41. Kapitel "Die Wunden eines Kriegers"

807 57 8
                                    

41. 

"Die Wunden eines Kriegers"

Mayada 

Einen großen Krieger hilflos und blutend auf einem Bett liegen zu sehen war sehr verstörend für Mayada. Und wenn dieser auch noch Dastan war, ließ es ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie konnte nicht sagen, wie sie ihre Füße dazu gebracht hatte ihren Dienst zu tun und zu Dastan zu gehen, um diesem zu helfen. Nur vage konnte sie sich erinnern, dass sie seine schweren Beine mit all ihrer Kraft auf das Bett gehievt hatte. Mit zittrigen Fingern hatte Mayada ihm das Hemd und die Jacke ausgezogen. An seiner Seite war eine tiefe Stichwunde und blutete stark. Mayada presste im ersten Moment ein Handtuch auf die Wunde, um so die Blutung zu stoppen aber Dastans Atmung wurde immer schwächer. Sie traute sich nicht in sein Gesicht zu schauen, denn sie wusste, dass sie diesen Anblick nie vergessen könnte. Das einzige was sie immer wieder wie ein Sing-Sang murmelte waren "Du bist stark, du schaffst das!"

Nach einigen Minuten zog sie das Handtuch vorsichtig beiseite und bemerkte, dass es weniger blutete. Schnell rannte sie zu ihrer Tasche und kramte nach etwas, womit sie die Wunde schließen konnte. Als sie nichts vernünftiges finden konnte leerte sie Dastans Tasche auf dem Tisch aus und fand neben einigen Kleidungsstücken auch Nadel und Faden. 

"Wie es sich für einen Krieger gehört, für den schlimmsten Fall immer vorbereitet zu sein...", dachte sich Mayada und wusch die Nadel sorgfältig und fädelte den Faden ein. 

Als sie zurück zu Dastan ging, schaute sie auf die Wunde und auf die Nadel in ihrer Hand. Ihre Hand zitterte so stark, dass sie befürchtete, sie würde ihn nur mehr verletzen als helfen. Wie sollte sie es so schaffen, seine Wunde sauber zu vernähen? Für einige Sekunden schloss sie die Augen und mahnte sich zur Ruhe zu kommen. Denn da lag Dastan vor ihr und er brauchte ihre Hilfe. Solange sie nicht wusste, was genau geschehen war, konnte sie nicht das Zimmer verlassen. Und erst recht konnte sie keine Hilfe holen, weil sie auch nicht wusste, was mit dem anderen Mann geschehen war. 

Das nächste Mal als sie auf Dastan schaute, kniete sie sich vor das Bett und bewegte die Nadel näher zur Wunde. Es war ein klarer Schnitt und müsste leichter zu vernähen sein. Um es sich einfacher zu machen, stellte sie sich einfach vor, dass es ein Stück Stoff wäre, welches sie nähen muss. Daraufhin ließ das Zittern in ihren Händen nach und sie atmete noch einmal tief durch, ehe sie den ersten Stich tat. Nach einigen Minuten hatte sie die Wunde so gut sie es konnte verschlossen und suchte nun etwas, womit sie ihm eine Bandage anlegen konnte. Da sie nichts gescheites fand, musste ihr langes Baumwoll-Nachthemd daran glauben. Damit sie nicht vollends ohne Nachthemd dastand, riss sie entlang des Saums breite und lange Streifen zurecht. Damit verband sie Dastan quer über den Bauch und den Rücken. Sie wickelte den Verband fest, damit durch den Druck die Blutung aufhörte. 

Als er soweit versorgt war, zog sie ihm noch die Stiefel und die Hose aus, da diese voller Blut waren. Sie verbot sich während sie ihn Stück für Stück entkleidete, daran zu denken, dass er halb nackt war. Aber eines konnte sie mit Klarheit sagen: Dastan war ein Krieger wie er im Buche stand. Groß, muskulös und mit einer Aura, die jedem zeigt, dass er stark und ausdauernd ist. Genau auf diese Eigenschaften setzte Mayada nun all ihre Hoffnung, dass er diese Wunde verkraften und genesen würde, ehe sie ihn zudeckte.

Die ausgezogenen Stiefel, die Hose sowie das Hemd und die Jacke wusch sie und hängte alles über einem Seil, welches festgemacht war, um seine Wäsche trocknen zu können, ohne das Zimmer verlassen zu müssen. Dann ging sie mit einer Waschschüssel zu Dastan und blickte in sein Gesicht. Er hatte eine Platzwunde über dem Auge und einige blaue Flecken verteilt über dem Kinn. Er hat gut einstecken müssen, wie sie bemerken konnte. Nach dem sie auch über dem Bauch und der Magengegend einige blaue Flecken entdeckt hatte, säuberte sie ihm vorsichtig das Gesicht und das inzwischen getrocknete Blut. Ihre Bewegungen waren so sanft, als könnte Dastan trotz der Ohnmacht Schmerzen haben, wenn sie zu ungestüm war. Die Platzwunde blutete noch kurz aber hörte zum Glück wieder von selbst auf. Nun musste sie warten, bis er aufwachte. Die aufkommende Angst unterdrückte sie, dass er womöglich nie wieder zur Besinnung kam. Sie durfte sich dieser Panik nicht hergeben, die sich langsam über ihre Beine zu ihrem Herzen hochziehen wollte. Sie schüttelte sich, als sie eine Gänsehaut bekam und beugte sich zu Dastans Ohr. 

Schicksalhafte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt