K A P I T E L 2 - Aufgeregt

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Mein Herz klopfte wie wild.
Die Hände zitterten.
Ich versuchte zu mir zu kommen, aber es gelang mir nicht. Noch nie war mir etwas auf dieser Art und Weise passiert.
Wer war dieser Typ? Wie hieß er?
Ich atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen. Meine Hand drückte ich gegen das schnell schlagende Herz.

Im Auto hatte ich Platz genommen und Aylas Kleid auf der Rückbank verstaut. Sobald ich meine Augen schloss, kam er mir vor den Augen! Er war einfach unbeschreiblich schön...
Werde ich ihn je wieder sehen?
Das plötzliche Klingeln meines Handys erschreckte mich. Ich zückte es aus meiner Tasche und schaute auf den Bildschirm.
Beeil dich bitte!, hatte Ayla geschrieben. Oh Mann. Ich hatte sie komplett vergessen! Schnell fuhr ich los.

Er verschwand einfach nicht aus meinem Kopf! Normalerweise beachtet man Menschen in seiner Umgebung nicht und merkt sich erst recht nicht die Gesichter! Aber ich konnte den Unbekannten einfach nicht vergessen!
Mein rasendes Herzklopfen hatte sich inzwischen reguliert. Dieser Typ war einfach oh mein Gott.
Er konnte nicht aus dieser Welt sein... Zu schön dafür! Seine perfekten gestylten Haare, die leuchtend herausstechenden Augen, sein Anzug...
Auf einmal hörte ich ein Hupen und kam wieder zur Realität. Ich war in Trance und zu verträumt um die Vorfahrt wahrzunehmen. Knapp vor einem Zusammenstoß kam das Auto zum Stehen. Mann, ich muss mich auf den Weg konzentrieren! Fast wäre ich in ein Auto reingefahren. Aufgewühlt fuhr ich weiter.

Angekommen bei Ayla, klingelte ich mehrmals an der Tür. Ich musste das Kleid schnell meiner Cousine übergeben, die ungeduldig darauf wartete. Viele Schuhe hatten sich an der Tür gereiht. Das konnte nur heißen, dass es drinnen voll war.
Die Tür wurde mir von Tante Aygül aufgemacht.
„Hallo Eylem! Ich nehme schnell das Kleid ab und bringe es zu Ayla.", setzte sie sich hektisch in Bewegung.
„Ja, sie wartet schon ungeduldig darauf."
Laute Stimmen kamen aus dem Wohnzimmer. Es war hier viel los. Für Gäste, die aus der Ferne kamen, wurde Essen serviert, Kinder in schicken Kleidern rannten herum und Leute quetschten sich durch den Flur durch. Mein erster Stopp war im Wohnzimmer. Flüchtig warf ich ein Blick über die Menge. Einige Gesichter kannte ich, aber viele auch nicht. Die nervige Nachbarin von nebenan war auch anwesend...
Ein weiterer Blick verriet, dass Onkel Tural aus Frankfurt schon angereist war. Sofort ging mir ein Lächeln auf und blieb nicht länger an der Tür stehen.

„Eylem? Lang nicht mehr gesehen!", überraschte er sich, als er mich kommen sah und lächelte.
„Ja!", dachte ich ebenfalls und wurde in eine Umarmung gezogen. Daher, dass er weiter weg wohnte, trafen wir uns lediglich nur an wichtige Anlässen. Mein Onkel war der jüngste seiner Geschwister. Mit frischen 28 Jahren war er auch das Nesthäkchen seiner älteren Schwestern. Kurz unterhielten wir uns, woran uns der Lärmpegel hinderte.
„Willst du etwas essen?", wurde ich etwas später gefragt.
„Nein danke.", lehnte ich ab. Mit seiner Frau, die neben ihm kam ich auch ins Gespräch
„Du bist aber groß geworden! Und auch ziemlich hübsch!", machte sie beeindruckt eine Anmerkung.
„Wirklich? Ich sehe keinen so großen Unterschied...", bezweifelte ich. Zuletzt sahen wir uns vor einem halben Jahr. Arg könnte ich mich nicht verändert haben.
„Doch, doch. Du wusstest immer, dass ich dich schön fand. Du hast eine schlichte Schönheit.", überhäufte sie mich mit Komplimenten und kurbelte mein Selbstbewusstsein an.
„Du könntest öfter mir mit reden.", gab ich sarkastisch von mir. Vielleicht hat sie tatsächlich recht. Was meinst du Eylem?

Auf ihrem Schoß saß ihr kleiner Sohn, der mich zuckersüß anlächelte.
„Der kleine Ali ist auch groß geworden!", bemerkte ich und streichelte über seine weichen Wangen, worauf er mich schüchtern anlächelte.
„Ja, und ihm hat es hier in Stuttgart sehr gefallen, oder?", blickte sie zu ihm runter. Mit einem Nicken antwortete er.
„Ist Derya schon fertig?", kam ich auf das Wesentliche Thema zurück. Die Verwandte im Haus warteten gespannt auf die Braut.
„Sie ist in ihrem Zimmer und bereitet sich vor. Bestimmt taucht sie gleich auf.", sagte sie.
„Ich schau mal bei ihr nach.", erhob ich mich von der Sitzecke und fand den Weg zur Treppe.

unvergesslich - unutulmazWo Geschichten leben. Entdecke jetzt