Ich war schon wach gewesen, bevor mein Wecker geklingelt hatte. Als es sieben Uhr war, verließ ich mein Bett und ging ins Badezimmer. Ich ließ kaltes Wasser laufen und wusch damit mehrmals mein Gesicht. Obwohl ich müde war, hatte kaum geschlafen. Die ganze Nacht war Emir in meinem Kopf gewesen. Sein schmerzerfüllter Blick ging mir nicht aus dem Kopf. Dieser hilflose Blick hatte mich tief im Herzen getroffen. Trotz der Wut und Enttäuschung, die ich gegenüber Emir trug. Irgendwo schien ich noch was Gutes für ihn zu empfinden.
Das wunderte mich. Aber ich konnte es auch nachvollziehen. Wir hatten mal eine gute Freundschaft. Eine schöne Zeit kann man eben nicht leicht vergessen...
Als ich fertig war verließ ich wieder das Badezimmer und ging in mein Zimmer. Schnell suchte ich mir etwas zum Anziehen aus. Ich gab mir nicht so viel Mühe und zog ein Hoodie und eine Jeans aus dem Schrank raus. Meine Haare stylte ich auch schnell zurecht und machte mich danach fort.
Draußen kam mir ein Nieselregen entgegen. Das mochte ich gar nicht.Heute war es mir gar nicht danach zur Universität zu gehen. Mein Kopf war zu überfüllt dafür. Ich bin aber im letzten Semester und muss es irgendwie durchziehen. Die Prüfungen nähern sich auch.
Als ich am Parkplatz der Universität ankam, spürte ich gleich die negative Stimmung hier. Dass ich hier nicht gerne war, war nichts neues. Nachdem ich ausgestiegen war, näherte ich mich mit zügigen Schritten der Eingangstüre. Wäre ich mindestens nicht alleine. Eylems Vorlesungen fingen heute spät an, weshalb ich alleine gekommen war. Wäre sie bei mir, hätte ich die unangenehmen Blicke der Anderen auf mich nicht so stark wahrgenommen.
Mit dem Blick auf den Boden ging ich weiter.
Drinnen angekommen wurde ich endlich vom Nieselregen abgelöst. Ich nahm meine Kapuze wieder runter.
Während ich zum Vorlesesaal ging, sah ich plötzlich Ilayda im Gang mit anderen reden. Was für ein passender Zufall.
„Ilayda!", rief ich und suchte nach ihrer Aufmerksamkeit. Sofort drehte sie sich um und schaute nach, wer sie gerufen hatte. Als sie mich entdeckte, setzte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie verabschiedete sich von den Mädels neben ihr und näherte sich mir.
„Hi Okan! Lange nicht mehr gesehen.", grüßte sie mich.
„Ja, ich bin froh dich gesehen zu haben. Früher sah ich dich öfter. Wo hälst du dich denn auf?", fragte ich. Kurz wendete sie ihre Blicke von mir ab und schaute auf den Boden.
„Naja... ich halte mich lieber an ruhigeren Orten auf. Ich komme auch nicht mehr so häufig zur Uni.", erklärte sie. Während sie sprach, war mein Blick auf ihre Hand gerutscht. Sie trug nicht mehr den Ring, den ihr Emir geschenkt hatte. Das war traurig. War es endgültig mit den beiden vorbei? Ich kann mich noch gut daran erinnern, als Emir mir von seiner Traumhochzeit erzählt hatte...
„Lass mich raten, du versteckst dich vor Emir?", schlussfolgerte ich. Ihre Miene erstarrte, als sie seinen Namen gehört hatte. Eine Antwort blieb mir zunächst erspart. Sie brauchte auch nicht zu antworten, Blicke konnten auch reden.
„Ilayda... Verstehe mich nicht falsch, es ist nicht meine Angelegenheit, aber ist es wirklich vorbei mit euch? Liebst du Emir nicht mehr?", musste ich fragen.
„Es belastet mich, dass mich das jeder fragt...", meinte sie nur. Es brannte in ihr, das konnte ich aus ihren Augen ablesen.
„Emir seni çok seviyor. O sensiz yapamaz İlayda! Onun ne kadar çaresiz olduğunu biliyorum, senin özlemin onu bitiriyor... Sen de onu seviyorsun. Bunu birbirinize neden yaptın? (Emir liebt dich so sehr. Er kann nicht ohne dich Ilayda! Ich weiß, wie hilflos er ist, deine Sehnsucht macht ihn fertig... Du liebst ihn auch. Wieso hast du euch das angetan?)"
„Ben eski Emir'i seviyorum! Öfke dolu, kin besleyen, saçmalıklar yapan Emir'i değil! Artık gücüm yetmiyor ona. Seviyorum, evet! Ama sevginin de sınırı var, artık onu hatırlayamıyorum ve hatasını anlamadan da dönmem ona. (Ich liebe den alten Emir! Nicht den wuterfüllten, hasserfüllten, Unsinn machenden Emir! Meine Kraft reicht nicht mehr für ihn aus. Ich liebe ihn, ja! Aber die Liebe hat auch ihre Grenzen, ich kann ihn nicht mehr wiederkennen und solange er sein Fehler nicht versteht, werde ich nicht zurück kehren.)", erklärte sie betrauert.
Sie hatte Recht. Seitdem ich aufgetaucht war, blieb Emir nicht still stehen. Ilayda hatte ihn schön öfters ermahnt, aber er hatte nie aufgehört. Und es ging so weiter, bis Ilayda ihre Kraft verloren hatte.
„Hatasını anladığını sanmıyor musun? (Denkst du nicht, dass er sein Fehler verstanden hat?)", fragte ich.
„Anlasa bile, ona eskisi kadar güvenebilir miyim geri? Emir çok değişti Okan ve bu beni korkutuyor. (Auch wenn er es versteht, kann ich ihm wieder wie früher vertrauen? Emir hat sich sehr verändert Okan und das macht mir Angst.)", waren ihre letzten Worte, bevor sie sich umdrehte und ging.
Es machte mich traurig Ilayda so zu sehen. So wie es scheint haben sie sich heftig zerstritten, sonst waren die beiden ein starkes Paar...
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unvergesslich - unutulmaz
Acción„Stell dir ein Meer vor. Es ist so tief und dunkel wie ich. Du, eine Welle, prallst gegen meine spitzen Felsen und wirst danach von der Dunkelheit verschluckt ... Aber du kommst immer wieder zurück und gibst nicht auf. Jedes mal kehrst du etwas stär...