K A P I T E L 86 - Gefährliche Stille

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Eylem
Nach einer längeren Fahrt kamen wir vor Okans Haus an.
Ich parkte vor der Haustür, um ihn abzulassen.
„Komm auch mit mir.", meinte Okan im nächsten Moment und legte seine Hand auf meine.
„Sollte ich nicht lieber gehen? Deine Familie will sicherlich Zeit mit dir verbringen. Ich wäre überflüssig.", dachte ich.
Außerdem war ich nicht bereit dafür mit seiner Familie Zeit zu verbringen. Ich war total unvorbereitet.
„Nein, bleibe mit mir.", bat er und lächelte charmant. Wie konnte ich bei so einem Anblick nein sagen?
„Okay, ich komme. Lass mich aber bitte nicht alleine. Ich werde sonst aufgeregt.", klärte ich im Voraus ab. Daraufhin lachte er nur.
Zusammen stiegen wir aus und gingen Richtung Haustüre. Ein Regen hatte angefangen. Und es war eisern kalt. Frierend zog ich mich zusammen. Okan legte sein Arm enger um mich.
Nachdem er geklingelt hatte, wurde die Türe von seiner Mutter geöffnet.
Schockiert blickte sie ihr Sohn an. Sehnsüchtig zog sie ihn daraufhin in eine Umarmung. Tränen kamen ihr von den Augen. Dieser Anblick rührte mich auch. Okan war endlich auf freiem Fuß.
„Komm rein Eylem. Es ist kalt.", wandte sich seine Mutter zu mir. Lächelnd betrat ich das Haus.
Zusammen gingen wir ins Wohnzimmer.

„Wir hatten so Angst Okan! Als Eylem uns Bescheid gegeben hat, dass du entlassen wirst, habe ich mich so erleichtert.", teilte Okans Mutter mit.
„Ich bin ja hier Mama, hör auf zu trauern. Es ist vorbei.", sicherte Okan und nahm ihre Hand.
„Okan! Mein Sohn!", hörte ich im nächsten Moment und sein Vater betrat das Wohnzimmer. Öykü trat gleich hinter ihm auf.
Okan stand auf und umarmte sich mit sein Vater. Und danach mit Özge. Tränen liefen ihr Gesicht runter.
„Endlich bist du wieder da!", gab sie mit zittriger Stimme von sich.
„Hör auf zu weinen! Ich bin da und werde nie wieder mehr gehen!", sicherte Okan und wischte ihre Tränen weg. Sie nickte und lächelte.
„Danke Eylem! Dank dir ist mein Bruder da raus gekommen. Ich hatte so Angst!", wandte sich Özge überglücklich zu mir und zog mich in eine Umarmung. Überrascht erstarrte ich. Danach erhob ich meine Arme und umschlang sie um Özge.
„Für seine Liebsten würde man alles tun.", sagte ich.
„Ja, Eylem. Dir sind wir ein großes Dankeschön schuldig. Hättest du die Sache nicht mit Emir geklärt, wäre Okan immer noch in Haft.", meinte Okans Mutter.
„Ihr seid mir nichts schuldig. Hauptsache am Ende sind wir glücklich. Und das sind wir ja.", erklärte ich.

Okan setzte sich zu mir und schaute mich liebevoll an.
„Du kannst stolz auf dich sein.", meinte er und legte sein Arm um mich.
„Wenn es um dich geht, ticke ich anders.", sagte ich so laut, dass es nur Okan hörte.
Über diese Aussage lachte er.
„Habe ich gesehen.", stimmte er mir zu.
„Wir werden gleich den Tisch decken, bleibe doch bis zum Frühstück da, Eylem.", bat Okans Mutter.
„Gerne.", nahm ich die Einladung an.
„Bis das Frühstück vorbereitet wird, gehe ich kurz unter die Dusche. Ich komme gleich.", gab mir Okan Bescheid und stand auf.
Ich nickte und verließ auch mein Platz.
„Kann ich irgendwie helfen?", fragte ich Özge.
„Ja, bestimmt.", meinte sie. Zusammen gingen wir in die Küche.
Okans Mutter hatte schon Kleinigkeiten zum frühstücken vorbereitet. Wir mussten nicht groß helfen.

„Weißt du, wie mutig du eigentlich bist?", fragte Özge mich, als wir alleine in der Küche waren.
„Ich war nie ein mutiger Mensch, aber Menschen, die dir bedeuten können dich so sehr verändern.", sagte ich.
„Ich hätte nie gedacht, dass jemand auftreten wird, die mein Bruder wieder an das Leben binden wird. Jeden Tag verlor ich etwas mehr die Hoffnung. Bist du kamst und alles verändert hast."
„Es war kein leichter Weg. Ich hätte nie gedacht, dass wir so weit kommen werden.", teilte ich mit. 
„Ja, es war nicht leicht. Aber am Ende ist alles gut geworden. Das ist doch das wichtigste.", meinte Özge lächelnd.
Nachdem wir mit der Vorbereitung fertig waren und der Tisch gedeckt war, kam auch Okan. Gemeinsam fingen wir mit dem Frühstück an.
Die Stimmung war viel lockerer, als ich es mir vorgestellt hatte. Okans Eltern schienen mich zu mögen. Ich fühlte mich gar nicht so fremd am Tisch.

unvergesslich - unutulmazWo Geschichten leben. Entdecke jetzt