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Ich war so aufgeregt, denn was in den nächsten Wochen passieren würde, konnte ich noch nicht voraussagen. „Ayleen? Bist du fertig?", rief meine Mom. Ich war in meinem Zimmer und sah mich um. Hatte ich echt nichts vergessen? Im Kopf ging ich noch einmal die wichtigsten Dinge durch. Nein, ich müsste alles dabei haben. „Ich komme!", rief ich zurück und nahm meinen Koffer. Da es über 30°C hatte, trug ich nur meine dunkelroten Snickers, ein weißes Top, kurze schwarze Jeans- Hose, Sonnenbrille, dazu eine Kette und ein Bettelarmband. Als ich das Haus verließ und zu unserem Auto ging, wartete James bereits auf mich. Seine blauen Augen strahlten in der Sonne. Ich ließ meinen Koffer fallen und rannte zu ihm. Er wird mir so fehlen! Erst jetzt realisierte ich es. Ich würde für zwei Wochen nicht mehr zu ihm gehen können wenn ich wieder eine meiner schlechten Phasen hätte. Irgendwie hatte ich auch Angst, dass, wenn ich zurückkommen würde, er erkannt hatte, dass ich ihm nicht gut tue. Dass sein Leben bevor er mich kennengelernt hatte viel schöner war. Das ich einfach nur ein Störfaktor bin. Ich hielt ihn ganz fest, und er mich auch. Ich roch sein Deo und grinste ein wenig. Der Geruch bedeutete immer Liebe. „Wir telefonieren jeden Tag", flüsterte ich ein wenig verzweifelt. „Ayleen, es wird alles perfekt, okay? Mach dir eine schöne Zeit. Hab dich lieb", sagte er mit seiner dunklen beruhigenden Stimme. „Ich dich auch." Wie immer küsste er meine Stirn. Währen wir gesprochen hatten, hatte meine Mom meinen Koffer eingepackt und wartete im Auto. Ich ging zu ihr und stieg ein. „Fertig?", fragte sie. „Ja, ich bin bereit." Mein Herz raste. Ich freute mich riesig. Aber ich war mir so sicher, dass der Junge nicht da sein würde. Das wäre zu schön. Und ich wusste, dass es auf dieser Welt für mich kein Glück oder positive Überraschungen gab. Diese Hoffnung habe ich an dem Tag, als ich von der Schule nach Hause kam und ich meine Mom in der Küche, zitternd vom Weinen, sitzen sah, begraben. „Er ist weg", hatte sie immer wieder gestammelt. An diesem Tag brach eine Welt für mich zusammen. Aber dieser kleine Funken Hoffnung war noch nicht ganz erloschen. Ich wusste allerdings, wenn er nicht da sein wird, würde auch er sterben. Ich wollte ihn unbedingt wiedersehen. Das war mein einziger Lichtblick zurzeit. Außer 5sos. Wir fuhren zwei Stunden und kamen schließlich um halb fünf an. Die Sonne schien noch, doch es war kühler geworden. Bis wir eincheckten und auspackten war es schon halb sieben. Natürlich hängte ich das Poster von Calum,welches ich immer dabei hatte an die Tür. Er lächelte mich an. Leise vor mich hin summend, ging ich zu meiner Mom, und zusammen gingen wir in das Hauptgebäude um zu essen. Auf einmal kamen so viele Kindheitserinnerungen hoch. Wie mein Dad zum Beispiel immer meine Hand gehalten hatte. Ich löschte diesen Gedanken sofort wieder. Nein, jetzt bloß nicht traurig werden. Wir gingen in den Gemeinschaftssaal und setzen uns an einem Tisch. Heute wollte ich unbedingtczur Höhle. Es wäre schrecklich wenn ich ihn verpassen würde. Ich wurde nervös.bWas wenn er echt hier war? Wenn er nur wegen mir gekommen ist? Das war ein so unglaublich schöner Gedanke. Nein, mach dir ja keine Hoffnungen. Und falls er ja hier wäre, es gibt immer einen Hacken. Wir nahmen uns Essen vom Buffet. Es schmeckte wie immer köstlich. Als wir satt waren und uns kaum noch bewegen konnten, gingen wir zurück. „Ich geh gleich ins Bett. Bin echt müde von der Fahrt", sagte ich als wir das Haus betraten und verschwand in mein Zimmer. Ich wartete bis ich hörte wie meine Mom den TV einschaltete. Leise schlich ich mich raus.

Broken piecesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt