Okan
Okan,
ich hoffe, dass du irgendwann diese Zeilen durchlesen kannst und mein Brief zu Gesicht bekommst ...
Wie gerne würde ich dich nochmal sehen und mit dir reden. Es gibt viele Dinge, die ich dir sagen möchte. Ich weiß nicht wo du bist, was du machst, was du vorhast ... Ich wollte dir schon immer sagen, dass du ein starker Mensch bist. Vielleicht glaubst du nicht daran, doch was du durchmachst, braucht viel Kraft. Du bist so ein starker Mensch! Ich kenne dich zwar kaum, doch ich habe immer an dich geglaubt. Obwohl ich deine Geschichte nie kannte, vertraute ich dir. Der Neustart war schwer für dich, ich weiß, doch du hast es zumindest versucht. Kennst du den Spruch, wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren? Nichts würde für dich wie früher werden, die Leute würden dich trotzdem Mörder nennen, doch du hast es versucht. Du solltest dir bewusst sein, welchen Mut du besitzt ...
Ich weiß, dass du immer so abwesend und distanziert zu mir warst, doch ich wollte nie aufgeben und war immer hinter dir. Du gabst mir den Mut, den ich nicht kannte. Ich sah die kalte, aber auch gefühlvolle Seite in dir. Als du zerstört am Boden warst und ich in deine Augen blickte, sah ich etwas anderes darin. Gefühle, die du unterdrückt hast ...
Ich habe den anderen Okan gesehen, den Wahren, Gefühlvollen, Verletzten.
Egal, wo du gerade bist, wünsche ich dir eine schöne Zeit dort.
Lebe wohl.Ich wendete mich vom Blatt und blickte in die Ferne. In meinem Kopf schwirrten viele Dinge, die mir Kopfschmerzen verursachten. Als mir Rüzgar diesen Brief in die Hand gedrückt hatte, hatte ich nicht erwartet, dass mich die Worte so sehr ansprechen würden. Als du zerstört am Boden warst und ich in deine Augen blickte, sah ich etwas anderes darin. Gefühle, die du unterdrückt hast ...
Müde fuhr ich über mein Gesicht und schloss die Augen. Wieso konnte sie mich wie ein offenes Buch lesen? Wieso weckte sie alte Erinnerungen in mir auf? Wieso tat es mir so weh?Ich schloss meine Augen wieder auf und warf ein Blick auf die Uhr. Es war zwanzig vor elf. Eylem hatte die Nachricht gelesen und würde hoffentlich kommen. Lass uns bitte treffen, bin am Park in der Innenstadt, vor dem Basketballfeld ...
Ich stand von der Bank auf, auf der ich saß und schaute mich um. Keine Eylem in Sicht ...
Dieses Mädchen war anders. Mutig und verrückt. Niemand würde einen Mörder verteidigen und sich gegen ein Psychopathen stellen. Warum hatte sie das gemacht? Wieso vertraute sie mir? Wieso wollte sie nie aufgeben? Warum kämpft sie für mich?
Ich bin nichts weiteres außer Gift. Ich verdiene das nicht!"Ooh, wen sehen wir denn da?", ertönte eine bekannte Stimme hinter mir. Sertan? Als ich mich umdrehte erblickte ich drei Gesichter. Gesichter, mit denen ich mal gelacht hatte ...
Ich spürte ein Stechen in meiner Brust.
"Den lieben Okan.", hörte ich Önder antworten.
"Was macht er denn hier so allein? An unserem alten Treffpunkt, wo wir zusammen Basketball gespielt hatten ...", fragte Emir und kam mit trägen Schritten auf mich zu. Ja, hier hatten wir tatsächlich Basketball gespielt ...
Ich schwieg und atmete tief aus.
"Er hat wohl die Sprache verloren, nachdem er uns gesehen hat.", meinte Sertan und kam lachen auf mich zu.
"Ich warte auf jemanden, zu Frieden jetzt?", fragte ich genervt.
"Nh nh, nicht so würend sein Herr Derin. Wir wollen doch nur mit unserem alten Freund reden, nicht wahr?", fragte Emir in die Runde und fing an zu lachen.
"Genau. Wieso ist er denn eigentlich unser alter Freund? Wäre doch schön, wenn wir unsere jahrelange Freundschaft nicht beendet hätten ...", provozierte mich Sertan.
"Ah, stimmt ja, weil er ein Mörder geworden ist!", zischte Emir und kam mir näher. Ich sah den Wut und Hass in seinen Augen. Er ballte die Hände zu Fäusten und spannte den Kiefer an.
Wieso glaubte mir keiner?
"An deiner Hand klebt der Blut von Eray Sönmez!", sagte Sertan und trat näher.
"Ich hatte dir gesagt, dass du mir nicht mehr begegnen sollst! Sonst wird es schlimm für dich enden!", erinnerte mich Önder.
"Das wirst du alles büßen Okan!", schrie mich Emir an.
"Es reicht! Ich habe Eray nicht umgebracht!", platzte mir der Kragen.
"Wo ist er dann? Wo?!", fragte Emir zornig und packte mich an der Schulter.
"Weiß ich nicht!", sicherte ich und drückte ihn weg von mir. Ich wusste es nicht!
"Ich habe ihn verdammt nochmal nicht umgebracht, aber er ist der wahre Mörder!", schrie ich.
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unvergesslich - unutulmaz
Action„Stell dir ein Meer vor. Es ist so tief und dunkel wie ich. Du, eine Welle, prallst gegen meine spitzen Felsen und wirst danach von der Dunkelheit verschluckt ... Aber du kommst immer wieder zurück und gibst nicht auf. Jedes mal kehrst du etwas stär...