K A P I T E L 42 - Das Spiel

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Ich wusste nicht wie lange ich schon auf meinem Bett lag. Die Dunkelheit war schon eingetroffen. Die Straßenlaternen beleuchteten die Gehwege. Unter dem Licht der Laternen ließen sich die dünnen Regentropfen zeigen. Der Regen prasselte sanft am Fenster.
Ich setzte mich auf mein Bett und blickte leer in die Dunkelheit.
Mein Kopf tat weh und meine Augen fühlten sich so schwer an. Wer weiß wie viele Tränen ich vergossen hatte.

Ich stand auf und machte mich auf dem Weg zum Badezimmer. Als mir die Helligkeit im Flur entgegen kam, kniff ich meine Augen zu. Schnell ging ich ins Badezimmer und schloss die Türe zu.
Meine Augen waren wie erwartet angeschwollen. Ich ließ kaltes Wasser laufen und wusch mir damit das Gesicht. Kurz zuckte ich zusammen, als mich das kalte Wasser berührte.
Dann blickte ich mein Spiegelbild wieder an. Das war nicht ich. Ich hasste dieses fremde ich. Ich hasste es zu lieben! Ich hasste es Okan zu lieben!

Meine Augen füllten sich wieder. Doch dieses mal hielt ich sie ab.
Ich will dich nicht mehr sehen! Du tust mir weh! fielen mir seine Worte ein.
Tief atmete ich ein und versuchte die Schluchzer zu unterdrücken.
Ich muss ihn vergessen! Eine andere Wahl habe ich nicht!
Okan liebt Selin! Er vermisst sie! Er will sie! Nicht mich ...
Womöglich hat sie Schluss gemacht. Noch schlimmer, vielleicht ist sie verschwunden. Wer weiß.
Danach hat sich Okan verloren.
Und ich erinnere ihn wohl an sie. Jedes mal öffnete ich also ihm mit meinem Erscheinen die Wunden. Deswegen wollte er Abstand zu mir halten.
Ihr Bild ging mir immer noch nicht aus dem Kopf. Sie war so hübsch. Kein Wunder, dass Okan sie so sehr geliebt hat. Selin. Wer weiß, wo sie jetzt ist ...
Hat sie ihn etwa verlassen? Was ist zwischen ihnen passiert, dass er jetzt am Boden ist? Hat er sie betrogen?
Mein Kopf platzt gleich, wenn ich mehr darüber denke!

Ich trocknete mein Gesicht ab und verließ wieder das Badezimmer.
„Ne biçim görünüyorsun? (Wie siehst du denn aus?)", begegnete ich im nächsten Moment Didem. Erschrocken sah sie mich an.
„Süper görünüyorum, değil mi? Herşey yoldunda! (Ich sehe super aus, stimmt's? Alles ist in Ordnung!)", sagte ich nur und ging wieder in mein Zimmer.
Doch Didem eilte zu mir.
„Was ist passiert?",fragte sie besorgt und setzte sich zu mir auf meinem Bett.
„Nichts!", behauptete ich mit brüchiger Stimme. Meine Sicht wurde wieder verschwommener.
„Klar! Deswegen siehst du auch so verweint aus! ... Warte! Ist es wegen ihm?", hackte sie nach.
Ich schwieg nur. Die Stille sprach tausend Wörter.
„Er ist wie ein Rätsel! Doch ich bin nicht die geeignete, um ihn zu lösen!", sagte ich.
„Erzähl schon! Was hat er dir angetan?", fragte sie ängstlich.
Tief atmete ich durch, bevor ich anfing zu sprechen.
„Heute habe ich Okan gefunden.", fing ich an.
„Was? Wo war er?", fragte sie schockiert.
„In einem Waldhaus. Er ist dort hin gegangen, nachdem er das Krankenhaus verlassen hat ... Er sah so schlimm aus!", fuhr ich fort. Aufmerksam hörte mir Didem zu.
„Elnur hat mich angerufen und mitgeteilt, dass ich kommen soll, weil es Okan richtig schlecht ging ..."

Ich erzählte ihr alles was geschehen war. Meine Tränen hielt ich schwer zurück! Von Didems Gesichtsausdruck erkannte ich, dass sie auch entsetzt war.
„Das Rätsel um Okan Derin wird langsam gelöst. Okan hat also vor Jahren seine Freundin verloren. Auf irgendeiner Art und Weise. Und irgendwie wird er auch als Möder beschuldigt.", versuchte sie die Teile zusammenzusetzen.
Nachdenklich lief sie auf und ab.
„Hat er etwa seine Freundin - Nein! Wieso sollte er?", fiel ihr ein Verdacht ein.
„Wieso sollte er seine Freundin umbringen, wenn er sie so geliebt hat?", fragte ich verwirrt. Das wäre unwahrscheinlich.
Ich wollte nicht daran glauben, dass er blutige Hände hat!
„Wer weiß, vielleicht hat dieser Okan wirklich Scheiße gebaut ...", meinte sie.
„Didem! Ayla hat mir gesichert, dass er kein Mörder ist!", erinnerte ich sie.
Was könnte so schlimmes passiert sein?
„Es reicht! Wenn ich mehr darüber denke, werde ich noch durchdrehen ...", zweifelte ich.
„Ich auch. Das ist ja komplizierter, als Mona Lisas Geheimnis!"
Ah Okan ... Was ist dir bloß passiert?
Tief atmete ich durch.
„Ich will nichts mehr über ihn hören!", sagte ich letztendlich und stand auf.
„Sicher?", fragte Didem grinsend.
„Ja. Heute ist es endgültig vorbei. Ich löse die Fesseln von dieser aussichtslosen Liebe ..."
Wie hart sich das angehört hatte. Die Fesseln dieser Liebe.

unvergesslich - unutulmazWo Geschichten leben. Entdecke jetzt