K A P I T E L 55 - Vereist

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Nachdem ich geweckt wurde, konnte ich nicht mehr schlafen.
Mein Kopf tat weh. Weil ich krank war und gestern viel geweint hatte.
Meine Augen waren immer noch angeschwollen und fühlten sich schwer an. Gestern hatte ich so sehr an Okan gedacht... Ich musste mich irgendwie ablenken. Heute will ich auch nicht in die Gedanken verfallen.
Ich setzte mich an mein Schreibtisch und holte meine Ordner raus. Ich werde versuchen für die Prüfung zu lernen. Tief atmete ich durch und griff nach einem Stift. Ich darf die Arbeit nicht mehr weigern. Sonst falle ich wirklich bei der Prüfung durch.

Mit dem Klopfen der Türe, wurde ich von meiner Konzentration weggerissen.
Wer kam um dieser Uhrzeit nachhause? Es war schon 13 Uhr geworden.
Nachdem sich die Türe öffnete, trat Didem herein.
„Ach, du bist es.", sagte ich und schrieb mein Satz zu ende.
„Jaa, aber ich glaube das ist nicht meine Schwester vor mir. Was ist mit dir passiert?", fragte sie und näherte sich. Skeptisch schaute sie mich an.
„Habe gehört, dass du krank bist. Aber hinter deiner Miene steckt mehr als nur Krankheit ...", gab sie sicher von sich und zog eine Braue in die Höhe.
„Miss Holmes, lassen Sie mich bitte in Ruhe!", sagte ich genervt und wandte mich wieder an die Blätter. Sie liebte es den Detektiven zu spielen. Didem sah mir auch alles an.
„Ich kenne jede Kleinigkeit von dir. Sag schon, was ist los?"
Sie würde mich nicht in Ruhe lassen, bevor ich darüber sprach.

„Ich habe gestern den ganzen Tag lang geweint."
„Wieso?"
Kurz hielt ich inne, bevor ich anfing zu sprechen.
„Weil Okan gehen wird.", erklärte ich kurz und knapp.
„Was?", fragte sie und erstarrte.
„Zu Frieden jetzt Miss Holmes?"
„Er kann doch nicht einfach gehen!"
„Und wie er das machen kann!", sicherte ich.
„Ich will nicht mehr darüber reden. Das Thema ist abgeschlossen, okay?", vereinbarte ich. Daraufhin nickte sie.
„Ich bin vorbeigekommen, weil ich dir bescheid geben wollte, dass ich dir eine Suppe gekocht habe."

Nachdem wir gegessen hatten gingen wir raus. Mir ging es schon besser und ich musste noch zur Boutique gehen, um mir ein Kleid auszusuchen. Didem war am Steuer, ich hatte keine Kraft und Lust zu Fahren.
Die Wege waren heute frei und wir kamen in Kürze an.
Am Eingang wurden wir herzlich von Seray, also Onurs Mutter begrüßt.
Ich schaute mich um, und war begeistert von der Einrichtung. Es fehlten nur noch ein paar Kleinigkeiten, die die Arbeiter erledigten. Der Boden bestand aus weißem Laminat. Hohe Fenster beleuchteten die Räume. Die schlichten Tapeten mit goldenen Akzenten passten ganz gut zur Einrichtung. Ein roter Teppich und ein Platform für die Anprobe ließen alles edler wirken. Die Kleider hingen Ordentlich an den Stangen an der Wand.
„Guck mal, da sind die Leuchten, die du Ausgesucht hast.", machte mich Didem aufmerksam. Am Flur hingen die kleinen Kronleuter, die ich passend zur Boutique fand.
„Onur fand auch, dass sie gut zur Einrichtung passen.", teilte Seray mit. Das wusste ich gar nicht. Rasch zog ich die Braue in die Höhe.
Seray führte uns zum zweiten Stock. Dort befanden sich die Anzüge. Hier war ebenfalls alles passend gestaltet. Die Tapeten bestanden aus einem silberton. Und im zweiten Stock wurde es dezenter dekoriert.

Als wir wieder runter gingen, trafen wir auf meine Mutter.
„Wieso bist du gekommen Eylem? Du solltest dich lieber ausruhen.", machte sie sich Sorgen.
„Mir geht es schon besser. Und zuhause ist es mir langweilig geworden.", sicherte ich.
„Wir wollten kurz vorbei schauen und ein Kleid für Eylem aussuchen.", sagte Didem.
„Na gut, dann kommt mit. Ich habe für dich schon ein paar Teile ausgesucht.", meinte meine Mutter. Wir folgten ihr nach hinten. Auf einer Kleiderstange hingen geschätzt 15 Kleider, die ich anprobieren sollte.
„Ich habe mir das Schönste vom
Schönsten für dich ausgesucht.", sagte meine Mutter lächelnd.
„Da bin ich mir sicher, aber ist das nicht zu overdressed für eine Eröffnung?", fragte ich mich, während ich mich umschaute.
„Seray ist bekannt, es werden viele Gäste kommen. Die Eröffnung wird groß sein.", teilte sie mit.
Die Teile waren alle schön, doch mir war nicht danach, mich wie die Schwester der Braut anzuziehen. Ein schlichtes Kleid würde mir reichen.
„Das wird dir bestimmt passen Eylem, ziehe es bitte an!", drückte mir meine Mutter ein graues glitzerndes Kleid in die Hand. Ich seufzte, doch entschied mich in die Kabine zu gehen. Das Kleid war knielang und hatte glitzernde Verzierungen. Das ist zu viel. Zu viel, während ich Trauer im Herzen trage ...

unvergesslich - unutulmazWo Geschichten leben. Entdecke jetzt