hoffte, dass es nicht noch mehr schlechte Nachrichten gab, denn der Verlust ihres Heimes lag schwer auf ihrer Seele. Sie hatten nicht viel Geld, deswegen hatten sie beschlossen von nun an in der Schänke zu wohnen. Über der Schänke waren einige Gästezimmer für Reisende, welche sie nun nur noch privat nutzen würden. Tief seufzend versuchte sie die Trauer über ihren Verlust zur Seite zu schieben und hoffte auf gute Neuigkeiten. Sie trat einen Schritt näher an Walter um ihm über die Schulter zu schauen, da machte er schon einige schnelle Ritte weiter und schien tief besorgt.
"Was hast du mit ihr gemacht? Lebt sie noch?" rief er aufgebracht und schaute Mayada ins Gesicht.
Gertraude stellte sich neben Walter und fühlte nach Mayadas Gesicht. Sie war eiskalt, was aber von der Kälte kommen könnte. Sie schien zu atmen, stellte sie erleichtert fest.
"Tragt sie rein, hier entlang!" Gab sie knapp zu verstehen, ging zügig in die Schänke und stieg die Trempen empor. Sie öffnete die nächste Tür und trat beiseite, so dass der Mann sie auf das Bett legen konnte. Das Zimmer war nicht sehr groß und sie sah, wie der Mann bereits den ganzen Raum auszufüllen schien. Er war mindestens einen Kopf größer als sie.
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Schicksalhafte Rache
Fiction HistoriqueMayada Eine junge Frau in der Blüte ihres Lebens. Auf der Flucht vor ihrem Vater, dem sie so eine große Schande bereitet hat, dass er sie tot sehen will. Schwere Schicksalsschläge hat sie zu verkraften,  und das in einer Zeit, wo di...