Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, entschied ich mich wieder an den Tisch zu gehen. Ich versuchte meine Gefühle so gut es ging zu überspielen.
Ich fühlte mich so schlecht gerade. Das wollte ich Eylem nicht antun! Meine Gedanken spielten wieder mit mir. Ich war doch bereit Selin Komplett zu vergessen? Ich wollte mich gerade ohrfeigen. Wie kann ich das Eylem antun? Ohne sie wärst du jetzt am Boden.
Von Weitem sah ich, dass unsere Bestellungen schon angekommen waren. Eylem schaute sich besorgt nach mir um und stand auf nachdem sie mich sah.
Als ich sie so aufgewühlt zu Gesicht bekam, fühlte ich ein Stechen in der linken Brusthälfte.
Sie hat so ein reines Herz. Ich verdiene sie nicht...
„İyimisin Okan? Korkuttun beni! (Geht es dir gut Okan? Du hast mir Angst gemacht!)", fing sie besorgt an zu sprechen.
„İyiyim, başım ağrıyor sadece biraz. (Mir geht es gut, ich habe nur bisschen Kopfschmerzen.)", behauptete ich und setzte mich hin.
„Bu baş ağrısına benzemiyor. Kötüysen gidelim lütfen. Yemek senden önemli değil! (Das sieht nicht nach Kopfschmerzen aus. Gehen wir, wenn es dir schlecht geht. Das Essen ist nicht wichtiger als du!)", meinte sie und legte ihre Hand um meine. Lange blickte ich sie an und drückte sie danach fest. Sie hatte natürlich bemerkt, dass ich ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte.
„İyiyim, merak etme. (Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen.)", wollte ich das Thema endlich beenden und lächelte sie schief an.
Ihre Blickte taten mir weh. Sie waren voller Besorgnis und Verwirrung.
Doch die Wahrheit konnte ich ihr nicht sagen. Wie sollte ich ihr sagen, dass ich Selin nicht vergessen hatte? Eylem hatte Recht. Schöne Erinnerungen konnte man nicht vergessen.
Ah Okan. Wieso tust du euch beiden das an?
Ist Eylem überhaupt glücklich mit mir? Mache ich sie glücklich? Dass sie mich glücklich macht, kann ich bestätigen.Wieso sind die alte Erinnerungen wieder hoch gekommen?
Ich war doch kurz davor sie zu vergessen...
Mein Appetit war mir schon vergangen. Das Essen hatten wir umsonst bestellt. Ich lehnte mich nach hinten und schloss kurz die Augen zu. Kraft sammelnd fuhr ich über das Gesicht.
„Okan'ım. (Mein Okan.)", hörte ich Eylems sanfte Stimme und riss die Augen wieder auf. Ihre Stimme klang brüchig und besorgt.
„Lütfen gidelim. Sen dışarı çık bile, hesabı ben ödeyeceğim. (Gehen wir bitte. Geh du schon mal raus, ich werde die Rechnung zahlen.)", sagte sie auf einmal.
„Olmaz öyle şey. Ben öderim. (Nein, auf keinem Fall. Ich werde zahlen.)", sprach ich ihr wider.
„Bir kez de ben ödersem bişey olmaz! Beni dinle lütfen! (Wenn ich einmal zahle, wird schon nichts passieren! Hör mir bitte zu!)", wurde sie aufdringlicher. Als ich bemerkte, dass ich sie nicht überreden kann, entschied ich es anzunehmen.
Ich stand auf und verließ das Restaurant.
Tief zog ich die Luft ein.
Ich war enttäuscht von mir! Ich habe unseren Abend versaut. Eylem verdient das ganze nicht! Sie verdient es zu lachen und geliebt zu werden! Was sie für mich gemacht hat, ist unbezahlbar. Kein Dankeschön der Welt könnte die Gegenleistung dafür sein.In Kürze kam auch Eylem. Wortlos fingen an zum Parkplatz zu gehen. Umso länger wir schwiegen, umso mehr wollte ich sprechen. Ich wollte ihr irgendwas sagen, weil mich die Stille folterte. Aber ich wusste auch nicht was ich sagen könnte. Eylem blieb nie so lange still. Und sie hatte nie das Gesichtsausdruck, das sie gerade hatte.
Als wir bei meinem Wagen ankamen, hielt die Stille immer noch an. Die Luft zwischen uns war angespannt.
Ich schnallte mich an und wandte mich zu Eylem. Ich sammelte die Worte zum Reden. Sie schaute starr in die Ferne.
„Eylem, ich-"
„Können wir bitte gehen?", unterbrach sie mich und blickte zu mir. Ich nickte und schaltete den Motor an.Die Fahrt hatte sich noch nie so lang angefühlt. Als wir vor Eylems Wohnung ankamen, war ich erleichtert.
Eylem löste wortlos ihr Gurt und zog den Reisverschluss ihrer Jacke zu.
„Eylem.", kam ich zu Wort und umfasste ihre Hand. Abrupt drehte sie sich zu mir.
Still blickten wir uns für einen Moment an, bis ich wieder anfing zu sprechen.
„Es tut mir leid!", sagte ich aus tiefstem Herzen. Dabei fingen sich meine Augen an zu füllen. Zunächst schwieg Eylem.
„Es ist unmöglich, dass man seine Vergangenheit vergisst. Vor allem, wenn sie schön war... Ich weiß, dass es aber nicht mehr schön für dich ist, dich daran zu erinnern. Sie quälen dich, das sehe ich dir an.", fing sie an zu sprechen. Sie hatte so Recht.
„Verzeih mir, falls ich dich heute verletzt habe.", bat ich.
„Alles braucht Zeit Okan. Als ich den Weg mit dir gehen wollte, wusste ich, dass so was auf mich zukommen kann. Mir ist aber wichtig, dass es dir gut geht. Und im Restaurant ging es dir nicht gut. Wir können auch wann anders Zeit miteinander verbringen. Es tut eigentlich mir leid, dass ich dich gezwungen habe in die Stadt zu gehen... Ruh dich zuhause bitte aus.", waren ihre letzten Worte, bevor sie ihr Platz verließ und die Beifahrertür zufiel.
Wie vereist blieb ich in meiner Position stehen.
Es tut eigentlich mir leid.
Sie war so fürsorglich. Sie war so verständnisvoll.
Eylem war an nichts schuld. Das alles war meine Schuld...
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unvergesslich - unutulmaz
Action„Stell dir ein Meer vor. Es ist so tief und dunkel wie ich. Du, eine Welle, prallst gegen meine spitzen Felsen und wirst danach von der Dunkelheit verschluckt ... Aber du kommst immer wieder zurück und gibst nicht auf. Jedes mal kehrst du etwas stär...